Kapitel 24 - Spaziergang mit Folgen

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Kate

Da ich heute nichts Wichtiges zu tun habe, wollte ich ursprünglich ausschlafen, aber meine Blase vereitelt diesen Plan. Auf dem Weg zur Toilette fallen mir die leeren Gläser auf. Es muss schon sehr spät geworden sein, wenn Rose nicht mehr in der Lage war den Tisch abzuräumen. Da ich nach dem Besuch auf dem WC ohnehin nicht mehr einschlafen kann, beschließe ich alles wegzuräumen. Den Abwasch erledigt der Geschirrspüler, sodass ich damit keine Arbeit habe. Rose liegt noch immer wie tot auf der Couch. Es fühlt sich sehr seltsam an sie nicht neben mir zu haben. Durch so etwas schwindet meine Hoffnung, dass alles so wird, wie es vor dem Unfall war.

Um auf andere Gedanken zu kommen, mache ich einen Spaziergang im Park. Mit warmen Socken in meine völlig überteuerten Turnschuhe zu kommen, ist doch schwerer als Gedacht, aber machbar. Seit meinem langen Krankenhausaufenthalt, habe ich den Großteil meiner Kondition abgebaut. Bemerkbar macht sich das in meiner Erschöpfung nach dem Schuhe anziehen. Wenn ich wieder in den Außendienst möchte, muss ich anfangen meine Kondition wieder aufzubauen, aber dafür stellt Paradox eigene Trainer zur Verfügung. Sobald ich wieder in die Arbeit gehe, werde ich ohnehin mit dem Training starten müssen, aber bis dahin habe ich noch Zeit. Keine fünf Minuten Fußmarsch entfernt von meinem Haus befindet sich ein kleiner Park, den ich gerne für Spaziergänge nutze. So baue ich jeglichen Stress oder Frust in kurzer Zeit ab und bin auch noch an der frischen Luft. Also eine Win-Win-Situation. Damit sich Rose keine Sorgen machen muss, hinterlasse ich ihr einen Zettel mit einem knappen: Bin im Park!

Kaum bin ich an der frischen Luft, bin ich froh einen Pullover unter der Winterjacke angezogen zu haben, denn ein eisiger Luftzug kommt mir entgegen. Nach und nach wird die Kälte etwas erträglicher, außerdem fällt mir im Park selbst die tiefe Temperatur gar nicht mehr auf, weil ich damit beschäftigt bin, mir die Natur anzusehen. Bis dahin bewundere ich den Waldweg, der zu meinem Ziel führt. Hier und da steht ein Baum, der zu dieser Jahreszeit schon keine Blätter mehr hat. Der nackte Baum bringt mich auf einen Gedanken, bei dem ich schmunzeln muss. Immer wenn ich im Herbst diesen Weg entlang gehe, strotzt es nur so von bunten Blättern. Von gelb über rot bis wenige grüne, sind alle Farben vorhanden. Von weitem kann ich den Zugang zum Park schon erkennen.

Gleich am Eingang des Parks befindet sich ein Fluss, der sich durch den gesamten Park hindurchzieht. Um ihn zu überqueren, gibt es weiter vorne, vor einem kleinen Waldstück, eine Brücke. Die Brücke befindet sich inmitten eines lang gezogenen S, das der Fluss erzeugt. Damit ich auf die andere Seite komme, muss ich über die Brücke. Dabei begutachte ich die Brücke etwas genauer und bemerke, dass sich an den Rändern des Bodens bereits Moos gebildet hat. Man kann sehr gut erkennen, dass der Park nicht mehr so regelmäßig gewartet wird, wie es noch vor 20 Jahren der Fall gewesen war. Einerseits die Moosbildung, aber auch die immer mehr verschwindende Farbe der Brücke. Als Kind war ich oft hier und damals hatte die Brücke eine kräftige rote Farbe. Jetzt sieht man nur noch an wenigen Stellen einige blasse Farbreste, die die Umstände von Witterung und Alter überdauert haben. Komplett in meiner Gedankenwelt versunken, gehe ich weiter und lasse mich von der mich umgebenden Natur berieseln. Umgeben von vielen verschiedenen Bäumen und manch Kunststücken von Gärtnern, spüre ich, wie ich die Bedenken, die ich wegen Rose, meinem Job und meiner Erinnerung habe, langsam verdränge. Mir ist klar, dass Verdrängung nicht die beste Art ist mit Problemen umzugehen, aber es ist auf jeden Fall auf kurze Sicht die wirksamste. Bevor ich weitergehe, muss ich mich für ein Weilchen hinsetzen, da es zu dem Ort, wo ich hin will ein Stück bergauf geht und ich deshalb etwas Kraft brauche.

Rose

Durch einen Reflex spannt sich mein ganzer Körper an und ich falle von der Couch. Obwohl ich wirklich wenig von Weckern halte, ist es mir doch lieber durch diese Erfindung geweckt zu werden, als durch einen Aufprall auf den Boden brutal aus meinen Träumen gerissen zu werden. Topfit und Putzmunter ... mehr oder weniger ... gehe ich in die Küche, um die Gläser, die ich gestern stehen gelassen habe, wegzuräumen. Doch als ich in die Küche komme, ist alles weggeräumt und sogar der Tisch abgewischt. Da fällt mir ein, ich wollte Rachael und Dave einen Kollegen empfehlen. Nachmittag werde ich wohl ins Krankenhaus fahren, um mich mit einem Kollegen oder einer Kollegin zu besprechen, aber vorher sollte ich in Erfahrung bringen wie spät es gerade ist, denn ich habe gerade absolut kein Zeitgefühl. Ein Blick auf mein Smartphone verrät mir, dass es bereits nach zwölf Uhr ist. Sollte Kate dann nicht auch aufstehen? Aber wenn sie gut schläft, möchte ich sie gar nicht wecken. Ein Post-It neben der Spüle verrät mir, dass es nicht nötig ist sie zu wecken, weil sie schon wach und gar nicht mehr zu Hause ist. Die hinterlassene Notiz ist auch sehr minimalistisch. Keine Ahnung wann sie wieder kommt, oder ob sie möchte, dass ich ihr folge. Aber da ich ohnehin Dave noch den Gefallen tun sollte, sie zu fragen, was sie von der Idee hält, Patentante zu werden, entscheide ich mich dafür, sie im Park zu besuchen. Leider habe ich keine Idee, wo sie genau sein könnte, also werde ich es mit dem Aussichtspunkt, den sie mir schon einmal gezeigt hat, versuchen.

Kate Chronicles (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt