Ich klingelte um 20 Uhr. Komischerweise wurde mir nicht sofort aufgemacht, sondern es dauerte eine ganz schöne Weile. Letztlich stand doch Stacy vor mir und zog mich in eine lange Umarmung. "Danke, dass du da bist. Ich bin gerade alleine", erklärte sie mir. Ohne weitere Worte nahm sie meine Hand und zog mich mit in ihr Zimmer. Überall lagen Klamotten verstreut, so als ob sie die ganze Woche viel zu faul war um aufzuräumen. Zu der Unordnung sagte aber niemand etwas, war auch unnötig. Irgendwas wollte mir meine Freundin sagen und es dauerte. Sie war sehr nervös, ständig kratzte sie sich irgendwo. Im Gegensatz zu mir saß sie schon auf ihrem Bett, aber ich nahm dann auch noch Platz. Vielleicht würde es ihr helfen. Im Schneidersitz saß ich nun dort und sah sie an.
Ich wusste nicht was los war, aber Stacy sah fertig aus. Sie hatte sogar Pickel! Bestimmt sind die ein Zeichen von viel Stress bei ihr. Ihre Haare waren in einem unordentlichen Dutt, was ihr aber sehr stand. Mittlerweile kam auch schon ihr Ansatz durch. Jogginghose und ein übergroßer Hoodie hielten mich davon ab ihre Figur zu sehen. "Max?", fragte sie, wahrscheinlich weil ich komplett in meine Gedanken versunken war. Panisch gab ich ihr zu verstehen, dass ich ihr zuhören würde. "Wenn es irgendwas gibt, sag es mir bitte."
Stacy lächelte gezwungen, was sie aber schnell aufhörte. "Uff, das ist echt nicht leicht für mich. Ich weiß, es ist komisch wenn ich es jetzt sage. Aber es muss sein", fing sie an und spielte mit ihrem Armband. Was will sie bitte sagen? Ich sah sie eindringlich an, nach dem Motto 'sag es mir sofort oder ich gehe.' Nachdem sie tief geatmet hatte, begann sie endlich mit den Informationen.
"Meine Ex war da. Vor paar Tagen, weiß nicht mehr genau wann. Jedenfalls hat sie hier übernachtet, sie wohnt ja nicht in der Stadt. Unsere Trennung war beidseitig und friedlich, weswegen wir noch immer Freunde sind. Aber, warum auch immer, scheinen ihre Gefühle für mich wieder da zu sein. Vielleicht waren sie auch nie weg. Ich weiß es nicht", Stacy brauchte eine kurze Pause um sich zu räuspern, "An einem Abend haben wir gemeinsam in meinem Bett einen Film geschaut und sie kam mir immer näher. Stück für Stück fühlte ich mich unwohler und wollte nicht, dass sie noch näher kommt. Max, du weißt ja, dass ich dich liebe. Nur dich und das extrem. Aber meine Ex hat mich einfach geküsst und...", mehr sagte sie nicht mehr weil sie in Tränen ausbrach. Ich vertraute Stacy und wenn sie sagt sie wollte das nicht, ist es nicht ihre Schuld. Voller Mitleid nahm ich mein Baby in den Arm. "Shhh alles ist gut. Ich bin dir nicht böse", wisperte ich in ihr Ohr. Langsam hörte sie wieder auf zu weinen und drückte mich weg. Sie nahm ihr Handy in ihre rechte Hand und checkte die Uhrzeit ab. Seit meinem Erscheinen verging eine halbe Stunde. "Bald kommen meine Eltern mit Phoenix wieder..", erklärte sie mir. "Soll ich gehen?", fragte ich nach. Als Antwort bekam ich eine fette Umarmung und diese zeigte mir, dass Stacy mich benötigte. Langsam streichelte ich ihren Rücken. Mein Baby genoss es sehr, ihre angespannte Körperhaltung ließ nach.
Wie lange wir in dieser Haltung verharrten, wusste keiner von uns. Irgendwann hörten wir aber Stimmen aus dem Flur. Ihre Familie kam wieder. "Du musst jetzt leider gehen...", brachte sie schwer raus. "Wir sehen uns bald wieder, Babe", ich gab ihr einen Kuss auf ihren Mund. Diesen erwiderte sie und ich spürte, wie sehr Stacy mich liebte. Auf dem Weg zur Haustür begegneten wir natürlich ihrer Familie, aber sie waren nicht böse gesinnt. Phoenix freute sich extrem und rannte mich halb um. Die Eltern boten mir noch an ein Stück von dem Kuchen, sie brachten welchen mit, an. Dankend lehnte ich ab, da ich dringend in mein Bett wollte. An der Tür umarmten Stacy und ich uns nochmal. Einen Kuss gab es nicht, da ihre Eltern anwesend waren.
Daheim angekommen war meine Mutter nicht auffindbar. Wahrscheinlich war sie bei den neuen Nachbarn. Da es solche Situationen des öfteren gab, hatten wir auf unserem Esstisch einen Notizblock mit Stift.
Ich bin schon im Bett falls du mich suchst
Zufrieden stapfte ich ins Bad und begann meine Zähne zu putzen. Währenddessen kam mir die schreckliche Erkenntnis, dass am nächsten Tag wieder Montag sein würde. Genervt spuckte ich die überschüssige Zahnpasta aus und spülte meinen Mund aus. Anschließend wusch ich mir mein Gesicht noch ab. Als mein Gesicht wieder trocken war, ging ich unglaublich langsam in mein Zimmer. Irgendwann holte mich eine unglaubliche Müdigkeit ein, weswegen es mir schwer fiel mich noch umzuziehen. Zum Glück gelang es mir noch. Mit meinem Handy in der Hand fiel ich in mein Bett. Ich bekam keine neuen Nachrichten. Nachdem ich mir meinen Wecker gestellt hatte, schloss ich mein Handy zum Laden an und knipste mein Nachtlicht aus. Innerhalb weniger Minuten schlief ich auch schon ein.
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Nach dem Regen
Teen FictionMaxine lernte in einer Selbsthilfegruppe Stacy kennen: Ein Mädchen was ihr Leben auf den Kopf stellen würde. Eine Achterbahn von Gefühlen würde beginnen und davon ahnte Maxine noch nichts. Textausschnitt: „Hattest du auch schon eine Freundin?" Neug...