Chapter 4 ~ Eine lange Nacht

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Die Nacht war sternenklar und der Mond schien hell genug um den Weg zu beleuchten. Remus war nicht stehen geblieben. Er rannte. Sein Brustkorb schmerzte und seine Unterschenkel zogen aber er rannte weiter. Erst bei der peitschenden Weide blieb er stehen und sah sich um. Er hatte Schweineglück gehabt dass ihn bis jetzt keiner gesehen hatte. Mit einem Stock brachte er den monströsen um sich schlagenden Baum zum Stillstand und kletterte durch das Loch das sich nahe dem Stamm befand. Er kroch hindurch bis er die heulende Hütte erreicht hatte, seinen Griff fest um die Flasche Feuerwhisky geklemmt. Er setzte sich auf die Matratze die in der Ecke des Raumes lag und versuchte sich zu beruhigen. Warum war er gerade davongelaufen? Was war mit ihm los? Was zur Hölle war mit Sirius los? Das war mehr als nur ein Spiel. Oder? Er nahm einen großen Schluck aus der Flasche und musste sich zusammenreißen sich nicht zu übergeben. Das Gesöff brannte ihm im Rachen und erwärmte seine Lunge. Warum war er hier? Warum war er so entsetzt? Er kannte Sirius schon lange genug um zu wissen dass er nie halbe Sachen machte. Er betrunken und für ihn war es sicher nur ein Spiel. Aber wenn es nur ein Spiel war warum war er so entsetzt. Warum wurmte es ihn. Wieso soff er jetzt, alleine in der heulenden Hütte und war so aufgelöst. Er fand auf den Haufen Fragen der ihn durch den Kopf ging einfach keine Antwort. Der Alkohol stieg ihm in den Kopf und lies den gesamten Innenraum der Hütte kreisen. Er nahm noch einen tiefen Schluck vom Whisky. Alles in ihm sträubte sich aber das war ihm egal. Ihm war es auch egal dass er Sirius vor sich sah bevor er sich auf der Matratze zurückfallen lies und sich nichts sehnlicher wünschte als dass er sich neben ihm hinlegte. Er wollte hören dass es doch kein Spiel war. Dass diese Gefühle echt waren. Bevor er alles vor ihm verschwamm hatte er seine Antwort bereits gefunden.

Die Party war vorbei und die Mitschüler klaubten die Alkoholleichen vom Boden und trugen sie ins Zimmer. Vom Kuss hatte keiner etwas mitbekommen außer James, Sirius und Lily, die auf dem Sofa saßen und allen ihren Gedanken nachhingen.
- Er ist schon ziemlich lange weg.
Lily war die erste die sprach. Es war über eine Stunde seit Remus' Abgang vergangen und die drei fingen bereits an sich Sorgen zu machen. Sie legte ihren Kopf auf James' Schultern und stieß einen lauten Seufzer aus. Dieser schlang einen Arm tröstend um ihre Schultern. Sirius kauerte mit angezogenen Beinen in der Ecke. Er biss an seinen Nägeln herum und sah regelmäßig zur Tür des Gemeinschaftsraumes als hoffte er Remus würde jeden Moment hereinspazieren. Aber es tat sich nichts. Sirius hatte das Warten satt und sprang von der Couch. Er marschierte direkt in die Schlafsäle und ließ einen perplexen James und eine perplexe Lily zurück. Im Zimmer angekommen vernahm er lautes schnarchen aus Peters Bett. Jemand musste ihn schlafen gelegt haben, denn er sah echt mitgenommen aus. Er holte sich die Karte des Rumtreibers die James unter sein Kissen versteckt hielt und sprach die magischen Worte " Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin" Die Karte zeigte eine Blaupause von ganz Hogwarts und den sich darin befindenden Personen. Er sah, dass James und Lily immer noch eng aneinander geschlungen auf dem Sofa im Gemeinschaftsraum saßen, aber Remus konnte er nirgends ausmachen. Er war auf der Karte unauffindbar, was Sirius schlussfolgern lies dass er das Schloss verlassen haben musste. Es gab nur einen einzigen Ort an dem sich Remus versteckt halten konnte und er hoffte ihn dort zu finden. Falls nicht, würde er ihn anders suchen. Gerade als er das Schlafzimmer wieder verlassen wollte machte er kehrt und nahm den Tarnumhang aus James' Kleiderschrank mit. Er und James waren wie Brüder und er sahen kein Problem darin sich Dinge voneinander zu borgen. Er versteckte den Umgang unter seinem Hemd und lief hinunter in den Gemeinschaftsraum.
- Wo willst du denn hin?
- Ich gehe ihn suchen.
Lily keuchte bei der Antwort auf. Sie sah ihn erschüttert an.
- Wenn dich ein Lehrer erwischt....
- Keine Sorge das passiert nicht!
Und mit diesen Worten ließ er die Tür ins Schloss fallen. Sirius zog den Umhang unter seinem Hemd heraus und legte ihn über. Dann machte er sich auf den Weg zum Geheimgang der direkt in die heulende Hütte führte. Der Durchgang war schmal und es gab viele ausstehenden Wurzeln die eine Stolpergefahr darstellten. Sirius war auch nie ganz nüchtern geworden weshalb er bei jedem zweitem Schritt schmerzhaft auf den Boden flog. Er stieß die Tür auf und stolperte in den Raum. Es stank fürchterlich nach Feuerwhisky. Panisch sah er sich im Raum um und erblickte Remus, der in genau diesem Moment rücklings auf die Matratze kippte. Er stolperte rüber zu seinem Freund und versuchte mit ihm zu reden.
- Hey, Moony....
Das Gesicht war komplett aufgedunsen und die Lieder flatterten beim Klang seines Namens. Sein Zustand übertraf den von Peter bei weitem. Irgendwie musst er es schaffen ihn wieder zurück ins Schloss zu schaffen ohne dabei erwischt zu werden. Er nahm Remus in den Arm und hievte ihn über seine Schultern. Sirius betete, dass er sich in den nächsten 30 Minuten nicht übergab. Mit dem braunhaarigen auf den Schultern tastete er sich zurück durch den Durchgang und war dabei sehr vorsichtig. Wenn er stolperte wusste er nicht ob er jemals wieder aufkäme. Im Schloss warf er den Tarnumhang wieder über und rannte so leise wie nur möglich in den Gemeinschaftsraum.
- Wo war er?!
Lily und James waren als letztes übrig. Beide räumten die Überreste der Party weg.
- Bei der maulenden Myrthe.
Sirius fiel in diesem Moment nichts Besseres als Ausrede ein. Lily wusste nichts von der Heulenden Hütte.
- Im Mädchenklo?!
- Ja.
James musste sich zusammenreißen nicht in lautem Gelächter auszubrechen. Sirius ging an den beiden vorbei. Ihm war im Moment nicht zum Lachen zumute. Im Zimmer warf er Remus in sein Bett.
- S'r'us...
Er öffnete kurz seine Augen. Tränen glitzerten in dem fahlen Mondlicht, das durch das Fenster schien.
- Es tut mir leid.
Das war das einzige das Sirius in dem Moment sagen wollte. Er drehte sich um und ging zu seinem Bett. Er zog die Vorhänge des Himmelbettes zu außer die Seite auf der Remus lag. Auf ihn musste er Acht geben, denn irgendwann würde dieser Erbrechen und er wollte für ihn da sein. Das alles war bloß seine Schuld. Weil er seine Gefühle nicht im Griff hat. Er hatte sich wie ein Idiot benommen.

Was sind diese Gefühle....Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt