Was habe ich mir nur dabei gedacht?

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Emma und Hayley sind Zwillinge und sechs Jahre. Für meine Eltern und auch für Caleb und mich kam die Schwangerschaft von Mum sehr unerwartet. Mum wollte eigentlich keine Kinder mehr und hat oft in ihrer Schwangerschaft geweint, wenn sie dachte dass sie alleine zu Hause war. Ich war damals noch jünger und habe nicht verstanden warum sie so verzweifelt war. Im Gegensatz zu ihr habe ich mich gefreut, kleine Geschwister zu bekommen. Als Emma und Hayley geboren wurden, konnte man meiner Mutter ansehen, dass sie trotz allem sehr glücklich war,die beiden in ihren Armen zu halten.

Je älter ich wurde, desto mehr hatte ich verstanden, warum Mum und Dad beide in der Schwangerschaft oft ein Gesicht voller Sorgen hatten.

Es war der finanzielle Aspekt.

Als ich kleiner war, habe ich es nicht wirklich verstanden, was dahintersteckte, doch Mum und Dad hatten beide keine Jobs, wo sie sehr viel verdienten. Mum war Reinigungskraft in einem Unternehmen für Teppiche. Dad war Hilfskoch in einem kleinen Restaurant am Ende der Stadt. Wir waren keine Millionäre, aber das war okay. Wir kannten es nicht anders, wir sind mit wenig Geld aufgewachsen und haben dies zu schätzen gelernt.

Mum wurde mit meinem Bruder Caleb schwanger, als sie siebzehn war. Sie hat ihren Abschluss gerade so geschafft. Und gerade so, war einfach zu wenig für die Arbeitswelt. Trotzdem hatte sie es irgendwie geschafft einen Job als Reinigungskraft mit guten Aussichten auf Beförderung gefunden. Ein Jahr später wurde sie schwanger mit mir und konnte ihre Arbeit, nicht mehr weiter führen und so wurde siegekündigt. Dad steckte zu diesem Zeitpunkt in einer Ausbildung als Koch und musste diese abbrechen, damit wenigstens etwas Geld nach Hause kam. Und so half ihm sein Freund eine Arbeit zu finden. Er hatte Glück im Unglück und fand einen Job in dem Restaurant als Tellerwäscher. In dem Betrieb hat er sich dann hochgearbeitet als Hilfskoch und hat in den letzten Jahren seine Ausbildung wieder fortgesetzt und beendet. Sein Traum war es ein eigenes Restaurant zu eröffnen und ich sagte ihm immer wieder, dass er es doch versuchen sollte, doch er zuckte immer nur mit dem Schultern und zwinkerte mirzu.

Irgendwann einmal wenn ihr Kinder älter werdet und Hayley und Emma etwas größersind, ich meine ich bin noch jung, sagte er immer.


Nach Caleb und mir wollten sie eigentlich keine Kinder mehr, da es schon schwer genug war mit zwei kleinen Kindern, die auch noch einen geringen Altersunterschied hatten. Doch dann waren die Zwillinge auf einmal unterwegs und in unserer kleinen Wohnung brachte stillschweigende Panik aus. Angst um das Geld, dass unsere Eltern nicht hatten, um noch weitere zwei Münder satt zu kriegen. Also trat Mum gleich nach der Geburt auf den Arbeitsmarkt. Um die Zwillinge kümmerte sich Dad vormittags und Mum nachmittags.

Je älter wir wurden, desto mehr Stunden arbeitete Mum. Und so kümmerten wir uns manchmal um das Essen und um Emma und Hayley.

Trotzder schweren Zeit für unsere Eltern, haben sie uns vier immer das Gefühl gegeben geliebt zu werden...


Die Zwillinge warten vor der Schule und als sie mich entdecken, rennen sie zu mir und laufen in meine Arme. "Viola!!"

"Hey,ihr Süßen, ich hoffe ihr wartet nicht zu lange", sage ich und lächle als sie beide den Kopf schütteln.

"Nein,aber Hunger haben wir schon" meint Emma, die ihre hellen braunen Haare in einem Pferdeschwanz mit rosa Schleifen hatte. Hayley dagegen hat sie offen, nur die vordere Partie ist mit ein paar Clips nach hinten festgemacht.

"Ich mache euch etwas zu essen, Caleb müsste auch bald nach Hause kommen und Mum kommt auch in einer Stunde"


Als Mum nach Hause kommt, hat sie nicht gerade gute Laune und als am Abend die Zwillinge schlafen gehen möchte sie mit Dad, Caleb und mir reden. Und sie fackelt auch nicht lange herum als wir alle ins Wohnzimmer kommen und uns hinsetzten.

"Sie haben mir gekündigt."

"Was?!Aber warum?" fragt Caleb, der neben mir sitzt und sich vorlehnt.

"Mangel am finanziellem Mittel, als hätten wir selber auch keine Probleme"meint sie und klingt ehrlich gesagt wirklich müde und traurig.

"Dann findest du etwas anderes, irgendwo" sagt Dad und streicht ihrüber dem Arm.

Sie seufzt. "Ich muss mich ran halten, sehr lange ohne Arbeit, wirdschwierig für uns"

"Ich habe einen Job gefunden" ,sage ich und da niemand etwas sagt,erzähle ich weiter. "Es ist in einer Autowerkstadt, ich bin für das Büro wohl zuständig. Ich weiß auch noch nicht wie viel ich verdiene und wie lange ich arbeite, aber das erfahre ich Morgen."

"Warum hast du uns denn nichts davon erzählt, dass du einen Job suchst,mein Schatz?" , fragt Mum.

"Weil die Chancen, dass ich einen finde, wirklich nicht gut standen, aber ich hatte wohl noch Glück"

"Glück können wir in dieser Familie wirklich gebrauchen" meint Dad undschüttelt den Kopf. "Du arbeitest nur, wenn du noch genug Zeitfindest, für deine Schule, Viola. Wir wollen nicht, das du darunterleiden muss"

Ich schüttle ebenfalls den Kopf. "Keine Sorge, Dad. Das wird nicht passieren."


Am nächsten Tag nach der Schule betrete ich die Autowerkstatt. Alexander scheint auf mich gewartet zu haben, denn er steht angeleht zwischen Tür und Büro. Mir war ehrlich gesagt etwas mulmig, dassich mit Alex zusammen arbeiten muss, doch jetzt wo Mum ihre Arbeit verloren hat, habe ich noch einen weiteren Grund, warum wir dieses Geld brauchen.

Ohne große Gespräche an zu fangen, erklärt er mir grob die Aufgaben,die ich bis zum Betriebsende um sieben Uhr Abends fertig haben muss.Des weiteren bin ich für das Telefon zuständig und für die Terminvergabe. Er lässt es mich ein paar Mal üben, dass ich am Telefon, dass richtige sage, nickt und holt die Verträge. Nachdem ich sie unterschrieben habe und nun stolze Besitzerin eines monatlichen Einkommens bin, mache ich mich an die Arbeit zu sortieren und Termine zu vergäben.

Alex lässt mich alleine und lässt die Tür, die Büro und Werkstatt voneinander trennt nur einen winzigen Spalt breit offen. Er hat nicht viel geredet, eigentlich nur das nötigste und ich habe das Gefühl,dass er irgendwie sauer auf mich ist. Ist es weil ich hier angefangen habe zu arbeiten und er eigentlich nur seine Ruhe haben wollte, ohnedass ich hier auch arbeite?

Ich weiß es nicht und mich macht es sauer, dass er denkt, nur er hätte Anspruch auf die Arbeit hier.




Ich hoffe dir gefällt das Kapitel :) Montag kommt das nächste!

Lg

kkninaa







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