"Sie ist im Moment stabil, aber die Ärzte wissen noch nicht genau, wie lange sie noch hat", berichtete uns Milo, als er neben uns her lief.
Wir waren gerade auf dem Weg zu ihr und um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, was ich fühlen sollte. In mir herrschte ein komplettes Chaos. Das mit Aurora nagte enorm an mir. Jede Sekunde könnte ich wieder beginnen zu weinen, doch ich erinnerte mich immer an die Worte von Damian und ich versprach ihm, für seine Mutter stark zu bleiben.
Noch dazu gab es Ramirez.
Es war einfach zu viel. Hätte ich die zwei Italiener nicht an meiner Seite, wäre ich schon lange am Abkratzen und Matteo schien heute Morgen eher ruhiger und zog sich komplett zurück. Kurz berichtete er Damian, wie es um seine Mutter stand, verzog sich dann aber ins Büro.
Es nagte an jedem.
Jeder war innerlich am Beben. Jeder war am Limit.
Vor dem Krankenhaus blieben wir stehen und sahen einfach gerade aus.
Ich mochte keine Krankenhäuser. Sie waren eintönig und jedes Mal, wenn ich eins betrat, fühlte ich mich, als würde der Tod hinter mir lauern. Es war einfach kein schönes Gefühl.
Vor allem der Geruch bereitete mir Gänsehaut. Es roch sauber, aber man wusste, dass hinter den verschlossenen Türen nicht immer saubere und schöne Dinge passierten.
Leute kämpften um ihr Leben. Leute starben. Ich sollte jedoch beachten, dass hier auch Menschen zur Welt kamen.
Es ließ mich aber trotzdem einfach erschaudern. Die große weiße Tür wurde aufgedrückt und ein Junge kam mit einem Rollstuhl herausgerollt. Hinter ihm waren anscheinend seine Eltern. Anhand seiner Kleidung konnte man sehen, dass er Fußball spielte und sich die Verletzung auch dabei einholte.
Mein Blick schweifte weiter und blieb an einer etwas älteren Dame hängen. Sie saß auf einer Bank und hielt die Hand ihres Mannes, welcher neben ihr hockte und sie verliebt musterte. Neben ihnen stand eines dieser Rolldinger, an denen man die Infusionen anhing. Der Schlauch führte zu seinem Handrücken.
Ich schluckte.
Milo neben mir war der Erste, der es wagte loszugehen und zögerlich sah ich ihm zu, wie er bereits wieder die weiße Tür aufzog. Damian machte nun auch wenige Schritte, als er aber merkte, dass ich mich keinen Millimeter bewegte, drehte er sich zu mir um.
"Du musst nicht kommen. Das weißt du, oder?"
Er hatte mir das schon heute Morgen gesagt, als ich völlig verpennt in seinen Armen lag, doch ich bestand darauf Aurora zu besuchen.
Es war mir wichtig, für sie da zu sein, obwohl ich sie nicht wirklich lange kannte und auch nicht viel über sie wusste, wollte ich trotzdem bei ihr sein.
Das wäre das Mindeste was ich für sie tun könnte. Nach all dem, was sie auf sich genommen hatte, nur um mich vor meinem Tod zu beschützen.
Und jetzt, jetzt war ich hier, konnte ihr aber keine Gegenleistung geben. Ich fühlte mich schlecht. Ich wollte helfen, aber es war einfach hoffnungslos.
DU LIEST GERADE
Hostage - He Saved Me #IceSplinters19 #WinterAward18 #SkyAward19
Teen Fiction"Eines Tages wird das alles nur noch eine Erinnerung sein." Seine Hand strich sanft auf meinem Arm auf und ab. Ich hob meinen Blick und wischte mir die Tränen, die es nur bis zur Hälfte meiner Wange geschafft hatten, weg. "Vielleicht möchte ich aber...