Chapter 9 ~ Vollmond

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Der Schultag war überstanden. Remus war nach der ersten Stunde zu Madame Pomfrey gerannt und hatte sich etwas aufpäppeln lassen, ehe er sich in den restlichen Tag gestürzt hatte. Nun lag er geschafft auf seinem Bett und hatte die Augen geschlossen. Ihm fehlte die Kraft für absolut alles und er fühlte sich ausgelaugt und hilflos. Seine Freunde meinten, sie müssten kurz etwas holen gehen und kämen dann gleich wieder und so war Remus alleine im Schlafsaal. Er hörte, wie sich die Tür öffnete und eilige Schritte in Richtung seines Bettes trabten. Ein Körper hatte sich zu ihm auf die Bettdecke gelegt und ließ den Lattenrost durch das Gewicht quietschen.
- Sirius?
Remus' erster Gedanke war, dass es sein schwarzhaariger Freund sein musst, der neben ihm lag, doch als er hinsah erkannte er, dass die schwarzen Haare komisch waren und auch das Gesicht anders war.
- Der ist noch unterwegs, aber er kommt gleich wieder.
James saß neben ihm und überprüfte seine Temperatur, ehe er einen Zauber aussprach.
- Relevabor.
Remus Zustand verbesserte sich minimal, jedoch war er froh, dass James es wenigstens versucht hatte.
- Zuerst Schüttelfrost, dann Fieber...
James brach mitten im Satz ab. Remus wusste was er dachte. Es war sehr selten, dass es ihn so schlimm erwischte und er war froh, dass die nächsten Male sicher leichter ausfallen würden. Die normalen Beschwerden war er gewohnt, aber dieser Vollmond trieb seine Schmerzgrenze an die Spitze. Sirius kam ins Zimmer gestolpert und hechtete zu Remus. Vor seinem Bett blieb er stehen und seine Augen hüpften zwischen James und Remus hin und her, bis er schließlich mit den Schultern zuckte. Remus verstand nicht, was das sollte, aber James verstand sicher, was das zu bedeuten hatte denn er musste Grinsen. Sirius hielt den beiden eine Schachtel hin, die Remus erst jetzt entdeckt hatte.
- Ich habe dir Schokolade mitgenommen.
Er legte die Schachtel auf Remus' Schoß und setzte sich auf den Boden. Remus nahm sich einige von den Leckereien die Sirius ihm mitgenommen hatte und er fühlte sich ein wenig besser.
- Wormtail kommt dann nach sobald wir in der Hütte sind, er bereitet den Proviant für die Nacht vor.
Es herrschte einige Minuten Schweigen. Remus war kurz davor einzuschlafen, doch James rüttelte ihn sanft an der Schulter.
- Nicht mehr lange Moony. Ich packe unsere Sachen zusammen und Padfoot bringt dich jetzt am besten runter zu Madame Pomfrey.
James erhob sich und holte seinen Tarnumhang während Sirius Remus aus dem Bett zog. Mit wackeligen Beinen stand er im Raum und James zog ihm den Umhang über. Zusammen mit Sirius wankte der unsichtbare Remus hinunter in den Krankenflügel. Der Schwarzhaarige achtete dabei, dass Remus in niemanden hineinrannte während er Remus' Hand hielt die unter dem Umhang versteckt war. Keinem der herumlungernden Schüler fiel auf, dass Sirius seine Hand komisch verkrampft in der Luft hielt bis sie unten im Krankenflügel angekommen waren. Vor dem Krankenzimmer nahm Sirius Remus den Umhang ab und versteckte ihn unter seinem T-Shirt.
- Geh rein, wir warten dann in der Hütte auf dich.
Remus sah seinen Freund dankbar an, verabschiedete sich und schritt durch die Doppeltür in das Zimmer, in dem die strengaussehende Krankenschwester ihn bereits erwartet hatte.

Die Jungs saßen alle in der heulenden Hütte und waren in ihren eigenen Gedanken. Jeder bereitete sich auf die kommende Nacht vor. James überprüfte den Proviant, den Peter aus der Küche gestohlen hatte, Peter selbst aß noch eine Kleinigkeit bevor Remus kam und Sirius starrte Löcher in die Luft. Er hatte keine Beschäftigung gefunden, also knetete er mit seinen Händen nervös herum und lies jeden einzelnen seiner Finger knacken. Ein Rumpeln ließ jeden aufschrecken. Remus kletterte durch die Falltür und wand sich mühselig auf dem Boden. Sirius sprang auf und kam ihm zur Hilfe geeilt. Er nahm Remus in seine Arme und trug ihn zu der Matratze, die in der Ecke lag. Remus rollte sich zusammen und wartete, bis der Vollmond am höchsten Stand und die Verwandlung eintrat. Sirius lag neben ihm, einen Arm um seinen kranken Freund geschlungen. Er zog ihn fester zu sich und wünschte in diesem Moment, er könne all die Schmerzen, die Remus alleine schultern musste auf ihn aufteilen, damit der Werwolf spürte, dass er nicht alleine war. Eine kleine Ratte kuschelte sich zwischen den beiden hin und hinter ihnen stand James bereits in seiner Animagusgestalt als großer stattlicher Hirsch. Sirius machte es ihnen nach und verwandelte sich schnell, ehe Remus aufheulte und sich schmerzgeplagt in einen Wolf verwandelte. Man hörte einige Knochen brechen und die Kleidung, die er anhatte zerriss und hing wie Fetzen an seinem Körper.

Die drei Animagi folgten dem Werwolf durch den Wald. Moony schritt immer als erstes voraus während die anderen auf ihn aufpassten. Wormtail, der Probleme hatte mit den eiligen Schritten seiner größeren Freunde mitzuhalten, ritt auf Prongs mit. Moony zog es zu den gefährlicheren Teilen des Waldes hin und Padfoot und Prongs gaben sich ein Zeichen ihn von dort wegzulotsen. Keiner der drei hatte Lust sich mit Riesenspinnen oder Zentauren anzulegen. Moony blieb aber stur. Er ließ sich nicht vom Weg, den er eingeschlagen hatte wegbringen und so mussten sich die Animagi etwas anderes einfallen lassen. Wormtail sprang von Prongs ab und hechtete auf Moony zu. Dieser beobachtete die Ratte neugierig bis sie auf ihn zukam und ihm in seine Pfote biss. Moony heulte laut auf und wollte Wormtail mit seiner Pranke wegschlagen, doch dieser hatte sich bereits an Padfoot geklammert und die drei rannten in die entgegengesetzte Richtung. Der Werwolf war ihnen dicht auf den Fersen, er wollte Wormtail jagen, ihn zerfleischen. Ein plötzliches Knistern sorgte dafür, dass er jäh stehen blieb. Auf einer nahegelegenen Lichtung stand eine Bärenmutter mit ihrem Jungen, die langsam vor dem Wolf zurückschreckte. Padfoot und Prongs rechneten mit dem Schlimmsten und preschten nach vor, um sich zwischen ihrem Freund und die Wildtiere zu stellen. Die Bärenmutter brüllte zornig auf und rannte mordlustig auf die Animagi und den Werwolf zu. Moony machte einen Satz nach vor und warf sich auf die Bärenmutter und stieß sie nieder. Das Junge ergriff die Flucht und verschwand in die Dunkelheit des Waldes. Ein Kampf zwischen Moony und der Bärin entbrannte, den er zu verlieren drohte. Sie schlug ihm mit ihrer dicken Pfote quer über das Gesicht und schmiss ihn gegen den nächstgelegenen Baum und als er nach unten sackte, bewegte er sich kaum mehr und gab ein jämmerliches Winseln von sich. Prongs rannte auf die Bärenmutter zu und stieß sie mit seinem Geweih um, ehe sie sich zu ihrer vollen Größe aufrichten konnte. Währenddessen packte Padfoot Moony am Nacken und schleifte ihn von der Gefahr fort. Sie rannten alle gemeinsam zu einer Höhle, die ein wenig oberhalb der Lichtung lag und versteckten sich vor der Bärenmutter. Bevor Padfoot Moony in einer Ecke ablegen konnte fing dieser an sich zu winden und um sich zu schlagen. Seine Krallen trafen Padfoot am Rücken, welcher ziemlich kläglich aufheulte und vom Werwolf abließ. Moony sprang hoch und rannte hinaus in den Wald und Prongs heftete sich ihm an die Fersen. Padfoot hinkte hinterher. Sie verbrachten die restliche Nacht damit Moony zurück in die Hütte zu bringen und waren froh, als dieser sich endlich kooperativ zeigte und mitging. Kurz nach ihrer Ankunft in der heulenden Hütte brach der nächste wieder Morgen an und Moony verwandelte sich unter dröhnendem Geschrei zurück in Remus, der bewusstlos am Boden lag. Madame Pomfrey würde ihn binnen einer Stunde abholen und so transformierten sich die erschöpften Animagi wieder in ihre menschliche Gestalt und huschten leise zurück ihren Schlafsaal.
- Was für eine Nacht...
Peter hatte sich bereits hingelegt und war sofort eingeschlafen, doch James saß mit Sirius auf dessen Bett und behandelte seine Wunde am Rücken.
- Besser wird's nicht... Ich glaube das gibt ne fette Narbe.
James' Heilungszauber reichten um die Blutung zu stillen, und die Verletzung zu desinfizieren aber nicht, um sie zu schließen. Werwolf Verletzungen heilten bekanntlich nie richtig. Sirius zuckte mit den Schultern, was ihm einen stechenden Schmerz durch seine Wirbelsäule jagte.
- Kann man wohl nichts machen...
Sirius krächzte unter Schmerzen und legte sich langsam bäuchlings auf die Matratze seines Bettes.
- Geh schlafen Prongs. Du brauchst es.
James trottete niedergeschlagen zu seinem Bett und legte sich ebenfalls schlafen.
- Nacht Pads...
Darauf erfolgte keine Antwort, denn Sirius war bereits in einen tiefen Schlaf gefallen.

Was sind diese Gefühle....Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt