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Am nächsten Tag gewitterte es.

Es war schade dass wir nicht wie geplant an unserem Garten weiter arbeiten konnten, das war wohl auch der Grund für die bedrückende Stimmung bei mir , oder seid neustem, uns zuhause.

Wir saßen zusammen in unserem Wohzimmer. Während Jin seine Nase in eines meiner Bücher steckte , saß ich am Fenster und sah hinaus in den stürmenden Regen, trank etwas Tee und versuchte meine Gedanken zu sortieren. Wir schweigen. Ich hatte nicht wirklich was zu tun. Aber auf mein Handy wollte ich nicht starren deshalb schaute ich nach draußen.

Ab und zu fragte Jin was ein Wort bedeutete da er ein Buch auf englisch las :"Was bedeutet strained?" Fragte er mich wieder und jedes mal wenn ich seine Stimme hörte schlug mein Herz ein Stück schneller :"Es bedeutet angespannt , aber nicht die Muskeln sondern mehr so die Stimmung."

Fasziniert atmete Jin auf. Ich beobachtete ihn ,wie er weiter in dem Buch las, wie als würde nicht anderes mehr zählen. Dabei sah er so unfassbar süß aus. Er lag auf dem Boden zwischen zwei Decken, schon lange hatte ich ihn nicht mehr so entspannt gesehen. Seine Haare bedeckten leicht seine Augen.

Als es plötzlich Blitze merkte ich wie Jin schon wieder ängstlich zusammen zuckte. Ich konnte seinen panischen Atem hören :"Hast du Angst vor Gewittern?" Fragte ich vorsichtig als ich merkte wie er seinen Kopf tiefer in seinen Armen verschwinden ließ.

Er antwortete nicht.
Doch als keine zwei Sekunden später ein lautes Donnern ertönte , und Jin darauf nur noch mehr zusammen zuckte, nickte er Schämend mit dem Kopf. Berührt ging mein Herz auf:"Hatte ich als Kind auch." Erzählte ich ihm, und setzte mich sanft neben ihm:"Also hab ich mich immer Nachts im Badezimmer eingeschlossen. So hab ich mich sicher gefühlt."

Ein leises Lachen entkam Jin und er murmelte :"Ich hab mich früher auch um Bad eingeschlossen um mich sicherer zu fühlen. Aber nur wenn mein Vater angefangen hat zu schreien."

Sanft legte ich meine Hand auf seine Schulter um ihm etwas die Angst zu nehmen :"Hat..." setzte ich unsicher an:"Hat deine Familie dich geschlagen ?"

Jin seufzte:"Nein. Nie. Meine Familie war gar nicht so schlimm. Nur mein Vater hatte das Verlangen oft zu schreien. Trotzdem bin ich irgendwann weggelaufen. War schon dumm von mir wenn man bedenkt dass ich so auf der Straße gelandet bin. "

Neugier war ein seltsames Verlangen. Dieses Verlangen nach wissen, auch wenn es Informationen waren die so unwichtig erscheinen. Neugier war nie etwas schlechtes, sie konnte sogar unfassbar schön sein wenn man sie unter Kontrolle hatte.

Ich war neugierig. Neugierig darauf was mit ihm passiert war. Ich erwischte mich wie ich Theorien aufstelle was Jin betrifft, ob er vielleicht missbraucht wurde und deshalb abgehauen ist oder ob er abgehauen ist weil ein Familien Mitglied gestorben war. Ich wusste nicht viel über seine Vergangenheit. Eigentlich wusste ich auch nicht viel über seine jetzige Lebensart.
Doch ich wusste das dieser Mensch vor mir ein unfassbar großes Herz hatte, und dieser Memsch all das Böse was ihm wiederfahren ist nie verdient hatte.

Ich beobachtete seine Körpersprache. Ob er entspannt war oder abgelenkt. Doch ich sah wie er angespannt seine breiten Schultern nach hinten zog, und nervös mit seinen Händen spielte.
Das war ein Zeichen dass ich wohl lieber nicht weiter fragen sollte.

:"Jin ?" Setzte ich dann woanders an um vom Thema ab zu lenken :"Denkst du, Du bist wie die anderen alle oder glaubst du , du wärst jemand ganz anderes?"

Diese Frage hatte ich mir selbst oft gestellt , ich war irgendwie stolz jemand anderes danach zu fragen.

Um so erstaunter war ich als Jin ohne mit der Wimper zu zucken antwortete :"Ich bin anders."

Loser *NamJin*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt