4. Vertrauen

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Ich sitze auf meinem Gewohnten Platz. Meine Beine zittern, ich bin nervös. Ich sehe sie wieder. Elli. Ich bin noch ein Tag zuhause geblieben, aber nur weil ich zu große Angst hatte Elli wieder zu sehen. Meine Gefühle spielen verrückt. Meine Gedanken spielen verrückt. Mein Herz rast, wenn ich nur an ihren wunderschönen Namen denke. Bevor ich bemerke, dass ich abwesend bin, wie so häufig, höre ich Ellis Stimme. "Guten Morgen meine Lieben. Wie geht es euch denn an diesem schönen Morgen?" Das macht sie öfters. Sie fragt alle wie es ihnen geht und dann muss jeder nach der Reihe etwas sagen. Eigentlich machen wir das Montags, heute ist Mittwoch. Vielleicht will sie es von mir speziell wissen. Vielleicht liegt ihr etwas an mir. Vielleicht hat sie Interesse an mir. Vielleicht bin ich ihr wichtig oder vielleicht wünsche ich mir das alles auch nur.

ich bin an der Reihe. "Mir geht es bestens." meine Stimme zittert. Ich hab sie noch nicht einmal angeschaut. Ich kann mir nur zu gut vorstellen wie wunderschön sie heute aussieht. In meine Gedanken vertieft blicke ich auf. Ihre blonden Haare sind gelockt, es steht ihr. Sie ist bildhübsch. Sie ist perfekt, wie immer. Ihr Duft steigt mir in die Nase und instinktiv muss ich tief einatmen. Ich kann meine Augen nicht von ihr lassen. Ich glaube sie merkt, was sie mit mir anstellt. Sie hat das im Gefühl oder es ist einfach zu offensichtlich. Auch wenn sie es weiß, ich kann nicht aufhören. Sie kommt näher zu mir. "Lexa." Wenn sie mit ihrer unbeschreiblich schönen Stimme meinen Namen sagt, schlägt mein Herz schneller. "Geht es dir wirklich gut?" Sie macht sich sorgen um mich. Um mich, eine gewöhnliche Schülerin. Ihr liegt vielleicht wirklich etwas an mir. "Mir geht es bestens El - Frau Cat." zum glück ist mir noch rechtzeitig aufgefallen, dass wir in der Schule sind. "Du kannst mich doch Elli nennen. Dummerchen." Ich schaue mich um. Niemand ist mehr hier. Jeder ist in der Pause. Ich war so vertieft in meine Gedanken und Elli, dass ich nicht einmal mitbekommen habe, dass alle gegangen sind. "Du bist immer so abwesend. Ich habe schon ander Lehrer gefragt, ob du das auch bei ihnen bist, aber scheinbar nicht. Liegt es an mir? Gestalte ich meinen Unterricht langweilig oder irgendwas anderes? Du musst es mir nur sagen." Elli. Wie soll ich dir in die Augen schauen und sagen, ja du bist daran schuld. Deine Stimme, deine Augen, deine Lippen, alles. Alles an dir ist so perfekt und das lenkt mich so unfassbar vom Unterricht ab. "Hallo? Lexa? Siehst du, du bist schon wieder Abwesend." Ihr besorgter Blick verrät mir wie zu oft, dass sie nicht sauer ist, sondern sich sorgen um mich macht. "Es tut mir leid. Elli es liegt nicht an deinem Unterricht, dein Unterricht ist toll. Denke ich." "Lexa. Rede bitte mit mir, wenn irgendetwas ist, dann sag es mir. Ich bin für dich da."

Ich sitze auf meinem Sofa, schlürfe meinen Kaffee und schaue Netflix. Essen ist schon im Backofen, Wäsche ist gemacht, geduscht habe ich auch schon. Das heißt ich muss nichts mehr erledigen. Entspannt lehne ich mich zurück und suche einen Film den ich jetzt anschaue, bis es an meiner Türe klingelt. Ich erwarte niemanden. Ich habe keinen BH an, ich bin Farfuß, eine kurze Hose schmückt meine Beine und ein bauchfreier Hoodie meinen Oberkörper. Ich öffne die Türe und wer steht da? Elli. "Hey Lexa. Darf ich reinkommen?" Langsam kommt sie mit ihrer Hand näher an mein Gesicht und schließt letztendlich meinen offenstehenden Mund. Sie hat etwas ganz anderes an als heute morgen in der Schule. Sie hat eine helle skinny Jeans an und, was für ein Zufall, einen bauchfreien Hoodie. "Was machst du denn hier?" meine Stimme stockt. Ihr grinsen lenkt mich ab, aber ich konzentriere mich darauf nicht Abwesend zu sein. "Ich wollte mal nach dir schauen und war eh in der Nähe, also passte das gut zusammen. Bekomme ich einen Kaffee?" ich düse ab in die Küche und bereite ihren Kaffee zu. Mittlerweile hat Sie ihre Schuhe ausgezogen und sich auf das Sofa gesetzt. "Danke liebes." mein Herz schmilzt, sie hat mich liebes genannt. "Was machst du gerade?" "Ich wollte einen Film schauen." "Klasse! Kann ich mit schauen?" Ich glaube sie will Zeit mit mir verbringen, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Wir sitzen nur da und suchen zusammen einen Film aus. Die Nervosität, die ich Anfangs hatte ist schon längst verflogen. Es ist schön einfach nur hier zu sitzen und alleine mit ihr zu sein.

Nach zwanzig Minuten klingelt mein Wecker. "Das Essen ist fertig!" ich hatte es schon völlig vergessen. Ich springe auf und hole zwei Teller. Zum Glück habe ich Auflauf gemacht, sonst hätte es nicht für uns beide gereicht. Wir sitzen weiterhin auf dem Sofa, pausieren den Film und reden ein wenig während dem Essen. Geschichten aus unserer Kindheit und der Jugend, in der ich immer noch stecke kommen nicht zu kurz. Sie schaut mich traurig an. "Lexa." ihre Stimme war vorhin voller Freude, doch jetzt klingt sie traurig. Auch mir vergeht die Freude und meine Mundwinkel fallen nach unten. "Warum bist du hier alleine? Was ist mit deinen Eltern?" Ich habe noch niemandem die komplette Warheit gesagt, aber ihr vertraue ich mehr als jedem anderen. "Sie haben mich rausgeschmissen vor einem Jahr." meine Stimme zittert. Sie rückt näher an mich und nimmt meine Hand in ihre. "Ich habe ihnen erzählt, dass ich lesbisch bin, das haben sie aber nicht akzeptiert und meinten, dass das nur eine Phase wäre. Als ich daraufhin zu ihnen sagte, dass das keine Phase ist schlug mein Vater mir ins Gesicht." mir Laufen Tränen über die Wangen. Sie wischt sie mir weg und nimmt mich in den Arm. Mein Kopf liegt in ihrer Halsbeuge und sie streichelt mir sanft über den Kopf. "Ich hatte das noch niemandem erzählt." Sie schaut mir tief in die Augen. "Es ist gut, dass du es jetzt rausgelassen hast." langsam nähert sie sich meinem Gesicht. Was hat sie vor? Am liebsten würde ich sie jetzt küssen, aber nein das darf ich nicht. Sie gibt mir einen Kuss. Einen Kuss auf die Stirn aber es ist ein Kuss. Mein Blut strömt in meine Wangen. Mir ist heiß. Mein Puls, mein Herz und mein Atem beginnen zu rasen. Ihre weichen Lippen lagen auf meiner Stirn. "Ich muss gehen." die Trauer in ihrer Stimme ist nicht zu überhören. Ihr hat es offensichtlich hier gefallen. Meine Vermutung bestätigt sie mit den Worten. "Wir müssen das mal wieder wiederholen, es war schön." ich bekomme nur ein knappes "Ja." heraus und sie geht aus der Türe.

Verbotene Liebe - Schülerin & LehrerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt