Chapter 17

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„Verrate mir ein Geheimnis.“, forderte Jacy. Ich zog meine Augenbrauen hoch und schüttelte meinen Kopf.

„Dir verrate ich rein gar nichts.“ Er lachte, schaltete den Motor aus und zog den Schlüssel.

„Okay, wir sind da.“ Jacy öffnete seine Tür und sprang aus dem Auto. Ich wusste nicht wo wir waren und was wir hier wollten, aber es war wunderschön. Wir hatten hinter dem schwarzen Jeep der Jungs geparkt und befanden uns an einer kleinen Klippe außerhalb von Doncaster. Die Sonne war schon fast untergegangen und tauchte die Landschaft in ein tiefes Orange. Meine Lieblingsfarbe. Anscheinend war Jacy zu ungeduldig und öffnete auch die Autotür auf meiner Seite. Ich schnallte mich ab, schlüpfte aus meinen ungemütlichen Pumps und betrat den unebenen Boden. Ich wünschte mir, dass ich diese Aussicht mit anderen Leuten teilen konnte.

Ich nahm, mehr oder weniger, männliches Geschrei am Rand der Klippe wahr und entdeckte sofort die fünf herumalbernden Jungs.

„Willst du nicht mal lachen oder so?“, Jacys Stimme klang schon beinahe ein bisschen besorgt. Ohne etwas zu erwidern lief ich auf die anderen zu.

„Hi Jungs.“, begrüßte ich sie. Niall grinste mich breit an, während Louis angestrengt in eine andere Richtung starrte.

„Hey.“, Jacy tauchte neben mir auf und schlug mit seinen Kumpels ein.

Das einzige was ich hörte, war mein Herz, welches in rasender Geschwindigkeit gegen meine Brust schlug. Es war diese Umgebung welche mir den Atmen verschlug. Etwas magisches lag in der Luft und verschaffte mir einen klaren Kopf. Unerwartet schlug mir dabei die Realität direkt ins Gesicht.

Ich ahnte was Louis mir sagen wollte. Allerdings wollte ich es nicht wahr haben. Mein Vater sollte mich nicht erneut belogen haben.

Ich war naiv.

Ich war dumm.

„I-ich habe meine Tasche im Auto liegen gelassen. Ich komme gleich wieder.“, murmelte ich, ließ mir den Autoschlüssel von dem zögernden Jacy aushändigen und stolperte zum Auto. Die Sicht vor mir verschwamm. Meine Beine wollten mich nicht weiter tragen. Meine Narbe schmerzte. Meine Augen brannten. Ich wusste nicht was ich tat, doch mein Unterbewusstsein hatte schneller entscheiden. Ich steckte den Schlüssel ins Zündschloss und versuchte den Motor zu starten, allerdings wollte dieser nicht anspringen. Ich sah, wie Jacy und Zayn auf das Auto zu rannten, um mich zu stoppen. Noch ein weiteres Mal versuchte ich den Motor zum laufen zu bringen und es gelang mir. Gerade als ich Gas geben wollte, schmiss sich Zayn vor das Auto und stützte seine Arme auf der Motorhaube ab. Ich legte eine Vollbremsung hin.

Zayn atmete erleichtert auf. Jacy riss die Fahrertür auf und zerrte mich aus dem Auto, direkt an seine Brust.

„Was tust du nur Heather?“, flüsterte er in mein Ohr. Ich wollte nicht schwach werden. Ich wollte die Wahrheit hören. Die Wahrheit aus Louis Mund. Ich stieß Jacy von mir und lief entschlossen auf meinen Halbbruder zu. Mit meinem Handrücken wischte ich mir eine Träne von der Wange und stellte mich Lou gegenüber.

„Ich möchte jetzt, dass du mir die Wahrheit erzählst. Und zwar die ganze Wahrheit.“, Louis schaute mich verzweifelt an. Harry, Niall und Liam zogen sich langsam zurück, um uns alleine zu lassen.

„Es ist ja gar nicht meine Schuld! Dein Vater hatte diese grandiose Idee!“, verteidigte er sich. „Welche Idee Louis? Von was reden wir hier?“, meine Stimme hob sich, wie immer wenn ich aufgebracht war. Louis zuckte zusammen und trat einen Schritt zurück.

„Heather...i-ich bin nicht dein Bruder. Ich w-ar es nie und werde es leider auch niemals sein. Da-as einzige was dein Vater hatte war Angst. Angst, dir die Wahrheit zu sagen, wer dein e-echter Bruder ist. Ich bin es nicht Heather. Und es zerreißt mir mein Herz.“ Tränen liefen seine Wangen hinab. Er blickte an mir vorbei und lächelte leicht.

„Mein alter, bester Kindergartenfreund allerdings, möchte seine Schwester schon seit Jahren kennenlernen.“

Es brach in diesen Moment nicht nur die Welt für mich zusammen, sondern das gesamte Universum.

Erneut basierte meine Geschichte auf einer einzigen Lüge. Eine Lüge, für die nicht nur mein Vater Verantwortung trug, sondern auch Louis und alle anderen die eingeweiht waren. Einer Lüge, der ich Glauben geschenkt hatte und Hoffnung gab. Offensichtlich hatte ich mich erneut in meinem Vater getäuscht. Wieder wurde ich hintergangen. Ein weiteres Mal fühlte ich mich zerbrochen.

Ich drehte mich zu Jacy um. Meine Unterlippe zitterte, mein echter Bruder verschwamm vor meinen Augen und ich fiel.

Fiel, mitten in eine komplette Finsternis. Das letzte was ich spürte waren zwei starke Hände unter meinen Armbeugen.

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Ich öffnete meine schweren Augenlider und blickte einer unbekannten beigen Decke entgegen.

Was zur Hölle war passiert und wo befand ich mich hier?

Langsam richtete ich mich auf und studierte das Zimmer. Es war kindlich eingerichtet und sehr klein.

Meine Gedanken kreisten, doch das letzte woran ich mich erinnern konnte war, dass ich mit Claire die Gäste begrüßt hab. Angestrengt dachte ich weiter, doch an danach konnte ich mich nicht mehr erinnern. Hatten wir so viel getrunken und war die Fete schon langen vorbei?

Barfuß stieg ich aus dem Bett und betrachtete mich in einen winzigen Spiegel über einer Kommode, welche das halbe Zimmer einnahm.

Meine Haare fielen mir in wunderschönen Locken über die Schultern, ich war Top geschminkt, doch in meinen Augen lag etwas, was ich nicht definieren konnte. Was mir dazu noch auffiel war, das ich nicht mehr mein Kleid trug sondern irgendein zu großes Shirt und meine Unterhose.

Ich atmete einmal auf und öffnete als nächstes das Zimmerfenster. Ich lehnte mich dran und blickte auf ein sehr bekanntes Haus auf der gegenüberliegenden Seite der Straße.

Das konnte doch nicht wahr sein.

Ich nahm Musik aus der Richtung wahr und eine menge Leute.

Hinter mir ertönte ein Geräusch, sodass ich mich erschrocken umdrehte. Vor mir stand Louis mit einem Glas Wasser in der Hand. Er schaute mich traurig an. Ich lächelte ihn an und setzte mich auf das Fensterbrett.

„Darf ich fragen warum ich mich gegenüber von der immer noch laufenden Party befinde?“, Lous Gesichtszüge spannten sich an. Er reichte mir das Glas Wasser und seufzte.

„Du kannst dich nicht erinnern?“

„Erinnern an was?“, ich versuchte so ruhig wie möglich zu klingen, wobei in mir der Teufel tobte und sich fragte was vor sich ging.

„Das ist unmöglich. Wie kannst du Erinnerungsverlust haben?“, Die Tür öffnete sich erneut und diesmal stand mein bester Freund in der Tür. Ich sprang auf und fiel Caspar erleichternd um den Hals. Er strich mir mit seiner Hand über den Rücken.

„Jacy hat mir erzählt was passiert ist. Heather, es tut mir so, so unendlich leid für dich.“, redete er mir zu. Ein noch größeres Fragezeichen bildete sich in meinem Kopf. Louis räusperte sich.

„Sie hat Erinnerungsverlust Caspar und ich weiß nicht warum.“, Louis Stimme klang verletzt und schuldig. Aller Anschein nach blieb Caspar wieder die Ruhe in Person.

„Das ist fast normal. Ihr Gehirn will sie vor zu heftigen Ereignissen so kurz nach der Erholung schützen. Sie werden mit der Zeit wiederkommen. Wahrscheinlich sogar noch in den nächsten Stunden.“, erklärte er und lächelte mich danach kurz an.

„Könnt ihr mir nicht einfach sagen was passiert ist?“, fragte ich hoffnungsvoll.

„Nein, noch ein weiteres Mal wird mich umbringen.“, meinte Louis mit tränenglänzenden Augen und verließ darauf das Zimmer.

"Caspar, ich möchte, dass Ashton zu mir kommt.", flüsterte ich.

Ich glaube, ich brauche ihn jetzt am meisten.

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Amnesia.

 Twitter: @ThisIsReal_16

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