9. Kapitel

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P.O.V.  3. Person

Unser Blondschopf nickt dem mysteriösen Gefangenen kurz zu und geht dann weiter, als sei nichts gewesen. Den Zettel lässt er - wie ganz nebenbei - in seine Hosentasche gleiten und setzt dann seinen kleinen Spaziergang fort.
Er kommt unterwegs an einigen verschlossenen Türen vorbei, doch daran stört er sich nicht. Im Gegenteil, eine verschlossene Tür ist für ihn bloß ein weiterer Raum, der heimlich und allein geöffnet werden kann. Wie heißt es so schön?
Bei Nacht und Nebel.

Und wenn unser Dadolein eins liebt, dann ist es, heimlich Schabernack zu treiben.

Nach einer weiteren halben Stunde kommt der Blondschopf an eine Tür, aus der Kampfgeschrei kommt. Diese öffnet er natürlich sofort - Neugier und so, ihr wisst schon - und sieht seinen Zimmergenossen in einen Kampf mit einem blonden Fremden verwickelt.
Doch seine Haare sind nicht so schön wie die unseres Schneckchens, nein, die des Fremden sind ein glanzloses, schmutziges aschblond.
Unser Dado ist entsetzt als er sieht, was Zombey alles für Schläge und Tritte einstecken muss und beschließt, all dem ein Ende zu setzen. Er sammelt sich innerlich, spreizt die Flügel, macht sich so groß wie er kann, atmet ein letztes Mal tief durch und ruft:

"Hey, Blondie, leg dich doch mal mit jemandem in deiner Größe an!"

In diesem Fall hat Dado sogar recht, der Fremde ist eher so groß wie er selbst, während Zombey sogar noch größer ist als die Beiden. Der Unbekannte wirbelt auf der Stelle herum und nahm sogleich Maudado ins Visier.
Womit er aber nicht gerechnet hat, ist, dass Dado sofort in die Luft geht - ziemlich wortwörtlich - und ihm schnell von oben einen Schlag mit der Flügelkante gegen den Hinterkopf verpasst.

Noch bevor der Kopf des Fremden den Boden trifft, ist Maudado schon bei Zombey, der inzwischen kaum noch bei Bewusstsein ist, angelangt und überlegt panisch, was er jetzt tun soll.

P.O.V Schnecklein

Oh nein, das ist schlecht. Das ist ganz ganz schlecht.
Der Wächter, der mir die ganze Zeit gefolgt ist, ist weg gerannt, als er den Fremden gesehen hat und jetzt bin ich mit Zombey allein und er ist nicht bei Bewusstsein und ich kann ihn nicht tragen und was soll ich jetzt tun und ich kann ihn doch nicht einfach über den Boden schleifen, aber er ist viel zu schwer, als dass ich ihn tragen könnte, was mach ich jetzt denn bloß?!

Okay, erstmal beruhigen, ich kann das. Mal überlegen, was kann ich denn überhaupt...

Tanzen?  - Sinnlos.
Singen?   - Unpassend.
Fliegen?  - Praktisch, aber nutzlos
Ändern? - Aber klar, das ist es!!

Ich kneife die Augen zusammen und denke an Kraft, an rotglühende Wut, an zwei Starke Arme, die mich vor kurzem erst gehalten haben. Diesen Gefallen werde ich jetzt erwidern. Als ich die Augen wieder aufmache, merke ich einen eindeutigen Höhenunterschied, und ich fühle mich gleichzeitig auch schwerer, massiger.

Meine Arme sind jetzt nicht mehr dünn und athletisch, sondern stark und muskulös. Zudem merke ich, dass mich das Ändern eindeutig mehr ausgelaugt hat, als es sollte. Ich muss mehr essen. Aber jetzt ist erstmal Zombey wichtiger.

So geändert hebe ich ihn mühelos im Brautstyle hoch und trage ihn zurück auf unser Zimmer. Auf dem Weg mache ich einen kleinen Umweg in die - wie ich sie getauft habe - 'Allerlei Kammer', die ich bei meiner Erkundungstour entdeckt habe und nehme ein paar Verbände, Pflaster, etc mit.
Da ich mir leider keinen dritten Arm her-ändern kann, lege ich die Sachen vorsichtig auf Zombey Bauch und balanciere alles in unser Zimmer.

Dort angekommen lege ich ihn so sanft wie möglich auf das Bett und stelle die anderen Sachen neben ihn. Ich ändere mich schnell wieder zurück, da meine kleinen, zarteren Hände eindeutig besser zum verarzten geeignet sind.
Ich hole einen Becher Wasser aus dem Bad und tupfe zuerst das Blut auf seinem Gesicht mit einem feuchten Tuch ab.

Dann taste ich ihn vorsichtig nach weiteren Verletzungen ab, was einfacher ist, als es sich anhört, da sein Körper jedes Mal leicht zuckt, wenn ich eine frische Wunde erwische. Zu meiner Erleichterung hat es ihn nicht an... privateren Regionen erwischt, das wäre mir dann doch etwas zu peinlich gewesen, ihn dort zu verarzten.

Nach einer Weile nehme ich den Becher mit dem inzwischen rosa farbenen Wasser, die leere Flasche Desinfektionsmittel und den Müll von den Pflastern und Verbänden und entsorge alles.

Kalt und grausam? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt