Ich betrat erneut das helle Polizeigebäude, nachdem ich eine weiße Vorladung, mit einem schwarzen Siegel, erhalten hatte. Mein braunen Parka hatte ich in der Mitte aufgeknöpft, wodurch dieser einen luftigen Touch bekam und eher an eine Strickjacke erinnerte.
„Ah!“, ertönte ein erstaunter Klang der Polizistin, mit der ich mich vor gut einer Woche professionell unterhalten hatte. „Mrs. Bonney, schön, dass sie zu uns gefunden haben.“
„Mhm.“, ein mürrisches Raunen entgegnete ich, als sie mich bat, mit zu kommen. Sie wank mich mit ihrer Hand heran und gemeinsam gingen wir durch die langen Gänge, die allesamt gleich aussahen. Es war ein trostloses Gebäude, stellte ich fest, als ich merkte, dass die einzige Farbe von den blau umrahmten Türen kamen. In selbige gingen wir herein und vor mir präsentierte sich ein grauer Tisch mit Mikrofon, der Blick ging zu einem riesigen Spiegel.
„Sie wissen, warum sie hier sind?“, fragte mich Mrs. Larkin, die jene Polizistin war, die mich hier her geholt hatte. Sie blieb an der Tür stehen und deutete auf den Stuhl, auf welchen ich mich setzen sollte. Ich befolgte die Anweisung.
„Ich wüsste nicht, was ich zu sagen habe. Das einzige, was mir in den Sinn kommt, ist, dass ich zu meiner Tochter möchte. Sofort.“, ich blickte sie nicht an, sondern sah gnadenlos und stur in den Spiegel, der wohl eher eine verspiegelte Glasscheibe ähnelte, wohinter zwei, drei Männer in Alltagskleidung standen und meinen mussten, dass sie meine Wörter analysieren könnten.
„Sie wissen doch genau, warum sie nicht zu ihr dürfen.“, sagte sie und knallte unsanft die Tür zu. Ich drehte mich um und betrachtete die Rückwand. An jener waren drei Zahlen befestigt, von eins bis drei. Allesamt auf einem weißen Untergrund und mit schwarzer Schrift. Die Rückwand an sich war allerdings grau, ebenso wie der Rest des Raumes. Ich blickte wieder nach vorne und sah mir das Mikrofon an, ehe ich bemitleidend mit dem Kopf schüttelte.
Ich saß noch etwa zehn Minuten auf dem unbequemen Polsterstuhl, ehe die graue Tür mit einem gewaltigen Stoß aufgemacht wurde. „Mrs. Bonney.“, begann ein vermutlicher Polizeimitarbeiter in Alltagskleidung. „Mein Name ist Abbey und ich bin hier der Kommissar.“, seine Stimme wurde sanfter, als er mir in mein stumpfes Gesicht blickte und sich vor mir platzierte.
„Mein Namen wissen sie ja bereits.“, gab ich von mir und trotzte nur vor Empörung, in Angesichts dessen, was man mir gleich unterstellen würde. Das einzige, was ich wollte war, dass ich zu meiner Tochter konnte. Ich wollte wissen, dass sie wirklich Tod war, ich wollte nicht mehr diese zwanghaften Vorstellungen ausüben, wo ich sie wieder in meine Arme schließen konnte. Ich wollte nur Gewissheit.
„Dann kommen wir zur Sache.“ Mr. Abbey atmete einmal tief auf, faltete seine Hände und runzelte seine Stirn. Er spitzte die Lippen und sah mich anschließend an. „Mrs. Bonney.“, begann er wieder und lehnte sich entspannt zurück. „Wo waren sie am 11. Juli von elf bis ein Uhr morgens?“
Ich verschränkte meine Arme um ihm auch körperlich zu verdeutlichen, dass ich nicht interessiert an einem Gespräch und sinnlosen Unterstellungen war. Langsam und genau so triumphierend wie er, mit einem sarkastisch-lächelnden Gesicht beugte ich mich zu ihm rüber. Nun faltete ich meine Hände genau wie seine, wobei er langsam und erschrocken zurück wich. „Hören sie,“, sagte meine entspannte Stimme sanft und spielerisch. „das, was sie gerade tun, ist gegen das Gesetz.“, genüsslich lehnte ich mich wieder zurück und sah in sein starres Gesicht. Ich blickte einmal nach rechts und fing erneut an. „Ich würde jetzt liebend gerne mit meiner Anwältin sprechen.“
„Alice Claire, Rechtsanwältin von Frau Bonney. Es freut mich sie kennen zu lernen.“, sagte meine Anwältin, als sie nach zwei Stunden den Raum betrat und dem Kommissar freudig die Hand schüttelte, so wie sie es gelernt hatte. So, wie es immer alle Anwälte taten um eine niveauvolle Unterhaltung zu präsentieren.
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Kinder sterben leise
HorrorGrausame Kindermorde erschüttern London in der modernen Zeit, in der Zeit von Telefon und Internet. Doch was tust du, wenn dir niemand hilft? Grace Bonney verliert ihre 16 - jährige Tochter von jetzt auf hier, alles scheint ein Selbstmord zu sein do...