Kapitel 8: Ein betrunkener Engel auf Erden

25 1 0
                                    


POV Paluten

Von mir aus hätten wir ewig so dastehen können. Eng umschlungen. Zusammen.

So nahe würde ich im wahrscheinlich nie wieder kommen. Dieser Gedanke bereitete mir ein schmerzhaftes Stechen im Herzen. Ich wollte nicht, dass das hier endete. Ich wollte ihn gerne für immer so in den Armen halten. Doch als ein weiterer Windstoß Manu erneut zum Zittern brachte, löste ich mich langsam von ihm.

„Wir sollten fahren", gab ich ihm als Erklärung. Mein Gegenüber nickte. Und wohlwissend, dass er alles andere als nüchtern war, trat ich schnell um ihn herum, stellte mich hinter ihn und führte ihn an den Oberarmen haltend zum Auto. Er zog meine Jacke enger um sich. Allerdings hätte ich schwören können, dass er sich zu mir umsah, bevor ich wieder meine Hände an seinen Körper legte. Seine Arme und Schultern reibend schob ich ihn langsam zur Beifahrerseite und öffnete kurz darauf auch schon die Tür.

Warme Luft stieg uns entgegen. Schnell setzte sich Manu, ich schloss die Tür und ging zu meiner Seite. Als auch ich saß und mich gerade angeschnallt hatte, fiel mein Blick auf seinen Gurt. Oder eher dahin, wo einer hätte sein sollen.

P: „Manu, schnall dich bitte an", sagte ich ihm ohne den Kopf zu heben und drehte mich wieder nach vorne, um das Auto zu starten. Der Motor schnurrte, als ich das Gaspedal bediente.

Kaum war ich auf der Straße, hörte ich das Klicken eines Gurtes. Ein beruhigtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. P: „Du darfst gerne weitererzählen. Ich hab dich vorhin ja einfach mitten im Satz unterbrochen", brach ich nach einiger Zeit das Schweigen.

Keine Reaktion.

P: „Ist dir noch schlecht?", versuchte ich es weiter.

Ein leises Rascheln von Kleidung. Mein Blick war konzentriert nach vorne gerichtet, weswegen ich nicht deuten konnte, ob er genickt oder den Kopf geschüttelt hatte.

P: „Ich dachte, dir fehlen bei mir nie die Worte!", wiederholte ich ihn heute schon zum zweiten Mal.

Im Auto war es fast genauso dunkel wie außerhalb, aber das herausfordernde Lachen war klar aus meiner Stimme herauszuhören.

Zu meiner Rechten nahm ich ein leichtes Zucken war. Wenn ich raten müsste, dann hatte er gerade den Kopf gesenkt. Ein unterdrücktes Kichern schallte durch die Dunkelheit.

P: „Hey, ... hab ich den großen GermanLetsPlay gerade wirklich zum Lachen gebracht?" In meinem Gesicht stand ein gespielt erstaunter Blick. Wieder eine Bewegung.

M: „Ich würde es eher als Schmunzeln bezeichnen. Wenn überhaupt!", antwortete Manu in meine Richtung.

P: „Pff ... du hast gelacht, das kannst du gar nicht leugnen." Ich spürte seine Augen auf mir ruhen.

M: „Ich kann alles", gab er selbstüberzeugt zurück. „Ich bin eine Maschine, Alda!" Den zweiten Satz sprach er in seiner Tumorstimme ... Wunderschön.

M: „Du sagst gar nichts dazu?", hakte Manu nach, nachdem ich mal wieder etwas abgedriftet war.

P: „Da gibt's nicht viel zu sagen. Du hast recht", antwortete ich ihm.

M: „Wuhuuu. Premiere. Palette gibt mir recht! Schade, dass ich das nicht auf Kamera hab."

Spätestens jetzt waren alle Anspannungen wie weggeblasen. Und unser Gespräch verlief wieder so wie immer: total sinnlos.

Manu wurde immer sicherer und fing auch wieder an wild umher zu gestikulieren.

Als wir bei Petrs Haus vorfuhren, äußerte ich möglichst förmlich: „Gitte schön Herr Mänjuel. Da wären wir. Ich hoffe ihnen hat die Fahrt mit Palutens Reisebüro gefallen." Egal wie ernst ich versuchte diesen Satz auszusprechen, gen Ende verwandelte es sich mein Ton immer mehr in ein Lachen.

M: „Danke ... ja, sehr", sagte er aufrichtig mit einem Lächeln in der Stimme und schnallte sich ab.

Im nächsten Moment war ich schon von meinem Sitz aufgesprungen und zu seiner Seite gesprintet. Ich hatte die Tür geöffnet ehe er seine Hand an den Griff legen konnte und hielt ihm eine Hand hin, die er auch sofort ergriff. Ich schloss die Tür hinter ihm, legte meine Hände wieder von hinten auf seine Schultern und manövrierte ihn so zur Haustür.

M: „Du musst mich wirklich nicht zur Tür bring-", wollte er abwinken, doch ich ließ ihn nicht.

P: „Doch, das gehört zum Service der Taxigesellschaft."

M: „Ich dachte, du hast ein Busunternehmen?", fragte er besserwisserisch.

P: „Sieht mein Auto etwa wie ein Bus aus?", stellte ich die Gegenfrage im selben Ton. „Außerdem muss ich sicher gehen, dass du wirklich da in diesem Haus bist, und auch bis morgen Früh bleibst, wenn ich wieder fahren soll. Sonnst kann ich nicht schlafen."

M: „Das ist echt süß", flüsterte er so leise, dass ich es wahrscheinlich nicht hätte hören sollen.

Aber ich hatte es gehört.

P: „Ich weiß. Bin ich immer!" Er seufzte.

M: „War ja klar, dass das jetzt kommt."

P: „Wenn du mir schon so eine Vorlage lieferst!", neckte ich ihn und boxte ihn leicht gegen die Schulter. Manu schüttelte nur den Kopf und schwankte daraufhin stärker zur Seite. Ich hielt ihn fester und klingelte als wir an der Tür waren. Peters Frau Dani öffnete, erkannte Manu und riss ihn sofort in eine enge Umarmung.

D: „Oh Gott sei Dank. Wie geht's dir? Du bist ja noch bleicher als sonst", nuschelte sie in seine Halsbeuge.

D: „Danke", hauchte sie mir mit einem erleichterten Ausdruck zu.

P: „Kein Problem", formte ich ebenso tonlos mit den Lippen.

D: „Wir haben uns solche Sorgen gemacht! Ich bring dich jetzt erstmal hoch. Dann bekommst du einen Tee und eine Wärmflasche. Du bist bestimmt total durchgefroren." Man konnte auf jeden Fall ihre mütterliche Fürsorge durch ihre Stimme klingen hören. Ich musste Lächeln und wandte mich zum Gehen.

Weit kam ich jedoch nicht, da mich zwei überraschend starke Arme stoppten und mich wieder in eine innige Umarmung zogen. Kurz war ich fast erschrocken darüber.

M: „Danke", gab er nur leise von sich, woraufhin ich mich entspannte und endlich erwiderte. Ich spürte etwas heißes, feuchtes an meinem Hals. Er weinte. Hoffentlich aus Freude.

P: „Kein Problem. Nur bitte, jag mir nie wieder so einen Schrecken ein!", gab ich zurück. Er schüttelte schnell den Kopf und verlor schon wieder leicht das Gleichgewicht. Aber ich hielt ihn fest. Ich genoss diesen Kontakt sehr und wurde sofort rot, als Dani mich mit einem wissenden Lächeln musterte. Mist. War ich wirklich so leicht zu durchschauen?

P: „Jetzt geh aber ins Bett. Du bist immer noch dicht", lachte ich leicht, während ich ihm mit meiner Hand durch die Haare wuschelte. Ein letztes Mal drückte ich ihn fester und übergab ihn daraufhin verlegen auf den Boden blickend seiner Schwägerin.

Sie schob Manu ein Stück weiter nach drinnen, wo er sich die Schuhe auszog, und bedankte sich noch einmal bei mir. Mit einem einfachen „Kein Ding", wandte ich mich schnellen Schrittes zu meinem Auto. Mir war unglaublich heiß und mein Gesicht hatte bestimmt die Farbe einer Erdbeere.

Als der Motor an war, warf ich einen letzten Blick in Richtung Tür, in der jetzt wieder Manu stand und mich beobachtete. Mit dem weißlich-gelben Hintergrundlicht sah er tatsächlich aus wie eine Gottheit [vgl. GermanLetsPlay: der beste Witz im Sims 4 Projekt]. Ich schmunzelte. „Ein betrunkener Engel auf Erden", flüsterte ich mit einem Grinsen.

Ich hob ein letztes Mal die Hand zum Abschied und machte mich auf die Heimfahrt. Ich würde heute mit der Erinnerung an Manu in meinen Armen einschlafen.


Like fire and rain - #Kürbistumor FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt