6. Kapitel

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P.O.V Maudado

Ich werde unsanft von einer ruckhaften Bewegung aus dem Schlaf gerissen und bin gerade wach genug um zu fragen:
"Ist alles in Ordnung Zombey?"

Worauf dieser scheinbar aus Reflex ohne nachzudenken aber mit einer wirklich tiefen, sexy Morgenstimme antwortet:
"Alles ist gut Dado, schlaf ruhig weiter, ich pass auf dich auf."

Beruhigt und noch immer etwas schlaftrunken döse ich wieder ein und kuschel mich dabei noch näher an Zombey, ohne wirklich zu realisieren, was mein Körper da tut.

-Timeskip brought to you by the Mask-

Wir sitzen uns gegenüber auf dem Bett, Zombey kam gerade aus der Dusche und hat immernoch feuchte Haare, als er plötzlich das Reden anfängt:
"Ähm, also, wer genau bist du? Und ähh... ", jetzt wird er leicht verlegen und blickt beschämt zur Seite, "kannst du mir vielleicht erklären, wer ich überhaupt bin?"

Ich seufze auf, na das kann ja was werden. Er weiß nicht mal mehr, wer er selbst ist!
Also beginne ich zu erklären:

"Also, mein Name ist Maurice, aber alle nennen mich Maudado, ich bin 17 Jahre alt und gehe nicht mehr zur Schule.
Meine Freunde sind unter anderem Taddl, Dner, Paluten, usw. und du. Wie du eventuell schon festgestellt hast, habe ich Flügel - oder Schwingen, wenn's dir lieber ist. Nein, ich wurde nicht damit geboren und nein, ich werde dir heute nicht erzählen, wie ich sie bekommen habe. Sagen wir es einfach mal so, es war nicht... Angenehm.

Du heißt eigentlich Michael, aber immer wenn du neue leute kennenlernt, möchtest du, dass sie dich Zombey nennen. Deine Lieblingsfarbe ist lila und du liebst Hunde. Als ich dich zuletzt gesehen habe, warst du auch 17, so wie ich, aber anscheinend altere ich langsamer als du... Wir waren ja anscheinend beide schon ziemlich lang hier."

An dieser Stelle unterbricht Zimbel mit entsetzt er Miene meine Erklärung und fragt beunruhigt:
"Was?! Wie lange waren wir hier? Mir wurde gesagt, es waren erst 2 Jahre!"

Ich versuche ihn zu beruhigen, was mir nach einigen ernsten Worten und einem äußerst präzisen "Komm-runter-ich-erzähl's-dir-gleich"-Blick in seine Augen gelingt. Da er jetzt wieder ruhig ist und ich seine volle Aufmerksamkeit habe, fahre ich mit meiner Erzählung fort:

"Wie gesagt, ich altere offensichtlich langsamer als du, da du aber",
ich genehmige mir einen ausgiebigen Blick auf ihn,
"schätzungsweise schon 24 oder so bist, müsstest du schon sieben Jahre hier sein, nicht bloß zwei. Ich denke mal, dass sie dir zwischendurch immer mal wieder das Gedächtnis gelöscht haben, um 'Fehlfunktionen', wie sie es betiteln zu verhindern. Ich würde es eher Emotionen und Erinnerungen nennen.

Deine letzte Dosis ist aber anscheinend schon etwas zu lange her... Deshalb erinnerst du dich - wenn auch unbewusst - an Dinge wie meinen Namen oder deinen Fall... Du hast im Schlaf auch immer wieder meinen Namen gemurmelt", gebe ich verlegen zu.

Als er mich daraufhin verwirrt ansieht erzähle ich ihm ebenfalls von unserer WG, von Manu und mir, und von seinem "Fall", wenn man es so nennen möchte.
Nachdem ich aufgehört habe zu erzählen steht er wortlos auf, sieht mich nochmal kurz an als ich frage:
"Du er-erinnerst dich al-so ni-nicht an mich?"

Er scheint kurz in Gedanken verloren zu sein, schüttelt dann aber den Kopf und verlässt mit einem kalten 'Sollte ich?!' den Raum.

P.O.V Zombey

Was zur Hölle? Was macht der Junge mit mir?! Vorher war alles in Ordnung, ich habe meine Aufgabe erfüllt und hatte einen Lebenssinn. Aber jetzt platzt er hier herein und mein, mich zu kennen, meint, ich heiße Michael - oder Zombey, was anscheinend mein Spitzname ist - und sei schon sieben ganze Jahre hier.
Er kommt zur Tür herein und stellt meine gesamte Existenz auf den Kopf - einfach so.
Sauer trete und schlage ich den Boxsack so fest ich kann, in der Hoffnung, dass so meine Verwirrung nachlässt.

Aber natürlich klappt das nicht. Alles was passiert, ist, dass meine Knöchel anfangen zu bluten, wegen dem rauen Material des Boxsacks.

Er ist in meinen Gedanken und er will einfach nicht gehen. Woher kenne ich den Blondschopf nur? So niedlich er auch ist, ich bin sauer auf ihn. Naja, eigentlich bin ich mehr wütend auf mich selbst als auf ihn, weil ich mich nicht erinnern kann...

*Bamm!*

Verdammt! Wieder ein Boxsack kaputt. Ich muss echt mehr aufpassen, oder ich könnte den Boss mal nach einem besseren Boxsack fragen.

Muss schließlich einiges aushalten, so oft wie ich hierherkomme und mit voller Wucht, total rücksichtslos dagegenschlage und -trete. Da reicht bei mir der herkömmliche Ledersack nicht mehr aus, aber daran hat natürlich keiner gedacht.
Meiner Trainingsmethode beraubt beschließe ich, noch ein wenig zu laufen, um meine Kondition zu verbessern und kehre dann zurück in mein - unser - Zimmer.

Kalt und grausam? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt