10. Kapitel: rot und schwarz, Leben und Tod

527 26 6
                                    

--- dein P.O.V. ---

"(V/N)!"

Das zu brennen begonnene Seil mit Drahtelementen, welches deine Handgelenke an dem Holzbalken fixiert hatte, löste sich schlagartig.

Ein Keuchen entfloh deinen trockenen Lippen, ob vor Erleichterung oder wegen dem noch immer anhaltenden Schmerz wusstest du nicht.

Ohne viel nachzudenken bewegtest du deine Arme, legtest deine Hände auf deine Brust und schlosst deine (A/F) Augen, die unter dem roten Tuch nicht zu erkennen waren.

Die Qual, die Schmerzen, das Feuer und den Rauch, die Menschen und ihre Rufe, Schreie, das alles blendetest du aus, als du deine Alchemie aktiviertest.

Du spürtest den erfrischenden Strom durch deinen Körper fließen, ein sanftes Prickeln erfüllte dich und ein leichtes Ziehen ging von deiner Brust aus. Wie so oft bescherte dir deine Alchemie einen Moment innere Ruhe.

Doch es war wirklich nur ein Moment, kaum eine Sekunde, ein Wimpernschlag, doch sie reichte.

Genügte, um Kraft zu sammeln.

Schlagartig verließ die Alchemie dich, beherrschte die Luft um dich herum, die Luft mit dem Sauerstoff, der das Feuer so schön brennen ließ.

Mit einer einfachen Handbewegung lenktest du das Stoffgemisch, erschuffst einen Windstoß, voll mit dem achten Element des Periodensystems.

Die Flammen verzerrten sich danach, das spürtest du, musstest du nicht sehen. Das brennende Feuer verschwand von deiner Haut und züngelte hoch an den Rändern des Podests, türmte sich zu gleißenden Säulen auf, die alles verzerrten was ihnen zu nah kam.

Du risst dir das Tuch vom Kopf und blinzeltest kurz. Der Rauch war mit den Flammen zur Seite geweht worden, sodass nun frische Luft deine schmerzenden Lungen erfüllte.

Mit diesem stechenden Atemzug meldete sich auch wieder dein restlicher Körper und dir fiel es zunehmend schwerer, auf den Beinen zu bleiben. Mit dem Rücken am angekohlten Holzbalken stehend, versuchtest du dennoch zuerst dich zu orientieren.

Die Flammen hielten die Gläubigen des Paters davon ab, sich dir zu nähern. Pater Cornello war zurückgewichen und bellte irgendwelche Befehle. Die versammelten Bürger Liores waren, milde gesagt, in Panik ausgebrochen. Einige sahen dich schockiert, angsterfüllt an, andere dagegen bewundernd und hellauf begeistert.

Die Geräusche, die an deine Ohren trafen waren nicht klar, bis auf ein Wort. Einen Namen. Deinen Name.

"(V/N)!", erklang zum zweiten Mal der Ruf nach dir.

Du drehtest den Kopf in die Richtung der Stimme, die du eben nicht zuordnen konntest.
Hinter den Flammen, die du zurückgedrängt hattest, erkanntest du verschwommen einen blonden Schopf, sowie ein großes, graues Objekt. Waren das die Brüder? Hatten sie gerufen?

Du warst dir nicht sicher, doch vermutlich war das jetzt auch nicht mehr wichtig. Du spürtest, wie deine Knie zu zittern begannen und deine Beine nachgeben wollten. Bevor sie dich nicht mehr tragen würden, musstest du noch handeln.

Deine Arme hoben sich wie von selbst, du vollführtest eine abwehrende Geste und das Feuer züngelte höher. Orangerot schirmte dich ab, heiße Gefahr, die kein Mensch durchtreten können würde ohne zu sterben.

Eine weitere Handbewegung, diesmal legtest du deine Hände wie gewohnt übereinander gelegt auf die Brust. Noch ein letztes Mal wurden die Flammen größer, ehe sie sich auflösten, von dem Wind zerstört wurden, durch den nun fehlenden Sauerstoff verschwanden.

Als das Feuer weg war, kam dir alles kälter und dunkler vor. Wie nebenbei verschwand deine Alchemie, die Luft "regenerierte" sich, wenn man so wollte und dein Körper gab nun endgültig auf.

Wenn Knirpse sich verlieben und nebenbei versuchen die Welt zu retten(EDxREADER)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt