Gute Nacht, Babyboii

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Es wurde bereits hell, als die Wodka Flasche endlich alle war, und unsere lustige Runde ein jähes Ende fand. Laura übergab literweise Wodka-Cola die sie zuvor getrunken hatte, dem Küchenwaschbecken. Sophie und ich brachten sie auf Miks Vorschlag rüber ins Schlafzimmer zu seinem Bett, wo sie sofort einschlief. Sophie stellte ihrer Freundin ein Eimer und ein Glas Wasser ans Bett, und legte sich kurzerhand dazu. Mik hatte sich bereit erklärt auf dem Sofa zu schlafen, damit Sophie bei Laura bleiben konnte, um ihr im Notfall helfen zu können.

„Störts dich, hier bei mir auf der Couch zu pennen? Ansonsten nehme ich auch den Fußboden.", hatte Mik an mich gewandt gesagt, was ich gleich abwinkte. „Nein, stört mich nicht. Alles gut."

Soweit kam es noch, dass er nicht nur aus seinem Bett vertrieben wurde, sondern auch noch auf dem Boden schlafen musste.

Also klappten wir gemeinsam das Sofa aus, und warfen die Decken darauf. Auch wenn ich inzwischen draußen die Vögel zwitschern hören konnte, war ich hellwach. Ob es an der Cola lag (die ich übrigens in den letzten Runden lieber ohne Wodka getrunken hatte) oder an der ungewohnten Umgebung, konnte ich nicht sagen. So lag ich also mit offenen Augen da und starrte an die Decke. Als Mik endlich etwas sagte, war ich schon davon ausgegangen, er schliefe längst.

„Tut mir leid, dass ich so stur war.", sagte er schließlich. „Ich weiß, dass du das nicht so gemeint hast, wie es bei mir angekommen ist."

Ich nickte und drehte mich langsam zu ihm um. Mik lag auf der Seite, hatte seinen Kopf auf seine Hand gestützt und sah zu mir rüber.

„Schon gut.", sagte ich. Mik lächelte. „Freunde?"

„Na klar.", antwortete ich und Mik hielt mir seine Hand hin, in die ich einschlug.

„Was ist da los zischen dir und deinem Freund?", fragte ich vorsichtig.

„Ach. Frag nicht. Es ist kompliziert. Irgendwie können wir nicht mit und auch nicht ohne einander. Wir waren erst kürzlich einige Wochen getrennt, dann wieder zusammen, jetzt wieder getrennt und dann hätten wir uns fast versöhnt, es gab aber noch ein paar Sachen zu klären. Dann dachte ich wir hätten heute alles geklärt, nur damit es dann hier wieder von vorn losging.", führte Mik aus. „Um was genau es geht, ist quasi austauschbar. Es ist immer etwas anderes. Kaum ist ein Problem aus der Welt geschafft, kommt von irgendwoher ein neues angeflogen.", Ich nickte, hakte aber nicht weiter nach.

„Und bei dir?", fragte Mik dann. „Alles gut zwischen dir und Sophie?"

„Ich weiß nicht", gab ich zu. „Manchmal weiß ich nicht ob sie überhaupt das Mädchen ist, für das ich sie gehalten habe, als wir zusammenkamen."

„Liebst du sie denn?", fragte Mik frei raus.

„Ja, ich glaube scho..."

„Äh, äh" fiel mir Mik ins Wort. „Wenn du sie liebst, dann weißt du es auch."

„Keine Ahnung, vielleicht braucht das bei mir auch einfach länger. Ich fühle mich wohl bei ihr. Und ich mag sie." Mir wurde das Gespräch langsam unangenehm.

„Schon mal darüber nachgedacht, dass du vielleicht auch anders tickst, was das betrifft?" fragte Mik und rückte ein Stück näher.

„Was soll das denn jetzt heißen?", fragte ich bestürzt und rückte meiner Seitz etwas weiter von ihm ab.

„Naja, neulich Abend haben wir ziemlich heiße Bilder und Worte ausgetauscht. Und dir schien das gefallen zu haben." flüsterte Mik jetzt. In seinen Augen war ein funkeln was mir etwas Angst machte, mich aber gleichzeitig nervös und zittrig werden ließ. Ich spürte mein Herz schneller schlagen. Mik war wieder etwas näher gerückt. Unsere Gesichter waren nun ziemlich nah beieinander. Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren.

„Ich war doch nur neugierig... und überhaupt. Es gibt doch viele Kerle die zusammen wixen." sagte ich, selbst nicht wirklich überzeugt von meinen Worten.

„Wenn du meinst", sagte Mik nur und grinste mich an.

„Das meine ich Ernst. Das war doch nichts weiter", versuchte ich mich mehr vor mir selbst, als vor Mik zu rechtfertigen.

„Achso..." sagte Mik und überwand den letzten Abstand zwischen uns. Als sich seine Lippen auf meine legten, traf mich das kalt. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Ein Kribbeln durchfuhr meinen ganzen Körper, und nur diesem überwältigenden Gefühl folgend, erwiderte ich den Kuss. Ich legte eine Hand in seinen Nacken, und rückte noch ein Stück näher, was Mik als Ansporn nahm, nun seine Lippen zu öffnen, und mit seiner weichen Zunge über meine Lippen zu fahren. Wenn ich noch einen Rest Selbstbeherrschung zu diesem Zeitpunkt gehabt hatte, war sie jetzt hinüber.

Ich seufzte auf, rollte mich auf den Rücken zurück, ließ mich fallen, zog Mik hinter mir her, sodass er schräg über mir lag und wir küssten uns eine Weile sanft. Der Alkohol sorgte dafür dass ich nicht so schnell denken konnte, wie diese Situation entstand. Ich genoss die Ruhe in meinem Kopf und die Empfindungen sie so ungefiltert auf mich einprasselten. Unsere Zungen spielten sanft miteinander und Mik zupfte mit seinem Mund neckisch an meiner Unterlippe, was einen neuerlichen Schauer über meinen Rücken jagte. Unsere Küssen wurden stürmischer, bis Mik sich schließlich zurückzog. Seine Wangen und Lippen waren gerötet, was durch die Morgensonne, welche das Zimmer flutete, noch versstärkt wurde.

„Ich glaube wir sollten jetzt schlafen.", sagte er leise und wuschelte mir durch die Haare.

„Gut", sagte ich etwas aus der Puste.

„Gute Nacht, Babyboii" sagte Mik schläfrig und schmiss sich auf die Seite. Eine Weile hörte ich zu wie sich Miks Atem immer weiter beruhigte. Eine Weile lag ich noch wie vom Donnergerührt da. Mein Verstand wollte einfach nicht glauben, was grade passiert war.

Als ich sicher war, dass Mik schlief, sah ich mir sein Gesicht genau an. Er hatte den Mund leicht geöffnet, und atmete ruhig. Ich kam nicht umhin das irgendwie niedlich zu finden. Ich rückte etwas näher an ihn heran, sodass ich seinen Atem hören konnte. Sein Geruch strömte mir in die Nase, und ich schlief endlich ein.

Als ich nach viel zu wenig Schlaf am späten Vormittag aufwachte, saßen die anderen drei schon am Frühstückstisch.

„Morgen, Schlafmütze", sagte Mik grinsend. Sophie kicherte und ich streckte mich erstmal und versuchte klarzukommen. Als mir der Ausgang des gestrigen Gelages wieder einfiel, spürte ich augenblicklich das Blut in meinem Gesicht. Das war also mindestens eine Wodkacola zu viel gewesen. Ich guckte verstohlen zu Mik, der allerdings ließ sich nichts anmerken, also beschloss ich mich auch zurückzuhalten. Mein Kopf pochte etwas, aber viel schlimmer waren die Gedanken, die sich jetzt, da sie nicht mehr betäubt waren, nahezu überschlugen.

Bei unserer Umarmung zum Abschied, schien er mich eine Sekunde länger an sich gedrückt zu halten, als alle anderen, aber sonst war daran nichts Ungewöhnliches.

„Bis bald, Denni! Wir schreiben uns ja sicher bald, oder?", fragte er noch, und ich nickte unbestimmt. Ich wusste grad gar nichts mehr.

Auf der Rückfahrt, schwirrten so viele Fragen in meinem Kopf umher, was gepaart mit meiner Müdigkeit zu Kopfschmerzen führte. Sophie fragte immer wieder, ob mit mir alles Okay war, was ich auch immer wieder bejate, während Laura mit ihrem Kater zu kämpfen hatte. Die Zugfahrt sorgte bei ihr für Übelkeit. Alles im Allen hatten wir eine sehr schweigsame Rückfahrt.

Doch während dieser Zugfahrt fasste ich einen Entschluss. Was auch immer das war. Es musste aufhören. So war ich schließlich nicht. Klar, ich war jung, und durfte durchaus rumexperimentieren. Aber schließlich gab es da noch meine Freundin, die es garantiert nicht verdient hatte, dass ich ihr so wenig Beachtung schenkte.

More than youthful curiosity - eine Kostory FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt