» 20 CHLOE » Folgen Sie dem Wagen! «

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"Darf ich fragen, was du hier in Denver machst?" Ich laufe neben Dan her zum Flughafengebäude. Die anderen haben wir abgehängt und gerade fühlt es sich so an, als wolle Dan auch mich abhängen. Ich hetze neben ihm her.

"Dürfen schon, aber ich werde dir vermutlich nicht antworten."

"Aha?" Ich bin hellhörig geworden. Zum einen bin ich ohnehin ein neugieriger Mensch, zum anderen realisiere ich erst jetzt, dass er tatsächlich Poseidon sein soll, Gott des Meeres und was auch immer noch. Ehrlich gesagt kenne ich mich da nicht so genau aus. Hauptsächlich fand ich den Schauspieler heiß, der bei Percy of Jackson Poseidon spielt, aber Dan sieht ganz und gar nicht wie Kevin McKidd aus, wenn auch ebenso attraktiv. Dan ist asiatisch stämmig, kleiner, aber mit blauen Augen, die eines Gottes würdig sind. Und deshalb wird er sicherlich etwas Spannendes hier in Colorado zu tun haben, so weit weg von jeglichen Meeren.

"Warum sollte ich einer Wildfremden von meinen Angelegenheiten erzählen? Insbesondere wenn sie schon meine wahre Identität kennt?", meint Dan jedoch mit ruhiger Stimme und raubt mir die Hoffnung, in ein paar interessante Geheimnisse eingeweiht zu werden. Seine Argumentation klingt nämlich selbst in meinen Ohren vernünftig. 

"Weil du vielleicht sonst niemandem davon erzählen kannst? Und ich bin harmlos, das kannst du mir glauben."

"Harmlos? Eine Sirene?" Poseidon schüttelt den Kopf. "Nein, ich unterschätze euch nicht mehr. Selbst wenn ihr inzwischen nur noch auf Sex fixiert seid, habt ihr doch einige gute Menschen getötet. Und ich weiß, ich verallgemeinere gerade, aber ich sehe es dir an. Du hast bereits getötet und wirst es wieder tun."

"Das war Notwehr." Ich erinnere mich an die Jägerin, die auf mich geschossen hat und ich dann eben auch auf sie. "Ehrlich."

"Es tut mir leid, ich vertraue dir nicht. Aber bei Gelegenheit können wir den Sex wiederholen. Vorerst verabschieden wir uns jedoch hier." Dann betritt er den VIP-Bereich des Flughafens, vor dem ein Securityguard steht, der sich mir in den Weg stellt. Einen Moment bleibe ich abrupt stehen, dann bemerke ich die beiden Krankenwagen, die nicht weit weg über den Asphalt düsen und zwar dorthin, wo Poseidon eben erst mehrere Menschen gedroht hat. Eine gute Erinnerung daran, dass ich von hier verschwinden sollte. 

Stattdessen flüstere ich dem Guard zu, dass er mir später einen blasen darf, wenn er mich jetzt in den VIP-Bereich lässt, und betrete das Gebäude. Drinnen ist kaum etwas los, um genau zu sein steht nur eine Kellnerin in der Ecke mit einem vollen Tablett in der Hand. Poseidon ist bereits verschwunden, aber ich renne durch den Raum und entdecke ihn gerade noch, wie er in Begleitung eines Flughafenmitarbeiters den Ausgang erreicht. Dort wartet ein schwarzer Wagen auf ihn. Ein anderer Securitymann hält mich auf, dorthin zu gehen, sodass ich nur noch das Kennzeichen sehe. Poseidon hatte es gerade wirklich eilig.

Und das hat mich nur neugieriger gemacht.

Was mache ich jetzt? Ist es das wert, mich bei einem Polizeipräsidium hineinzuflirten, um über das Kennzeichen vielleicht den Halter herauszufinden? Das wird ohnehin nur irgendein Fahrer sein, vielleicht auch eine Firma, aber das bringt mich nicht weiter. Bis dahin ist Poseidon schon lange wieder irgendwo am Meer. 

Also springe ich ins nächste Taxi und brülle: "Folgen sie dem Wagen!"

"Was?" Der Fahrer dreht sich verwirrt zu mir um und auch der Mann, der neben mir bereits auf der Rückbank sitzt, starrt mich verblüfft an. Ich ignoriere die beiden und wiederhol den Satz, den ich so oft in Filmen gehört habe und in der Realität doch auch funktionieren muss: "Na los! Folgen sie dem Wagen dort vorne!"





» Sirenen - about Sex and Gods «Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt