Ich wollte nicht schon wieder in mein Zimmer zurück, deswegen beschloss ich auf das Feld zurückzukehren welchem ich früher oft einen Besuch abgestattet hatte ohne zu wissen, dass es Dasselbe war. Weizen wuchs hier und nach einigen Kilometern ging das Feld in eine riesige verwilderte Wiese über. Hier stand dann auch mal der ein oder andere Baum. Von Obstbäumen, Weiden zu wunderschönen Zypressen und Pappeln.
Es sah einfach zu jeder Tages- und Jahreszeit wunderschön aus. Ob im Sonnenuntergang, während eines Sonnenaufgangs oder während eines Gewitters.
Es war warm und doch erwartete ich in den nächsten Tagen ein starkes Gewitter, das würde auch den Pflanzen ganz gut tun. Verträumt und verwandelt streifte ich an den Blumen, Gräsern und Bäumen vorbei um mich zu entspannen. Es war wie Balsam für meine Seele, denn ich konnte für einen Moment Alles vergessen. Denn auch wenn ich es mir sonst nicht erlaubte es zu zeigen, machten mir die Ereignisse der letzten Jahre zu schaffen. Ich wollte und konnte schließlich mit Niemandem darüber reden. Als ich endlich an der Klippe angekommen war stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen, denn auf diesen Moment hatte ich gewartet.
Ich ließ mich einfach fallen. Es war das beste Gefühl auf Erden. Schwerelos, den Wind spürend und trotzdem behütet.
Auch wenn ich noch nicht verwandelt war. Dies war eine der Sachen welche ich mir beigebracht hatte: Die Verwandlung während eines freien Falles. Für einen kurzen Moment dachte ich, ich würde bereits fliegen und dann breitete ich tatsächlich meine Flügel aus und flog parallel und relativ nah an dem kleinen Fluss der den Grund der Klippe bedeckte entlang. An mein Äußeres hatte ich mich mittlerweile gewöhnt, doch würden es die Anderen auch?
Etwas traurig steuerte ich nach oben und glitt noch einen Weile nach nachdenklich über dem großen Feld.Was wenn sie mich von sich stoßen würden? Dann wäre ich wieder alleine ...
Das haben sie zwar damals auch nicht getan, doch heute war es etwas Anderes ...
Doch warum hätten sie mich sonst gefragt? Hatten sie mich doch akzeptiert!
Aber vielleicht haben sie auch nur aus Höflichkeit gefragt, wer weiß ...Ich unterbrach mich bei dieses Gedanken und landete kurz vor dem Ende des Waldgebietes hinter einigen Bäumen und verwandelte mich um nicht unnötig viele Blicke auf mich zu ziehen. Als ich wieder an der Shibusen ankam gab es immer noch ein großes Ein- und Ausgehen, da einige ehemalige Schüler und Lehrer gingen, Andere allerdings erst kamen. So unauffällig wie möglich stahl ich mich durch die Menschenmengen immer darauf bedacht Niemandem zu begegnen den ich gut kannte. Doch einem bestimmten Jemand konnte ich natürlich wie immer nicht entkommen. Dr. Stein stand mit einer blonden Frau, welche mir den Rücken zugewandt hatte, an der Tür seines Büros und als ich gerade schnell daran vorbei gehen wollte, rief er meinen Namen. Es versetzte mir kurz einen Stich in meinem Herzen und ich versuchte ihn zu ignorieren, doch beim zweiten Mal musste ich einfach stehen bleiben. Eigentlich wollte ich ja schon so lange mit ihm reden, doch ich war nur ein einfacher Schüler und er hatte andere wichtigere Dinge zu tun. Ich befürchtete auch, dass ein Gespräch mit ihm über meine Vergangenheit eine Art Kontrollverlust bei mir auslösen könnte. Resigniert blieb ich stehen und drehte ich mich zu den Beiden um. Ich sah ich vorsichtig zu ihnen auf. "Das ist Marie Mjölnir, meine Waffenpartnerin." Jeder konnte sichtlich erkennen, dass sie etwas enttäuscht war nur als Waffenpartnerin vorgestellt zu werden. Ich sah sie direkt an und war überrascht als ich eine schlanke, junge Frau in einem langen enganliegenden Kleid und einer Augenklappe vor mir sah. "Hallo, ich bin Black Angel." Entgegnete ich der unangenehmen Stille zwischen uns. Auch Marie bemerkte, dass es mir etwas unangenehm war mit Dr. Stein zu sprechen. Ich wartete darauf, dass mir jemand den Grund dieser Vorstellung erklärte, doch es kam Nichts.
Schließlich erklärte Marie "Dr. Stein hat mir schon einiges über dich erzählt und ich muss sagen, dass ich überaus begeistert von dir bin." Dabei strahlte sie mich praktisch an. Dr. Stein hatte dieses Interesse auch und würde es gegenüber anderen Kollegen wahrscheinlich als professionelle Neugier bezeichnen. Sie war mir sehr sympathisch und besaß eindeutig mehr Empathie als Dr. Stein. Doch man konnte ihm eindeutig ansehen, dass er sich bemühte ihr gegenüber freundlich und aufgeschlossen zu wirken, was mich etwas verwunderte. "Ich ..." fing Marie an, doch ich wollte das Gespräch lieber beenden. Die Beiden führten irgendetwas im Schilde und ich wollte daran nicht teilhaben, auch wenn es mich sehr interessierte, was es war. "Es war schön sie kennen zu lernen." Damit verabschiedete mich von den Beiden und rannte regelrecht die Treppen nach oben. Ich zwängte mich an Eltern und Schülern vorbei zu meinem Zimmer.
Dort legte ich sofort meine Sachen ab und verwandelte mich. Ich stellte mich in die winzige Duschkabine und drehte die Temperatur so hoch es nur ging. Eine Weile stand ich einfach nur da und machte meinen Kopf frei. Bewegen konnte ich mich sowieso nicht, da meine Flügel bereits um mich herum lagen, damit ich überhaupt in die Kabine passte. Als das Wasser fast unerträglich heiß wurde schaltete ich es ab und ließ mich an der Wand der Duschkabine herunterrutschen, meinen Kopf in meine Hände stützend.
Es gab einen Grund warum ich die Dinge meiner Vergangenheit verdrängt hatte, denn mit Verlust umzugehen viel mir schon immer schwer. Damals lebte ich allein, es gab keinen Grund das Geschehen wieder auf zu wecken und auch mit den Anderen hatte ich nie darüber geredet. Doch der Verlust macht mich einsam. Ich kann nicht mit Menschen zusammen sein, die mich daran erinnern und doch will ich es ... darüber reden ...
Als ich nach langer Zeit endlich aus der Dusche kam, war der Sonnenuntergang bereits vorbei und die Dunkelheit breitete sich langsam aus. Der Lärm in den Fluren war nun verschwunden und so lugte ich kurz heraus. Niemand war mehr zu sehen, war ich denn wirklich so lange unter der Dusche gewesen? Aber es war mir egal. Ich macht ich auf den Weg zum Musikzimmer, welches nie besetzt war. Dort schloss ich zunächst die Tür sorgfältig ab mit dem Schlüssel welcher in einem Schrank in diesem Raum gewesen war und offensichtlich nicht vermisst wurde. Ich hatte ihn an mich genommen um ungestört zu sein während ich die verschiedenen Instrumente ausprobierte oder an dem großen Flügel musizierte. Heute begab ich mich gleich an meinen geliebten Flügel und fing sogleich an zu spielen. Eine verzweifelte, traurige aber auch unglaublich beruhigende Melodie welche mir nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte.
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Black Angel - Seine Wiederkehr
FanficDas ist der 3. Teil von "Black Angel". Falls ihr also den 1. und 2. Teil noch nicht gelesen haben solltet, dann würde ich euch empfehlen die Beiden zuerst zu lesen da sonst Unklarheiten auftreten könnten :)