POV Black Angel
Vor mir stand ein Halbdämon.
Woher ich das wusste? Er sah genauso aus wie ich. Schwarze Flügel ragten aus seinem Rücken heraus und Hörner wuchsen aus seiner Stirn. Er hätte natürlich auch anders aussehen können, doch diese Ähnlichkeit bestätigte meine Vermutung sofort. Seine im Gegensatz zu mir, weißen Haare verliehen dem ganzen Ausdruck allerdings etwas Engelhaftes.
Ja, er sah aus wie ein gefallener Engel.
Fasziniert von diesem Anblick bemerkte ich nicht, wie er mir gefährlich nah kam. Doch ich wusste nicht was ich fühlen sollte. Sollte ich froh sein, weil ich nun nicht mehr alleine war? Oder sollte ich ihn als Feind betrachten?
Ich wich schnell zurück doch er kam mir wieder entgegen.
Da ich leider nicht wusste ob er bei Bewusstsein war oder ob dies nur sein dämonischer Part war, der mir hier gegenüber stand, versuchte ich zunächst noch weiter auf Abstand zu gehen indem ich mich verwandelte und in einem sicheren Abstand in der Luft flog. Ich hoffte auch, dass der Fremde mir nicht mehr feindlich gestimmt war, wenn er sah, dass ich genauso war wie er. Er sah tatsächlich etwas verwirrt aus, doch flog dann tatsächlich zu mir hoch und war mir wieder gegenüber. Eine ganze Weile starrten wir uns nur gegenseitig an, uns gegenseitig betrachtend und abwartend, was der Andere wohl tun würde. Dann sagte er schließlich etwas:
"Hilf m-mir ... bitte"
Es war nicht mehr als ein Wispern doch seine gebrochene Stimme klang so wunderschön, dass ich ein sehr starkes Gefühl verspürte ihn beschützen zu müssen. Trotzdem wusste ich nicht genau warum er das sagte, schließlich könnte ich sein Feind sein.
Der Himmel wurde währenddessen schon grau und ich vermutete, dass es bald regnen würde. Als er aufgehört hatte seine Worte zu wiederholen und ich mich entschieden hatte etwas zu tun, näherte ich mich ihm vorsichtig. Mein Plan war es, ihm zunächst zu helfen sich zurück zu verwandeln. Denn so könnte ich verständlich mit ihm reden, falls er nicht schon bei Bewusstsein war. Er wich kein bisschen zurück und ließ sich von mir freiwillig wieder auf den Boden begleiten. Dort setzte ich ihn in der Höhle ab und kramte in meiner Tasche nach meinen Medikamenten.
Aufgrund des heutigen morgens hatte ich es für besser gehalten die Medikamente von Dr. Stein mitzunehmen, welche mir dabei geholfen hatten meine Verwandlung zu kontrollieren.
Als ich die kleine fast leere Packung nun endlich gefunden hatte, drehte ich mich zu dem Jungen um und sah, dass er sich bereits zurückverwandelt hatte.
Innerlich stöhnte ich genervt.Aber eigentlich war ich froh, denn er konnte seine Kräfte offensichtlich schon einigermaßen kontrollieren. In völliger Ungewissheit was ich tun wollte oder sollte, ließ ich mich neben ihm auf dem Boden nieder und betrachtete ihn genauer.
Auf den ersten Blick konnte ich keine äußeren Verletzungen feststellen und das Einzige was ihm zu fehlen schien, war Essen, denn selbst in seiner verwandelten Form hatte ich seinen schwachen und mageren Körper erahnen können.
Ich wollte ihn am liebsten ausfragen, darüber, warum er hier war und warum er ein Halbdämon zu sein schien.
Sollte ich ihn mit zur Shibusen nehmen?
Dr. Stein könnte ihm sicher helfen! Doch ... was wenn wieder so etwas wie mit der Burdin Acadamy geschieht?
Wenn er erstmal an der Shibusen wäre, gäbe es keine Garantie dafür, dass er dort sicher war ...
Ich überlegte noch eine ganze Weile hin und her und merkte nicht wie der Junge mich ebenfalls musterte.Als ich dann endlich den Entschluss gefasst hatte ihn zur Shibusen zu bringen, da es dort sicher sicherer war als hier in dieser Höhle, sah ich mich nach ihm um. In seiner menschlichen Form sah das mit seinem physischen Zustand für mich ganz anders aus, hatte ich das vorher wirklich übersehen können?
Er trug lediglich eine lange ehemalig weiße Hose, welche teilweise kaputt und blutbefleckt war, auch wenn dies mit ziemlicher Sicherheit nicht sein Eigenes war. Sein linker Unterarm besaß eine abnormale bläuliche Ausbeulung und auch sonst prangten viele kleinere Schnittwunden auf seinem Oberkörper.
Als ich mich ihm dieses Mal näherte wich er zwar nicht zurück doch das Misstrauen in seinen Augen wuchs nun stetig mit jeder meiner Bewegungen.
"Ich kann dir helfen. Komm mit mir mit dann-"
"NEIN!" schrie er plötzlich. Erschrocken wich ich zurück.
"Aber ich kann dir alleine hier nicht helfen, ich-" versuchte ich ihm zu erklären, doch er ließ es nicht zu.
"Ich will nicht zu den Anderen, sie sind ... sie werden ..."
Aargh. Was denn? Was soll ich denn jetzt tun? Ihn hier lassen und jeden Tag hier herkommen um ihm Essen und medizinische Verpflegung zu bringen, nur weil er nicht hier weg will?
Ich kann ja verstehen, dass er Angst davor hat, was Andere mit ihm tun könnten, doch Dr.Stein ist gut ... oder?
Gedanken und Bilder aus dem Laboratorium der Burdin Acadamy wurden durch eine seltsame Macht in meinen Aufmerksamkeitsbereich gepresst und ich konnte nicht anders, als zeitweise in ihnen zu versinken.
Gedankenverloren erwachte ich wieder aus diesem kurzen Schreckenszustand und sah zu dem Jungen.
Er hatte sich kein Stück bewegt. Wäre jemand in diesem Zustand zu mir gekommen, hätte ich ihm ja auch nicht vertraut ...
"Hör mir mal zu" ich richtete mich auf und ging noch ein Stück zu ihm rüber. "Ich komme wieder und werde dir helfen, nur ... " -denn eigentlich war dies meine größte Angst- "bitte versprich mir nicht zu gehen."
Er war genauso wie ich, ein Halbdämon und noch hatte ich mich mit niemandem so verbunden gefühlt.
Daraufhin nickte er mir entschlossen zu und ich drehte mich schnell um und verwandelte mich. Dann flog ich weg.
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Black Angel - Seine Wiederkehr
FanfictionDas ist der 3. Teil von "Black Angel". Falls ihr also den 1. und 2. Teil noch nicht gelesen haben solltet, dann würde ich euch empfehlen die Beiden zuerst zu lesen da sonst Unklarheiten auftreten könnten :)