Chapter 7 ~ Nähe

366 26 1
                                    

Es war Donnerstagabend und Sirius lag gelangweilt in seinem Bett. James war wieder einmal mit Lily unterwegs auf einen ihrer 'Dates' und zu seinem Leidwesen hatte Remus ebenfalls eine Verabredung mit einem Mädchen aus Ravenclaw. Um der ganzen Situation die Krone aufzusetzen, war Peter unauffindbar und er hoffte inständig, dass dieser sich nicht mit einem Mädchen traf, denn dann würde Sirius wahnsinnig werden. Sirius blieb quasi nichts andere übrig, als schmollend, alleine im Zimmer zu warten bis etwas passierte. Seine Gedanken huschten zu Remus und er gab sich Mühe, nicht an die Ravenclaw zu denken, die ihn seit Monaten schmachtend von dem anderen Tisch beobachtet hatte ehe sie ihn ansprach. Bei dem Gedanken was er tun würde, sollte Remus sich in das Mädchen verlieben, knirschte er unwillkürlich mit den Zähnen. Er wollte es sich gar nicht vorstellen. Wahrscheinlich würde er durchdrehen oder ähnliches. Er vergrub den Kopf in seinem Kissen. Das konnte nicht wahr sein. Egal wie man es betrachtete es war hoffnungslos, Sirius stand auf der Verliererseite. Die Tür des Schlafsaales wurde aufgerissen und er zuckte perplex auf. Remus ging durch das Zimmer und ließ sich bäuchlings auf sein Bett fallen. Er rührte sich nicht.
- War dein Date so schlimm?
Er versuchte belustigt zu klingen, doch stattdessen klang er harsch.
- War kein Date.
- Was dann?
Doch auf diese Frage bekam er keine Antwort, denn Remus machte keine Anstalten sich zu bewegen. Alarmglocken schrillten. Sirius sprang hoch und hob Remus' Oberkörper ein wenig hoch, um ihm ins Gesicht zu sehen. Die Augen halb offen umrandet von tiefen Ringen sah er Sirius an.
- Es ist wieder soweit...
Remus nickte. Es war eine Nacht vor Vollmond und das hieß, dass sein Zustand nur noch bergab ging. Sirius drehte sein Freund nach und legte ihn ordentlich auf seine Matratze. Remus fing an mit den Zähnen zu knirschen und zitterte leicht.
- Kalt?
- Mhm.
Sirius machte sich daran Remus langsam seine Sachen auszuziehen. Als er dabei war ihm die Hose abzunehmen, schoss ihm ein unanständiger Gedanke durch den Kopf. Er verdrängte diesen Gedanken so schnell es ging und als Remus nur noch in seinen Shorts bekleidet vor ihm lag und sich vor Kälte hin und her wälzte, deckte dieser ihn schnell mit der Decke zu.
- Thermo.
Schnell beruhigten sich seine Bewegungen und Remus blieb entspannter unter der Decke liegen. Seine Lippen hatten sich leicht bläulich verfärbt, was Sirius Sorgen bereitete.
- Ich bleibe als Padfoot hier, wenn es dir nichts ausmacht.
Remus verstand sofort und öffnete einen Spalt breit seine Decke und deutete ihm, sich darunter zu legen. Sirius hob überrascht eine Braue, zog sich ebenfalls bis auf die Shorts aus, nachdem Thermo am besten bei Hautkontakt wirkte, verwandelte sich wortlos in einen Hund und sprang neben Remus auf das Bett. Er hatte diese Situation nicht ganz überdacht, kam ihm, als Remus' Atem in sein Fell blies und ihn die Gänsehaut überkam.
- Ich friere...
Er rückte ein Stück an seinen Animagi-Freund näher und legte einen Arm um Padfoot. Dieser zuckte bei der Berührung zusammen, denn Remus' Haut war viel zu kalt. Einige Minuten später schlief er tief und fest ein und atmete gleichmäßig. Die Tür ging leise auf und James betrat den Schlafsaal. Sein Blick blieb bei Remus' Bett hängen und er schoss rüber zu seinem kranken Freund. Er legte ihm die Hand auf die Stirn und überprüfte die Temperatur ehe er Padfoot zunickte und weiter zu seinem Bett ging. Peter, der einige Minuten nach James kam machte dasselbe. Die Jungs waren alle schlafen gegangen, nur Padfoot blieb wach und beobachtete Remus beim Atmen. Eine ziemlich fade Beschäftigung, aber es war in Ordnung. Er sah viel entspannter aus wenn er schlief, was ihn gleich noch attraktiver machte. Schließlich wandte er sich ab und schlief selbst langsam ein.

Das Zittern hatte aufgehört und Remus schlug leicht die Augen auf. Er wusste, dass er nicht sehr lange geschlafen hatte, denn vor Vollmond wurde er öfter als ihm lieb war in der Nacht wach. Padfoot schlief seelenruhig neben ihm und zuckte manchmal im Schlaf. Ein schneller Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es kurz vor Morgengrauen war. Er wälzte sich aus dem Bett und griff nach dem T-Shirt auf dem Boden und zog es an. Der Zauberspruch, den Sirius auf die Decke gelegt hatte, war verflogen, ihm war immer noch kalt und er ging in das Badezimmer, um sich schnell zu erleichtern. Er betrachtete sich im Spiegel. Remus sah zwar nicht so schlimm aus wie letztes Wochenende nach der Party, aber er hatte große dunkle Augenringe, die den Eindruck machten er habe nie geschlafen. Wie er den Vollmond hasste. Er wusch sich das Gesicht, ehe er wieder zurück zu Padfoot in das Bett schlurfte. Unter der Decke herrschte angenehme Wärme, die von Padfoot ausging und Remus kuschelte sich automatisch an ihn, um sich zu wärmen. Er umarmte den Fellknäul, der immer noch im Schlaf zuckte und betrachtete ihn eine Weile lang. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass Padfoot je eine Nacht neben ihm geschlafen hatte. Weder als Mensch noch als Hund und in solchen Momenten war er froh, dass er Freunde hatte die sich so sehr um sein Wohlergehen sorgten. Ein warmes Gefühl der Geborgenheit entfaltete sich in seinem Bauch und je länger er seinen Freund ansah, desto größer und intensiver wurde dieses Gefühl, bis es unangenehm angespannt war, wie ein Luftballon der kurz davor war zu zerplatzen. Als hätte er gespürt, dass er beobachtet wurde, riss Padfoot die Augen auf und blickte halb verschlafen auf Remus. Als er erkannte wer neben ihm lag gähnte er lautstark und schmierte seine Schnauze in dessen Gesicht.
- Lass das Padfoot!
Der Hund ignorierte den Befehl und leckte zu allem Überfluss quer über Remus' Visage.
- Danke... Ich hätte mir das Gesichtwaschen auch sparen können...
Er drückte Padfoots Schnauze von sich weg und trocknete sich mit der Decke ab.Ein leises Wimmern verriet ihm, dass Padfoot nicht erfreut war weggedrängt zu werden. Remus spürte wie sich die Proportionen des Hundes veränderten und einige Sekunden später hatte er Sirius' halbes Gesicht in seiner Handfläche.
- Hey, wie geht's?
Er zog die Hand zurück und lächelte den Schwarzhaarigen neben sich an.
- Geht so. Mir ist immer noch kalt, aber um Vergleich zu gestern ist es definitiv besser geworden. Du bist kuschelig.
Sirius schenkte Remus ein Lächeln und seine Zähne blitzten in der Dunkelheit heraus. Remus fühlte nackte Haut unter der Decke und schlussfolgerte, dass er nur in Shorts neben ihm lag. Bei dieser Vorstellung wie Sirius halb nackt neben ihm lag wurde ihm warm.
- Ich weiß, dass man mit mir gut kuscheln kann.
Sirius sprach mit belegter Stimme und betrachtete Remus schelmisch. Der letzte Abstand der zwischen den beiden herrschte, wurde von dem schwarzhaarigen überbrückt. Remus Magen flatterte wie wild.
- Ich meinte dich als Hund... Dein Fell... flauschig...
Remus verlor den Faden. Die Hitze die von Sirius' Körper ausging brannte auf seiner Haut und lenkte ihn ab. Sirius rückte noch ein Stück näher, so dass ihre Oberkörper bis zum Lendenbreich einander berührten und ihre Gesichter nur noch einen Hauch entfernt waren. Remus war froh, dass sein T-Shirt als eine Art Barriere fungierte, denn dann hätte Sirius sicher seinen Herz schlagen gespürt, dass wie wild in seinem Brustkorb hämmerte. Aus Reflex rutschte er ein Stück zurück um wieder etwas Platz zwischen den Körpern zu schaffen. Sirius Lächeln verschwand plötzlich aus seinem Antlitz und er nahm einen gleichgültigen Ausdruck an.
- Ich glaube, ich sollte wieder zurück in mein Bett.
Seine Stimme war so monoton wie vor einigen Tagen und Remus packte das Entsetzen erneut weggestoßen zu werden.
- Nein, bleib!
Sirius sah ihn unverwandt an und blickte an Remus vorbei.
- Bist du dir sicher?
- Ja... Außerdem macht es keinen Sinn, wir stehen in knapp einer Stunde auf und wenn du jetzt gehst legst du dich in ein kaltes Bett. Bis es warm geworden ist musst du schon wieder raus.
Remus versuchte mit großer Mühe, Sirius vom Gehen abzuraten.
Der Hunde-Animagi schien eine Weile nachzudenken. Letztlich gab er ein resigniertes Seufzen von sich.
- Gut, dann bleibe ich.
Er drehte sich mit dem Rücken zu Remus und kuschelte sich ein wenig tiefer in die Decke. Remus beschloss es ihm gleich zu tun, obwohl er diese abwehrende Haltung nicht besonders mochte. Er wusste, dass Sirius das nur tat um ihn nicht ansehen zu müssen. Remus fragte sich war er nun wieder falsch gemacht hatte, aber beschloss, dass er besser war sich nicht darüber auf zu regen. Er nahm es als Erleichterung hin, dass sein Freund noch bei ihm war, obwohl dieser bereits das Bett verlassen wollte. Seine Lieder wurden erneut schwer und er versank in einem kurzen traumlosen Schlaf.

Was sind diese Gefühle....Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt