12.02.2017

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Dear Jim,
Weißt du noch was an diesem Datum war? Natürlich weißt du es nicht. Du warst nie der Typ für romantisches Getue. Konntest dir ja kaum deinen eigenen Geburtstag merken, geschweige denn meinen, aber es war ja auch egal. Wir haben einfach jeden Tag gelebt als hätten wir Geburtstag. Wir haben eh immer gemacht was wir wollten - was du wolltest.
Kannst du dich an die Woche erinnern in der wir uns nur von Kuchen ernährt haben?
Die Nächte hast du gekotzt und am nächsten Tag trotzdem immer weiter Kuchen gegessen, du laktoseintoleranter Idiot.

Oder erinnerst du dich wie wir die ganze Nacht durchgefahren sind nur um den Sonnenaufgang über den Highlands zu sehen?
Als wir da waren wussten wir nicht einmal wie wir dort hingekommen sind, so bekifft waren wir.
Ich sehe das silber des Raureifes immer noch vor mir. Wir zwei in unendlich weiten Landschaften, die sich im Morgen rot färbten. Man konnte unseren Atem sehen als wir einfach losgelaufen sind. Irgendwo hin. Einfach los bis auf einen Hügel.

Mir kam die Welt so schrecklich unbedeutend vor. Wir waren so klein, James. So klein. Du wolltest groß sein, - das man deinen Namen kennt und erzittert. Du wolltest größer sein als alle Anderen. Und nun?
Nun bist du tot und wir können nicht mehr jeden Tag leben als wäre es unser Letzter, denn dein Letzter ist bereits vorbei und ich habe das wichtigst verloren um zu leben.
Du warst wie meine Raucherlunge. Hast mir nicht gerade gut getan aber wir haben funktioniert.

In Liebe Sebastian

Briefe an JimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt