09.09.2017

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My Dear Jim,

Es ist schrecklich heiß geworden. Die Sonne knallt durch meine abgedunkelten Fenster und die Luft ist stickig, schwülwarm und verschmutzt. Manchmal frage ich mich ob nach diesem langen Winter, der Sommer beweisen will, dass er da mithalten kann.

Nachdem ich aus der Klinik entlassen wurde, begann mein Alltag wieder in geregelten Bahnen zu verlaufen. Die Klinik hat mir einen Job besorgt. Zwar einen miserabel bezahlten und noch dazu sind die Arbeitsbedingungen eher… staubig, aber ich muss wenig mit Menschen zu tun haben. Ich arbeite in einem Lager und checke Bestellungen, Bestände oder räume Kartons von links nach rechts. Es ist bei weitem keine Erfüllung, aber ich füge mich und mittlerweile geht es mir besser. Ich trinke weniger jetzt wo ich eine Aufgabe habe und einen Grund aufzustehen. Mein Leben und dein Verlust stauben langsam ein. Es wird im Alltag untergraben und mit Kartons zugestellt.

Mit dir habe ich auch alle anderen verloren, was wahrscheinlich am schlimmsten war. Unsere ehemaligen „Freunde“ haben sich nach deinem Tod nur noch zwei, dreimal gemeldet und selbst Jack ist wieder beim Militär, wo er hingehört. Jeder ist seines Weges gezogen. Sie haben mich fallen gelassen wie gebrauchte Kippe. Du warst das Feuer und ich der Tabak. Ohne dich bin ich wertlos. Auch wenn mein Alltag langsam auf den richtigen Weg läuft, fühle ich mich so schrecklich einsam. Kann mich mit niemanden treffen und wenn ich nach Hause komme wartet niemand.

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Sebastian

Briefe an JimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt