Ich sitze da und skippe mich durch meine Playlist. Von Bon Iver zu La Dispute, von Lana del Rey zu Little Image zu Frank Turner. Ich stelle meine Kopfhörer stumm und drehe die Musik dann wieder so laut auf, dass meine Schädeldecke unter dem Druck zu bersten droht. Zwischendurch lasse ich meine Hände in meinen Schoß sinken und versuche, entweder in der Stille oder dem Geräusch, Ruhe zu finden. Nicht ein einziges Mal strecke ich meine Finger Richtung Tastatur aus.
Der Cursor blinkt.
Und blinkt.
Und blinkt.
Die erste Seite des Dokuments ist jetzt, eine halbe Stunde nachdem ich sie geöffnet hatte, noch immer so blank, als hätte ich es eben erst geöffnet. Nicht mal ein schlechter Versuch, ein Arbeitstitel oder eine lose Wortsammlung möchte mir gelingen.
Ich stöhne entnervt auf, reiße mir die Kopfhörer vom Kopf und klappe mein Notebook vielleicht eine Spur zu heftig zu. Harry, der mir gegenüber am Tisch sitzt, zuckt leicht zusammen und schaut von den Weintrauben auf, die er sich gedankenverloren in den Mund geschoben hat.
„Läuft gut, wie ich höre?"„Wahnsinnig gut."
Ich verdrehe die Augen bevor ich aufstehe, um meine Tasse mit Kaffee zu füllen. Statt den Laptop wieder zu öffnen widme ich mich dem Salat, den ich mir vor einer scheinbaren Ewigkeit aus dem Catering geholt habe.Die Tür geht auf und Evelyn setzt sich mit einer Portion Pommes neben mich. In dem Moment, in dem der Geruch der frittierten Kartoffeln meine Nase trifft, bereue ich die Entscheidung, mich wenigstens hin und wieder wie Laura und nicht wie ein zehnjähriges Kind zu ernähren, das man allein zuhause gelassen hat.
Sie seufzt abgrundtief und steckt sich gleich mehrere Pommes gleichzeitig in den Mund. Offenbar sind wir heute der Tisch mit der besonders guten Laune. Ich bedenke sie mit einem mitfühlenden Blick, während Harry etwas verwirrt aus der Wäsche guckt. Er hatte heute noch keine Szenen, weswegen er das Drama am Set noch nicht miterlebt hat.
„Er macht mich wahnsinnig", stößt Evelyn aus und ich nicke.
„Ja. Jetzt wo er sich strikt an die Story halten soll, will er uns wohl mit seinem divenhaften Benehmen in den Wahnsinn treiben."
„Max?"
Evelyn seufzt bei der Erwähnung seines Namens erneut auf und verdreht die Augen.
„Du meinst Satans Musterschüler? Zum einen der, und zum anderen ist heute nicht mein Tag. Diese Kombination macht mir nagende Kopfschmerzen."Evelyn zieht ihr Handy hervor und beginnt mit schnellen Fingern eine Nachricht zu tippen. Ich würde meinen Salat darauf verwetten, dass sie ihrem Freund schreibt. Die beiden führen eine Fernbeziehung und Evelyn versucht, jede freie Minute dafür zu nutzen, ihn auf dem Laufenden zu halten.
Ich schiebe mir ein Salatblatt in den Mund und zucke die Schultern.
„Er ist wirklich unerträglich. Ich fange langsam an, mein eigenes Buch zu hassen, weil er jede noch so unwichtige Szene dreißig Mal drehen lässt."„Tja, hättest du ihn mal deine Figur dümmlich und uninteressant machen lassen."
„Hätte ich mal", murmle ich und schiebe meinen Salat wieder zur Seite, um meinen Laptop zu öffnen. Wenn ich schon nichts geschrieben bekomme, kann ich wenigstens meine Mails beantworten.
„Kann ich auch eine haben?", frage ich an Harry gewandt und deute auf die Schüssel mit den Weintrauben in seinem Schoß. Harry blickt auf. Für den Sekundenbruchteil scheint er zu überlegen, dann löst er eine Traube und hält sie zwischen Daumen und Zeigefinger in die Luft.
„Kannst du gut fangen?"Ich grinse und setze mich in meinem Stuhl auf.
„Kommt drauf an, wie gut du werfen kannst!", entgegne ich und öffne meinen Mund.Die erste Traube prallt an meiner Nase ab und fällt direkt in Evelyns Schoß. Sie bedankt sich lachend und schiebt sich die Traube in den Mund. Die zweite schafft es nicht mal annähernd in die Nähe meines Gesichts. Die dritte trifft meine Stirn und rollt unter die Kaffeestation. Mittlerweile schaut uns nicht nur Evelyn zu. Einige der Nebendarsteller zwei Tische weiter beobachten grinsend, wie sich Harry abmüht, meinen Mund zu treffen.
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»3 am« [harry styles]
RomansaStell dir vor, du schreibst ein Buch. Und ohne, dass du jemals damit gerechnet hättest, wird dieses Buch zu einem unglaublichen Erfolg. Die halbe Welt verschlingt es; leidet, lebt und liebt mit den Protagonisten, und diese kleine Geschichte zieht im...