kapitel 1

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„Du gehst dort hin oder du kommst in die Psychiatrie!", meinte meine Mutter. Ich verdrehte meine Augen und band meine schulterlangen blonden Haare zu einem Pferdeschwanz. Warum musste sie jedes Mal damit drohen? „Ich ging schon einmal hin. Ich muss das nicht mehr. Es ist unnötig."
Plötzlich stand sie direkt vor mir. Ich musste kräftig schlucken, da es kein gutes Zeichen war. Sie hob ihre Hand, aber senkte sie schnell wieder. Das kannte ich gar nicht von ihr. Was war los?
„Ich glaube du hast wegen den Schlägen angefangen. Ich habe mich selbst bei einem Psychologen angemeldet, da ich mein Verhalten ändern muss. Ich liebe dich Max und das sollst du auch spüren können", sagte meine Mutter voller Tränen. Das war neu, es machte mich glücklich. Sie hat es endlich eingesehen. Ich konnte nicht anders und umarmte sie. Wie lange war die letzte Umarmung her? 5 Jahre? Mindestens 5 Jahre.

Anschließend ging ich in mein Zimmer und dachte an Stacy. Seit der Gruppe dachte ich beinahe die ganze Zeit an sie. Doch leider standen so gut wie immer die schönen Mädchen nur auf Jungs. Ich hatte noch nie eine ernste Beziehung mit Liebe. Schon in der Grundschule bemerkte ich meine lesbische Seite. Dafür würde ich leider auch gemobbt. Ein Grund für mein Verhalten. Mittlerweile war ich in der 10. Klasse und gab mich als heterosexuell aus. Es war schwer, das war nicht mein wahres Ich. Das zerstörte mich oft. In der Schule war ich ein Außenseiter.

Am nächsten Morgen war ich schlecht gelaunt. Mein ‚Freund' schrieb mir wie sehr er mich doch liebt. Jonas war nicht hässlich. Er war sogar sehr beliebt. Er hatte Humor und sah nicht schlecht aus, das musste ich zugeben. Diese dunkelbraunen Haare und grünen Augen verführten jedes Mädchen außer mich. Ich stand auf Frauen, er auf mich. Da er eine gute Möglichkeit war es zu verstecken, machte ich mich an ihn ran.

Ich begann langsam mich anzuziehen, zu schminken und meine Sachen zu packen. Heute fielen die letzten 2 Stunden zum Glück aus. Nachdem ich mich von meiner Mutter verabschiedet habe, lief ich gemütlich zur Schule. „Maaaax!", hörte ich eine bekannte Stimme rufen. Als ich mich umgedreht habe blickte ich in die vertrauten grünen Augen. Direkt danach spürte ich seine Lippen auf meine.
„Guten Morgen Liebling", meinte ich und zwang mich zu lächeln. Jonas begann zu lächeln und holte ein Geschenk aus seiner Tasche. Ich sah ihn verwirrt an. Bestimmt ein besonderer Tag, den ich vergaß. „Wir sind schon ein ganzes Jahr zusammen. Ich kann es kaum glauben, die Zeit verging super schnell. Ich liebe dich Maxine", erklärte er mir und küsste mich leidenschaftlich. Innerlich kamen bei mir Schuldgefühle hoch. Ich belog ihn schon so lange. Normalerweise waren die Beziehungen nur einige Monate lang.
Ich nahm das Geschenk an und öffnete es. Was ich sah waren zwei Armbänder. Mit unserem Datum. 24.10.
Ich zog meins an, es war mit seinem Anfangsbuchstaben gekennzeichnet. Irgendwie war es ja echt süß. „Danke Jonas. Ich liebe dich auch", erwiderte ich gespielt glücklich. Wir haben uns geküsst, nahmen unsere Hände und liefen los.

Vor meiner Klasse gab Jonas mir noch einen Kuss zum Abschied. Ich atmete tief ein und ging rein. Mein Platz war in der Mitte. Neben mir war frei, doch ich sah heute mal eine Tasche dort stehen. Ich saß mich auf meinen Platz und wartete. Nach 10 Minuten füllte sich meine Klasse. Mein Blick blieb bei einem bestimmen Mädchen hängen. Stacy. War sie die neue? Sie erkannte mich anscheinend auch und lächelte. Das war das erste mal. Mein Herz fing an wie verrückt zu klopfen. Ihre Haare waren gepflochten, es sah wunderschön aus.
Nachdem ich realisiert habe, dass ich starre, saß sie schon neben mir. Ich quetschte ein „hallo" raus. Sie erwiderte es mit einem Lächeln. In dem Moment kam unser Lehrer, Herr Stevens. „Liebe Klasse, wir haben eine neue Schülerin. Ich würde dich bitten dich neben mich zu stellen."
Stacy stand auf und lief vor. Sie hatte eine schwarze Leggins an, darüber war ein schwarz-rot karierter Rock und sie trug einen schwarzen Pullover. Ich dagegen trug eine graue Jogginghose mit einem rosanen Pullover. Meine Augen starrten sie an und ihre mich. Mein Herz konnte sich nicht mehr beruhigen.
„Ich bin Stacy, 17 Jahre alt und neu in der Stadt. Ich freue mich darauf euch kennenzulernen", sagte sie in einer angenehmen Lautstärke und zwinkerte mir beim letzten Satz zu. Ich spürte wie meine Wangen wärmer wurden. Scheiße, sie flirtet mit mir, dachte ich. Paar Sekunden später saß sie wieder neben mir. Ich musste mich auf den Unterricht konzentrieren. Wie sollte das aber gehen mit so einer Schönheit neben mir?

Nach der 2. Stunde war endlich Pause. Ich stand schnell auf und begab mich in Richtung Tür. Mir fiel ein, dass ich Geld dabei hatte und lief zurück. „Max, ich weiß nicht wie das mit der Pause hier läuft. Kannst du mir vielleicht helfen?", hörte ich rechts neben mir. Wollte sie mit mir in der Pause sein? Was würde sie von mir denken wenn Jonas zu mir kommt? Obwohl ich viele Gedanken hatte, stimmte ich zu. Wir hatten kaum ein Wort gewechselt. Ich hatte sie oft angeschaut, was sie bemerkt hatte.
„Warum schaust du mich so oft an?" Mein Gesicht wurde knallrot. Solche Momente waren immer unangenehm. „Ich finde dich schön", bekam ich raus. Nun wurde Stacy rot. Ich hörte wie sie ein Danke gemurmelt hat.

In der Schule sah ich Jonas nicht mehr. Das fand ich merkwürdig, sonst kam er in jeder Pause zu mir. In meinem Bauch bekam ich ein komisches Gefühl, war es vielleicht weil ich ihn vermisse? Er ist mir wirklich ans Herz gewachsen, wie ein bester Freund. Nur er liebt mich sehr.
Ich lief nach Hause. Es fing langsam an zu regnen. Scheiße, ich hätte meine Jacke mitnehmen sollen! Als es stärker und der Himmel immer dunkler wurde, begann ich zu rennen.
Nach unglaublichen 15 Minuten kam ich daheim an. Nachdem ich die Haustür aufgesperrt hatte lief ich erst in mein Zimmer. Es war klein, die Wände rosa. Es war meine Lieblingsfarbe. Ich lief auf meinen weißen Schrank zu, nahm neue Klamotten und ging ins Bad. Nachdem ich mich abgetrocknet und umgezogen habe, ließ ich mich auf mein Bett fallen. Dich habe ich vermisst, dachte ich.
Ich schloss meine Augen und dachte über den Tag nach. Sehr bald hörte man den Klingelton meines Handys. Genervt nahm ich ab. „Hallo?"
„Hey Babe, tut mir leid wegen heute. Meine Klasse hat einen Ausflug gemacht weswegen wir uns nicht sehen konnten. Wenn du willst komm ich jetzt vorbei. Bin in der Nähe", flüsterte Jonas. Wäre das gut? Letztendlich stimmte ich zu. Nach 5 Minuten klingelte es. Ich rannte zur Tür und öffnete diese. Das was ich dann sah konnte ich nicht glauben. Jonas stand im Anzug vor mir. Plötzlich kniete er sich hin und gab ein „Willst du mich heiraten, Maxine?" von sich.


Das ist echt viel Text für mich, normalerweise bin ich echt schlecht darin Texte zu verfassen. Es macht mir sehr viel Spaß das hier zu schreiben und ich hoffe ihr habt Spaß beim Lesen. :)
- dareuda

Nach dem RegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt