14. Psychologin

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"Guten Morgen Lexa." Begrüßt mich die mittlerweile vertraute Stimme. Ich lächel ihr zu. "Guten Morgen Jane. Wie geht es Ihnen heute?" Ein lautes Lachen kommt aus ihrem breitgrinsenden Mund. "Liebes, du bist hier bei einer Psychologin, hier redet man darüber wie es dir geht und nicht wie es mir geht." Seit ungefähr zwei Wochen bin ich bei ihr, einer wirklich guten Psychologin. Ich wollte nicht zu irgendeiner Fremden Person, mit ihr über meine Probleme reden, aber Elli hat mich überredet und das war gut so. Wir reden nicht nur über das was vor drei Wochen mit Herr Enger passiert ist, sondern auch über das mit meinen Eltern, dass sie mich wegen meiner Sexualität aus dem Haus geschmissen haben, dass mein Vater mich misshandelt hat, über vieles. Sie weiß so viel über mich, nicht einmal Elli weiß alles. Nicht weil ich ihr nicht vertraue, nein ich will sie damit einfach nicht belasten. Ich weiß, das ist alles dumm, aber ich habe Jane, mit ihr rede ich. "So Lexa, was belastet dich denn heute?" Ich setzte mich im Schneidersitz gegenüber von Jane. Das rote Sofa, auf dem wir sitzen ist so weich und flauschig, dass ich fast nach hinten falle, weshalb Jane mich auslacht. Ehe ich meine Augen schließe streckt sie mir ihre Hand hin und hilft mir mich etwas gemütlicher hinzusetzten. Mit einer zarten, eher traurigen Stimme beginne ich zureden. "Zur Zeit denke ich viel über meine Eltern nach." Verständnisvoll nickt sie mir zu. "Ich frag mich warum mein Vater mich misshandelt hat, was für einen Grund ich ihm gegeben habe und ob er es bereut." Sie nimmt vorsichtig meine Hand in ihre. "Erzähl mir mehr davon." "Weißt du Jane, ich habe immer versucht es jedem recht zu machen, alle sollten zufrieden sein mit mir, aber ich habe scheinbar immer irgendetwas falsch gemacht. Ganz ehrlich, viele Leute sagen eine Vergewaltigung ist schlimmer als alles andere, ich möchte jetzt nicht herablassend gegenüber den Menschen sein, die das so empfinden, jedoch finde ich das nicht ansatzweise so schlimm, wie das was mein Vater mit mir gemacht hat." Ihr sonst so neutrales oder glückliches Gesicht verzieht sich zu einer traurigen Miene. "Was hat er denn genau gemacht?" Ich denke sie interessiert sich wirklich dafür und nicht nur wegen ihrem Beruf, sie kann einem das Gefühl geben, dass man etwas Wert ist. "Er hat mich wegen Kleinigkeiten geschlagen, wie einer schlechten Note in der Schule, er hat mich eine Hure genannt, er hat so gut wie nur geschrien. Okay warte streich das so gut wie, außerdem hat er zu viel getrunken und war allgemein kein guter Vater." Tränen bilden sich in ihren Augen. Sie versucht es zu verstecken, jedoch habe ich es schon von Beginn an bemerkt. "Warum hat er dich eine Hure genannt?" Fragt sie vorsichtig nach "Ich war 11 Jahre alt." Beginne ich zu erzählen. " 11 Jahre und war total auf der Rock und Metal Scene. Ich war einkaufen, shoppen und hatte Geld von meiner Mutter bekommen. Als mein Onkel Zuhause war wollte ich beiden meine neuen Klamotten präsentieren, meine Mutter war nicht Zuhause, sie war arbeiten. Ich bin in meiner neuen Lederhose und in meiner neuen Lederjacke zu ihnen stolziert. Ich war so stolz auf mich und die Klamotten wie noch nie. Mein 11 Jähriges naives ich hatte ihnen die Klamotten präsentiert und ich hatte meinen Onkel gefragt wie er es findet. Er meinte, dass es toll aussieht, was mich überglücklich gemacht hat, jedoch war mein Vater nicht so begeistert davon. Erst einmal hat er seinen älteren Bruder angeschrien, was er sich einbildet, er soll seiner Tochter nicht sagen, dass das gut aussehen würde. Ich hätte scheinbar ausgesehen wie eine Hure. Ich bin das erste mal gegen ihn gegangen und meinte, dass das schön ist und ich nicht aussehen würde wie eine Hure. Ich hatte meinen ganzen Mut gesammelt und hatte ihm das mit einer zittrigen Stimme gesagt, jedoch hat er meine Meinung nicht aktzeptiert und ist aufgestanden, sein aggressiver Blick hat sich in meine Gedanken gebrannt und ich sehe ihn heutzutage immer noch, er hatte seine Hand erhoben und wollte mich, wie so oft, schlagen. Auch dieses mal habe ich mich zum ersten mal wiedersetzt, ich bin weinend weggerannt. Im Esszimmer angekommen hatte er mich um den Tisch gejagt und ich hatte verzweifelt nach meinem Onkel gerufen. Die Tränen liefen mir an meinen Wangen herunter. Ich schrie und heulte nach ihm, jedoch hatte er keine anzeichen gemacht, mir zu helfen. An diesem Tag starb mein Lieblings Onkel für mich." Erzähle ich ihr mit Tränen in den Augen auch Jane hat Tränen in den Augen. Sie hohlt tief Luft und beginnt zu sprechen. "Lexa Liebes, ich weiß nicht was ich dazu sagen soll." Ich muss anfangen laut los zu Lachen. Mit einem Lachen überspiele ich nur zu oft meine Trauer und Ängste. "Hab ich jetzt wirklich mit einer Geschichte dich so aus der Bahn geworfen, tut mir leid, ich mein das nicht böse, aber das ist nicht ansatzweise alles, das ist ein Bruchteil meines Lebens mit ihm und sicherlich nicht das Schlimmste." Sie wischt sich die Tränen aus den Augen. "Hast du dir mal überlegt, ob du vielleicht mit deinem Vater darüber reden möchtest?" Ein paar Sekunden denke ich darüber nach. "Eine Überlegung wäre es Wert." Antworte ich ihr. "Nur habe ich davor Angst. Ich wüsste niemand der dabei sein könnte, außer dir habe ich noch niemandem davon erzählt, nichteinmal Elli weiß das und alleine, entweder würde ich ihn töten oder er mich." "Das hört sich doch gut an, mit deiner Freundin, nimm sie doch mit." "Er würde mich umbringen, wenn er wüsste, dass ich tatsächlich eine Freundin habe und man sieht ja dass sie etwas älter als ich ist, wenn er herausfinden würde, dass es meine Lehrerin ist. Ich will mir gar keine Gedanken darüber machen, er würde es ganz bestimmt melden und sie wäre ihren Job los. Das geht alles nicht. Nein." Erneut nimmt sie meine Hand. "Ich bestelle ihn hier her. Ob er kommt oder nicht, dass kann ich nicht beeinflussen, aber ich bestelle ihn hier her für nächste Woche Dienstag. Du musst nicht mit ihm sprechen, du kannst ihn auch sprechen lassen, jedoch bin ich mir sicher, dass es dir nach einem Gespräch mit ihm besser gehen würde, du könntest einen Schlussstrich ziehen." Ich nicke ihr zustimmend zu und umarme sie als Verabschiedung.

Nächste Woche Dienstag. Hmm wie soll ich das finden. Das ist schon in fünf Tagen, ob er überhaupt kommt? Ich bin mir unsicher was ich besser fände. Vielleicht habe ich aber auch einfach nur Angst ihn zu sehen, Angst was er sagt. Das ist doch auch berechtigt oder nicht? Der Zwiespalt in meinem Kopf breitet sich aus. Ich schlendere den Weg entlang. Nach 10 Minuten komme ich bei Elli Zuhause an. "Ich bin wieder da!" Rufe ich durch die Wohnung. Vor drei Tagen hat sie mir ihren Wohnungsschlüssel gegeben, was ein echt lustiger Zufall war, denn ich wollte ihr meinen genau an dem selben Tag auch geben. "In der Küche!" Schreit sie mir mit ihrer liebevollen Stimme entgegen. Ich hänge mich von hinten an sie. "Ich liebe dich." Flüstere ich ihr ins Ohr. "Und wie war's?" Fragt sie mit ihrer süßen Stimme neugierig nach. Ich atme tief ein. "Vielleicht kommt mein Vater das nächste mal." Und erneut, meine Stimme zittert. "Ist das gut oder schlecht?" "Ich erzähl dir alles über meine Eltern, wenn wir gegessen haben.

Verbotene Liebe - Schülerin & LehrerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt