Kapitel 5

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Als ich bereits die Shibusen von weitem sehen konnte fing es plötzlich wie erwartet an in Strömen zu regnen und erst als ich schon komplett durchnässt war bemerkte ich wie kalt es eigentlich war. Da ich auf dem Hinweg eine beachtliche Flugstrecke zurück gelegt hatte, viel es mir nun nich viel schwerer den Rückweg mit meinen restlichen Kräften gegen Wind und Regen zu meistern. Inmer wenn ich auf sah, denn ich hatte meinen Kopf aufgrund des starken Windes nach unten gewandt, bewunderte ich den grauen Nachmittagshimmel und die sich im Wind zum brechen biegenden Tannen und Pappeln.
Bei meiner Ankunft hatte ich sogar das Gefühl, dass meine Gliedmaßen, einschließlich meiner Flügel, vor Kälte steif geworden waren.
Mit einer sehr ungeplanten Landung kam ich vor dem kleinen Stück Wald, vor der Shibusen an und landete dabei kopfüber und sehr unsanft auf dem Boden. Ich verwandelte mich zurück und verfluchte mich selbst. Als ich aufstand spürte ich die Stelle an meinem Kopf auf die ich gefallen war. Sie pochte und mir war schon etwas schwindlig, doch ich glaubte ich konnte es einfach ignorieren. So leise es ging begab ich mich durch die Gänge wobei es mir manchmal sogar schwer fiel die Treppen hoch zu gehen, ohne mich wie ein Behinderter an dem Geländer festzuhalten. In meinem Zimmer angekommen suchte ich schnell einen großen Rucksack und alle Nahrungsmittel zusammen die ich finden konnte, nur um sie sogleich darein zu stopfen. Irgendwie fühlte ich mich unglaublich müde und erschöpft. Für einen kurzen Augenblick gönnte ich mir eine Auszeit und setzte mich auf mein Bett. Ich starrte aus dem Fenster und beobachtete die bereits untergehende Sonne, welche allerdings nur hinter den Wolken in Form einiger durchscheinender Strahlen erkennbar war. Der Himmel färbte sich dem Horizont nähernd in einem immer kräftiger werdenden Rot-Orange und war erstaunlich schön.
Ich spürte wie meine Augen schwer wurden, am liebsten würde ich nun hier und jetzt einschlafen und ich war auf dem besten Weg dorthin. Unfähig mich noch davon abzuhalten, legte ich mich nach hinten auf mein Bett und schloss kurz die Augen. Ich fühlte mich, als hätte mit etwas meine Energie geraubt oder als wäre ich gerade bereits seit 2 Tagen durchgehend wach, wobei das Letztere von mit ausgeschlossen werden konnte. Aber es war unsinnig, dass jemand anderer Leute Energie rauben könnte oder würde.
Langsam merkte ich wie ich einschlief und jeder Versuch doch aufzustehen wurde von mir einfach ignoriert und abgestoßen. Nach einiger Zeit des Hin- und Hers nahm ich schließlich meine gewohnte Schlafposition ein und war nach wenigen Atemzügen bereits komplett weggedriftet.

Als ich wieder aus meinem unruhigen Schlaf erwachte war es dunkel. Ruckartig setzte ich mich auf, wobei mein Kopf mir dies nicht verzeihen konnte und ich wieder Anfing mich an meinen Sturz und alles andere zu erinnern. Ich hatte es versäumt zu ihm zu gehen und ihm zu helfen ... vielleicht war er nun meinetwegen gestorben!
Mit einem weiteren, weniger ruckartigen Versuch schaffte ich es mich ordentlich aufzusetzen und mich in meinem Zimmer umzusehen. Es war nun bereits Nacht und nach einem schnellen Blick auf die Uhr an meiner Wand musste es ungefähr halb 10 sein. Schnell machte ich mich auf um den Rest zu besorgen und zu dem Fremden zu gehen.

Nun kam also die schwierigere Aufgabe: Ich brauchte jede Menge Verbandszeug und sonstige Sachen um seine Wunden zu versorgen und die bekam ich nur aus dem Krankenzimmer. Ich konnte also nur hoffen, dass sich Dr. Stein nicht dort befand denn sonst würde er Fragen stellen, die ich ihm nicht beantworten konnte und wollte.
Ich überlegte kurz, ob ich nicht vielleicht erst morgen wieder zu dem Fremden gehen sollte oder doch noch heute. Doch vielleicht würde er weggehen oder vielleicht sogar sterben ...
Ich versuchte meinen Kopf von allen Zweifeln zu befreien, was von den Kopfschmerzen nicht gerade erleichtert wurde, und machte mich nun endlich auf um alle restlichen Sachen zu besorgen. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn er weggehen würde.
Als ich aus meinem Zimmer trat, war es leise in der Shibusen. Kein Mucks war zu hören und so schlich ich mich den, mir sehr vertrauten Weg zur Krankenstation entlang. Doch als ich dort an der Tür lauschte war nichts zu hören.
Ich überlegte ob ich anklopfen sollte, denn ich hätte keinen Grund es nicht zu tun, wenn ich nichts zu verbergen hätte.
Letztendlich entschied ich mich dagegen und war sehr angenehm überrascht als sich wirklich niemand dort befand.
Erleichtert suchte ich schnell einige Sachen zusammen, wobei ich darauf achtete so sparsam wie nur möglich zu sein, sonst würde Dr. Stein noch davon erfahren, denn er kannte dieses Zimmer in und auswendig, und beförderte sie ebenfalls in den Rucksack.
Nach ungefähr 10 Minuten hatte ich alles eingepackt, noch einmal überall nachgeschaut und natürlich darauf geachtet, dass sich jedes einzelne Instrument und Hilfsmittel wieder an seinem ursprünglichen Platz befand.
Gleich darauf machte ich mich auch schon wieder auf den Weg zu ihm.
Leider regnete es immer noch und dank dem Umstand meiner Flügel war es mir nicht vergönnt, eine Jacke tragen zu können. Mir wurde bald kalt, doch durch die Anstrengung wusste ich nie, ob es nun wirklich kalt oder warm war. Doch allein der Anblick des dunklen Himmels mit, welcher mit gelegentlichen Blitzen durchzogen wurde, der harte Regen, der den Wald zerzauste und zum beben brachte und die hellen gelben Rapsfelder allein waren schon die Reise wert gewesen.
Bald erreichte ich die Höhle, in der ich mir vor ein paar wenigen Stunden meiner eigenen Existenz unsicher geworden war. Ich landete kurz davor auf einem Waldabsatz, da mir der Rucksack, welchen ich ja nicht auf meinem Rücken tragen konnte, beinahe aus meinen vor Kälte steifen Fingern gerutscht wäre. Den restlichen Weg nach unten bewältigte ich zu Fuß und konnte schon bald das Dunkel der Höhle sehen. Ich ging hinein, suchte allerdings vergeblich nach dem jungen Halbdämon, bis ich ihn in einer Ecke halb aufgerichtet und mit geschlossenen Augen wiederfand.

Black Angel - Seine WiederkehrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt