Ein kleiner Stoß an Angst überkam mich als ich am späten Nachmittag meine Schicht in dem , relativ modernen, Gebäude der Bäckerei begann. Außer mir war noch ein andere Angestellter da , den ich aber nicht wirklich kannte. Irgendein Japaner. Zu meinem entsetzten sahen wir durch unsere Weise Arbeitskleidung ,die aus einer weißen Schürzte und einen weißen Hemd bestand , erstaunlich gleich aus. Ich hasste es.
Während ich begann frische Brötchen ein zu sortieren bediente er die wenigen Menschen die sich hier niederließen und einen Kaffee oder ein Stück Kuchen aßen. Er fragte ob alles in Ordnung sei oder ob die Kunden noch etwas bräuchten.
Ich könnte das nie.
Niemals wäre es mir möglich spontan mit fremden zu reden. Wenn ich ein Gespräch führte musste das bei mir mindestens zwei Stunden vorher geplant sein , sonst würde ich sowieso nur unverständlichen Müll von mir geben. Und auf die Reaktionen konnte ich getrost verzichten.Gerade eben verbrannte ich mir herzhaft die Hand an einem Brötchen dass eben frisch aus dem Ofen kam. Den leichten Schmerz ließ ich mir jedoch nicht ansehen , zu groß war die Angst ausgelacht zu werden. Also machte ich weiter bis mein Arbeitskollege sich zu mir gesellte und mich bittend ansah :"Bringst du den Abfall nach draußen? Ich übernehme die Kaffeemaschine."
Ich war zugegeben etwas genervt da ich genau wusste dass es seine Aufgabe war den Abfall nach draußen zu bringen. Aber da hätte ich tun sollen?
Nein sagen ?
Niemand würde auch mich hören wenn ich nein sage , und ich wollte nicht dass man denkt ich wäre faul.
Also griff ich wortlos nach dem großen Abfalleimer und begab ich auf dem weg durch die Hintertür in Richtung der Müllcontainer. Sogar das Laufen mit dem, sogar relativ leichten Eimer war anstrengend. Meine Arme brannten, mein Atem ging schnell und mein Kopf hing schwer noch unten...Doch auch dieses schwere ziehen in den Beinen hörte auf als ich plötzlich , etwas weiter weg ,stehen blieb. Auch mein Kopf war auf einmal wieder leichter und ich konnte Aufsehen und starrte erschrocken auf den Dünnen Körper einer Person , der sich doch tatsächlich , nicht sehr elegant über die Schwelle unseres Restmüll Containers lehnte und darin rum zu wühlen schien.
Ich konnte mich nicht aus meiner starrte lösen. Stattdessen starrte ich von hinten auf die Person ,mit der aufgesetzten Kaputze seiner dunkelgrünen Jacke. Er war nicht sehr groß doch wie er aussah erkannte ich von hinten nicht, jedoch erkannte man an der Statur der dünnen Beine dass es wohl ein Junge war. Recht jung schätze ich.
Mit einem lauten :"Hey!" Überbrückte ich die paar Meter die wir auseinander standen und lenkte somit eine komplette Aufmerksamkeit auf mich:"Was machst du da?" Fragte ich ohne böse Absicht ,obwohl mir schon die Vermutung aufkam , was er wohl tat.
Doch wonach immer er suchte , er stoppte abrupt als ich ihn ansprach und selbst aus Metern Entfernung sah ich wie er sich verkrampfte. Seine Hände fuhr er zu seiner Jacke an der er sich fest krallte und er zögerte etwas. Dies sorgte dafür dass ich mich traute zwei Schritte nach vorne zu ihm ran zu gehen , doch ich schreckte sofort wieder zurück als sich der Junge plötzlich umdrehte und sein eisiger Blick meinen traf.
Solche Augen hatte ich noch nie gesehen. Sie waren Eisblau. Sie hatten so eine intensive Farbe dass alles um diese herum grau erschein, seine fast schon Weiße Haut ,die nur ab und zu unter seinen Klamotten hervor scheinte , schien Hauchdünn zu sein.
Sein Blick durchbohrte mich regelrecht. Es kam mir vor als wären es Minuten indenen wir uns einfach nur gegenüber standen , selbst wenn es nur Sekunden waren. Der Junge kam mir so viel überlegener vor als ich in meiner Bäckerskleidung.
Ich hatte so viele Fragen im Kopf doch ehe ich es mich versah rannte der Junge davon. Er war so unfassbar schnell und sprang über den Hinterhof der Bäckerei wie als hätte er es schon Hunderte Male gemacht. Er war so schnell verschwunden dass ich es erst gar nicht realisierte. Erst nach ein paar Augenblicke schaffte ich es mich wieder in Bewegung zu setzten.
Der Hinterhof kam mir nun so leer vor als ich zu den Müllcontainern lief. So als ob etwas fehlten. Und dann diese Augen. Es war als wären sie plötzlich überall in meinem Kopf.
Als ich den Müllcontainer öffnete bestätigte sich meine Vermutung und ein unheimlich schlechtes Gewissen kam in mir auf als ich an der Oberfläche des Containers mehrere hart gewordene Stücke Brot sah , nachdenen der Fremde wohl offensichtlich gesucht hatte.
Ein Unwohles Gefühl überkam mich und ich starrte mitleidig auf den Eimer an Abfall. Manches hätte man locker noch essen können. Ich hätte es genauso dem fremden geben können , stattdessen habe ich ihn zu sehr erschrocken und jetzt hatte er gar nichts mehr. Schuld kroch in mir auf. Ich konnte echt gar nichts.
Ich entschied mich dazu den Eimer einfach neben dem Container stehen zu lassen. Vielleicht würde der Junge ja zurück kommen und sich noch etwas hohlen. Mein Kopf war zu Boden gesenkt als ich zurück in dass Gebäude lief . Meine blond gefärbten Haare glitzerten in der leichten Sonne. Es machte mich traurig dass der Junge wohl nicht genügend Geld für etwas zu essen hatte. Es müsste schwer sein zu hungern.
Neugier kroch in mir auf. Ich hätte gerne seine Geschichte gehört. Neugier war schon immer meine größte Schwäche. Die Faszination zu Geschichten. Der Junge wirkte auf keinen Fall agressiv deshalb wäre es bestimmt schön sich mit ihm zu unterhalten.
Nachdem ich den Gedanken abgeschlagen hatte trat ich zurück in den Verkaufsraum und lächelte leicht meinem Kollegen zu der mich mit einem sanften Lächeln zu sich winkte. Ich trat also zu ihm an die Kaffeemaschine und er hielt mit freudig eine kleine Tasse entgegen inder sich wohl der Kaffee befand :"Ich hab ein neues Rezept ausprobiert." Prallte er glücklich und ich lächelte als ich ihm die Tasse abnahm um den Kaffe zu probieren.
:"Ich finde ihn ja nicht gut aber ." Begann er zu erzählen dich ich seufzte
:"Er ist perfekt." Murmelte ich verträumt und sofort stockte mein Arbeitskollege:"Wirklich?" Hackte er mit großen Augen nach.
:"Ja." Murmelte ich:"Der Geschmack ist einzigartig." Sagte ich und mit schmerzenden Herzen dachte ich an die pikante Noten in dem sonst so milden Kaffe. So etwas hatte ich noch nie geschmeckt. Es war unglaublich gut.
Mein Kollege begann freudig umher zu hüpfen und schien sich an die Arbeit zu machen noch mehr dieses wirklich perfekten Kaffees zu brühen.
Mir kam es vor als würde mich jemand zerquetschen und ganz tief in den Boden ziehen.
Wie oft hatte ich versucht genau so etwas zu erschaffen. Ich arbeitete seid Jahren in der Bäckerei und hatte immer versucht einen perfekten Kaffee für die Kunden zu erfinden. Ich dachte ich hätte es bald geschafft.
Und nun hat er es geschafft.
Es war ein verdammt er Kaffe. Nur ein Kaffe der einfach besser war als meiner. Wieso schmerzt es so sehr ? Wieso fühlt es sich so an als wäre man auf mir herumgetrampelt und hätte mir die Braut zerquetscht?
Ich konntr nicht mal richtig atmen.
:"Ich geh kurz ins Bad." Murmelte ich abwesend ,aber mir hörte niemand zu. So merkte es wohl auch niemand dass ich einfach verschwand und mich nach wenigen Sekunden in dem kleinen Badezimmer, das aus einer Toilette und einem Waschbecken auf extrem engem Raum bestand. Das Licht war gelblich und alles andere als hell doch es reichte mir um meine erbärmliche Silhouette in der Reflexion des kleines Spiegels zu sehen.
Ich sah nur mich in diesem kleinen, Raum und merkte wie mein Kopf zu platzen schien.
Ich dachte doch dass diese Kaffee Sache meine Besonderheit sei. Es war so lächerlich dass ich mich in etwas kleines so reinsteigere doch mir ließ es keine Ruhe. Ich würde doch nicht mehr gebraucht wenn es jemand besseren gab oder? Wer würde mich dann noch sehen.
In meiner puren Verzweiflung lehnte ich mich schwer atmend an die Wand.
Das war es , was immer passierte. Wenn ich dachte dass ich in einer Sache gut wäre kam irgendwer anders und überlegte mich.
Ich war nicht gut. Ich war nicht perfekt wie die anderen. Ich würde es nie schaffen.Und plötzlich kamen mir diese Augen in den Sinn. Diese eisblauen Augen die so besonders herausstechen wie als wären sie einmalig auf dieser Welt.
Da wurde mir klar das jeder etwas besonderes hatte. Jeder hatte Talente , eine Geschichte oder ein besonderes Merkmal.
Dann musste ich an mich denken.
Ich war nichts besonderes.
Ich war ein elender Versager.
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Loser *NamJin*
Nouvelles(NamJin) Als Kind stellte ich mir mein Kopf immer wie eine große Blumenwiese vor. Wie als würde man in mitten dieser liegen, die Augen geschlossen halten, die sanften Sonnenstrahlen würden auf der Nase kitzeln und das frische Gras würde einem in die...