Endlich ist er da

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Als ich Mik letztendlich vom Zug abholte, war ich so nervös, wie schon lange nicht mehr. Eine ganze Woche hatte er sich Zeitgenommen, mich hier in meinem Dorf zu besuchen. Als der Zug einfuhr, sah ich Mik schon an der Tür stehen, und musste mich zusammenreißen nicht neben dem Zug herzurennen, um direkt, wenn die Türen auf gingen, vor ihm zu stehen. Da meine Mutter mich begleitete, musste ich etwas subtiler vorgehen. Ma hatte mich freundlicherweise nach Hamburg gefahren, damit Mik nicht noch einmal in den Bummelzug umsteigen musste, und wir sein Gepäck möglichst stressfrei zu uns nachhause bringen konnten. Trotzdem, das Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, als er schließlich ausstieg, sich kurz umguckte und dann lächelnd in unsere Richtung kam.

„Na, Alter, alles fit?", sagte er und reichte mir seine Hand. Ich schlug bei ihm ein, und zog ihn mit der linken in eine kurze, angedeutete Umarmung. Diese Begrüßung hatten wir abgesprochen. Ich hatte wahnsinnige Angst davor, dass meine Mutter irgendetwas merkte, und so hatten wir uns auf eine möglichst lässige Begrüßung geeinigt.

Da meine Mutter Mik gar nicht kannte, und ich ihr auch nur wenig von ihm erzählt hatte, nutzte sie die halbe Stunde Autofahrt um ihn ein wenig auszufragen. Das übliche halt, was er macht, wo er herkommt und woher wir uns kannten.

Es war komisch als Mik plötzlich in meinem Zimmer stand. Es war als würden plötzlich zwei völlig verschiedene Welten miteinander kollidieren. Einerseits Potsdam, was ich mit Mik verband und dieser verrückten Anziehungskraft zwischen uns beiden, die ich mir selbst nicht erklären konnte, und die mir Angst machte. Auf der anderen Seite war da mein Zuhause, wo ich einfach Dennis war, wo ich mit meiner Freundin zusammen gewesen war, wo ich meine Familie und Freunde hatte, wo sich nichts verändert hatte.

Und nun stand Mik da, in meinem Zimmer, und brachte diese Welten einfach zusammen, verband mich mit dem anderen Dennis, den ich in Potsdam entdeckt hatte, und den ich immer versucht hatte, dort zu lassen. Doch jetzt ging das nicht mehr. Denn Potsdam hatte natürlich als Ort wenig damit zu tun.

Kaum war meine Zimmertür zu, legte Mik seine Arme um mich, und seinen Kopf an meine Schulter. „Ich habe dich vermisst, Babyboii!"

„Schön dass du endlich da bist!", sagte ich, immer noch an ihn gedrückt.

Mik lockerte unsere Umarmung, um mir in die Augen zu sehen. Ich schlug die Augen nieder. Warum? Warum konnte ich ihm nicht einfach sagen, dass ich ihn auch schrecklich vermisst hatte? Es war einfach alles so komisch für mich.

Mik legte den Kopf schief. „Nimmst du es mir übel wenn ich dich jetzt küsse?", fragte er, mit niedlich verstellter Stimme. Das brachte mich zum Lachen. „Finde es doch heraus!"

Seine Lippen schmeckten nach dem Energydrink, den er im Auto noch getrunken hatte. Während ich ihn küsste, und mich in seiner Umarmung verlor, die sich so gut und richtig anfühlte, wie immer, wenn er mir nahe war, begann mein Handy zu surren. Genervt merkte ich, dass es Josi war und drückte sie weg.

„Neue Freundin?", fragte Mik belustigt. Schuldbewusst sah ich ihn an. „Ernsthaft?", fragte er und trat promt einen Schritt zurück.

„Sie ist nicht wirklich meinen Freundin", sagte ich peinlich berührt. Mik sagte nichts. Er starrte mich nur an.

„Da läuft nichts. Ich wollte eine Begleitung zum Abiball. Ich tanze doch so gerne. Und dann haben wir uns ein paarmal getroffen. Es ist aber nichts passiert zwischen uns.", rechtfertigte ich mich, obwohl ich dazu wohl kaum verpflichtet war.

„Jetzt machst du es aber wieder unnötig kompliziert!", murrte Mik, sichtlich verstimmt.

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß gar nicht wieso du dich so aufregst. Immerhin hast du immer noch Tommy, oder?"

More than youthful curiosity - eine Kostory FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt