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Ich liebe mein neues Leben! Seitdem ich entdeckt habe, was ich mit den Kerlen alles anstellen kann, besuche ich die Schule sehr viel lieber. Meine beste Freundin meinte, ich solle es nicht übertreiben - rein aus strategischen und gesundheitlichen Gründen. Das ist allerdings gar nicht so leicht. 

Bei jedem Kerl und Mädchen muss ich automatisch daran denken, was diejenigen wohl so mit mir anstellen würden. Teils, ob sie überhaupt schon Erfahrungen haben oder ob eher sie mir noch einiges beibringen könnten - und ich gebe es zu, in den letzten Tage habe ich einiges gelernt. Sowohl, dass zu viel echt weh tun kann, als auch, dass Schmerz wahnsinnig geil sein kann. Genauso, wie man das andere Geschlecht am besten verwöhnt, oder das eigene.

Ich fühle mich nicht mehr als Anfänger und das bereits nach wenigen Tagen. 

Ich fühle mich so, als würde mir die Welt gehören! 

In der Schule spüre ich die Blicke auf mir. Es macht mir nichts aus. Schüchtern bin ich noch nie groß gewesen und es gefällt mir, im Mittelpunkt zu stehen. Ich weiß, dass einige Mitschülerinnen neidisch sind, aber das ist okay. Wenn sie es richtig anstellen, können sie ja auch Sex haben. Es gibt einige Jungs, die genau wie ich an nichts anderes denken. Bei denen muss ich noch nicht einmal meine Stimme einsetzen, weil sie ohnehin einen Dauerständer haben. Manche Mädchen sind genauso. 

Wahrscheinlich bin ich aber die schlimmste von allen. Wenn ich Sex will, bekomme ich ihn.

Doch dann ist Freitagnachmittag. Für das Wochenende stehen keine konkreten Pläne an, normalerweise genieße ich das Ausschlafen und meine Ruhe, doch jetzt ist es anders. Keine Schule, keine Menschen um mich herum außer meine Familie.

Mein Stiefbruder ist zwar ganz heiß, aber ich weiß nicht, ob ich diese Grenze überschreiten will und außerdem ist er sowieso nur selten zu hause. Er studiert und arbeitet nebenbei in einer IT-Firma, oft auch samstags. 

Mein Stiefvater ekelt mich eher an als dass er mich erregt, und da ist wieder die Sache mit der Grenze. Familie ist anders. Vielleicht besuche ich Maxi, den Nachbarn. Er kann mir wieder meine Lateinhausaufgaben machen und es mir ordentlich besorgen.

"Worüber grübelst du?", reißt mich meine Mutter aus den Gedanken. Sie lächelt und zeigt auf das Mittagessen vor mir. Die Gabel ist in meiner Hand, irgendwann zwischen meinen Überlegungen, mit wem ich es treiben kann, habe ich vergessen, weiter zu essen.

"Nichts besonderes."

"Mmh?" Meine Mum nickt wissend. Als ob.

Schließlich sagt sie: "Wir sollten dir mal einen Termin beim Frauenarzt besorgen, habe ich recht? Du bist die letzten Tage so durch den Wind und wenn meine Vermutung stimmt, sollten wir demnächst einmal reden."

"Wie bitte?" Die Gabel fällt aus meiner Hand und landet klirrend auf dem Teller. Ein Stück Kartoffel rollt vom Teller auf den Tisch. Ich blinzle, starre meine Mutter an.

Ihre blonden Haare fallen ihr lang ins Gesicht und sie lächelt wie ein Model, das auf dem Titelbild einer Fernsehzeitschrift abgebildet ist. Viel zu hübsch, mit ein paar Falten um die hellen Augen herum. Wir ähneln uns.

"Bekka ... ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wie ich es erklären soll, ohne dass es für uns beide peinlich wird", gibt sie jetzt zu und legt ihr Besteck sauber ab. Dann faltet sie die Hände, knetet sie, fährt sich durch die Haare, meidet meinen Blick. Es ist ihr wirklich peinlich, wieso hat sie dann überhaupt erst begonnen mit diesem Thema?

"Du willst mich jetzt nicht aufklären oder so, oder?"

"Aufklären? In gewisser Weise, ja." Sie schmunzelt.

» Sirenen - about Sex and Gods «Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt