Kapitel 1: Verliebt?...!

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POV Paluten

„... schaut beim lieben Mänjuel vorbei und tschau tschau!", beendete ich die Aufnahme und wandte mich wieder dem TS zu.

„Und, was hast du heute noch so vor?", fragte ich Manu. Wir redeten eigentlich immer nach den Aufnahmen noch einige Zeit miteinander. Manchmal sogar Stunden, wobei die Gesprächsthemen im Großen und Ganzen dieselben blieben oder zumindest nicht ernster waren, als in den gemeinsamen YouTube-Videos.

Meistens lief es so, dass irgendwann nur noch er sprach und ich seiner Stimme lauschte. Seiner einzigartigen, wunderschönen Stimme, warte ... was?

Wo kam das denn her?!

Naja, einzigartig war sie ja, das konnte jeder bestätigen, der jemals ein Video vom berühmt berüchtigten Maskenmann auf YouTube, GermanLetsPlay, gesehen hatte. Seine Stimme war einmalig oder besser gesagt, alle seine verstellten Stimmen. Einfach unverwechselbar.

Ich hörte ihm gerne beim Sprechen zu, denn auch seine unverstellte Stimme, wenn es sie wirklich gab, hatte eine beruhigende Wirkung auf mich.

Jedoch war genau das gerade das Problem.

„Erde an Palette ... bist du noch da?", drang Manus Stimme an mein Ohr. Ich war so in Gedanken, dass ich nicht ein Wort von ihm wirklich verstanden hatte.

„Oh, ... äh ... ja."

„Hast du mir zugehört?"

Ja, ich hatte im zugehört. Den Worten aus seinem Mund gelauscht, aber ihr Sinn und Zusammenhang ging vollkommen an mir vorbei.

„Ähh, sorry, nicht wirklich", antwortete ich ihm kleinlaut.

„Wo bist du nur wieder mit deinen Gedanken!", gab er lachen zurück.

>Ganz bei dir<, hätte ich gerne gesagt.

>bei deiner Stimme, deinem Charakter ... Ganz bei dem Menschen, der alles, was du bist, vereinen soll ... der alles, was du für mich bist, vereinen soll<

Was? Was ist denn los mit mir? ... Das ... das hört sich ja glatt so an, als wäre ... als wäre ich ... verliebt? ... In ihn? Meinen besten Freund, dessen Gesicht ich noch nicht einmal kannte ... das ist doch ...

Ich seufzte.

„Hallo? Krieg ich auch eine Antwort?", klang es aus dem TeamSpeak. „Anscheinend weit weg", beantwortete er sich selbst seine Frage.

„Ja, scheint so", erwiderte ich mit einem Schmunzeln.

„Na, egal. Also, willst du jetzt wissen, was bei mir heute noch ansteht?", wiederholte er meine vorherige Frage. Ich meinte ein Grinsen in seiner Stimme zu hören.

„Ja, ich hab ja gefragt"

„Dann pass jetzt aber auf", ermahnte er mich „dreimal erzähl ich's dir bestimmt nicht."

Er holte Luft.

„Ich fahr jetzt dann zu Peter, er feiert seinen Geburtstag nach. Heißt: Den Nachmittag über viel zu viel Kuchen mit der Verwandtschaft essen und am Abend kommen seine Freunde. Er hat mich zwar herzlichst eingeladen zu bleiben, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich da wirklich hin soll oder will. Er hat mir auch angeboten, dass ich bei ihm übernachten kann. Damit ich nicht nachts heimfahren muss. Aber ..."

„Was ‚aber'", unterbrach ich ihn „Peter würde sich freuen, wenn du da wärst und das Angebot klingt wirklich sehr verlockend"

„Ja, schon... aber ich hab ja so schon keine wirkliche Lust auf das Kaffee-Trinken vor allem, weil ich keinen Kaffee trinke..."

„Ich weiß", kommentierte ich leise schmunzelnd.

„Und dann eine Party?! Du weißt, dass ich da nicht so der Fan von bin."

>Ich weiß alles über dich. Nur dein wahres Gesicht kenne ich nicht<

„Ach komm, würde dir sicher gut tun mal unter Leute zu kommen"

„Aber was ist, wenn mich jemand erkennt?", gab er unsicher zurück.

„Es sind Peters Freunde. Die meisten kennen dich doch wahrscheinlich eh schon. Der Rest in dem Alter wird mit Gaming auf YouTube nicht so viel anfangen können und solange du nicht in deinem schwarz-blauen Streifenpulli rumläufst und mit Tumor-Stimme von Minecraft redest, bezweifle ich stark, dass dich jemand erkennt."

Kurz war es still, dann erwiderte er mit einem kindlichen quengeligen Ton: „Das hat Peter auch gesagt."

„Dann muss ja was dran sein, oder", pflichtete ich bei.

„Ja, okay", gab er geschlagen zurück.

Gott, wie konnte man nur so wenig Lust auf eine Party haben? Oder auf das Wiedersehen mit seiner eigenen Familie?! Ich persönlich freute mich trotz stundenlanger Fahrt immer übermäßig meine Eltern zu besuchen. Oder auf eine Party zu gehen, um einfach neue Leute kennen zu lernen. Aber Manu war da anders, grinste ich in mich hinein.

„Vielleicht lernst du ja auch ein nettes Mädchen kennen", fügte ich unserer Unterhaltung hinzu. Bereute es jedoch sofort wieder als mir die Vorstellung von meinem Manu küssend mit irgendeinem dahergelaufenen Mädchen ein Stechen in der Brust verursachte.

Oh ... nein ... mein Manu? ... was soll das denn? Wir sind nur Freunde. War ich wirklich eifersüchtig? Auf jemanden, den es gar nicht gab? Noch nicht ... und wieder durchzog mich dieser Schmerz.

Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mich solche Gedanken heute das erste Mal beschäftigen. Sie spuken schon so lange in meinem Kopf umher! Doch normalerweise habe ich es besser unter Kontrolle.

„Ne, du lass mal", riss er mich lachend aus meinen Gedanken und mein Inneres beruhigte sich durch diese – seine – Worte.

Natürlich hätte ich es darauf beruhen lassen können.

„Warum?",

„Ich ... kann ... das gerade einfach nicht brauchen, glaube ich", sagte er leicht verunsichert.

Warum kam das so zögerlich? Gab es da schon jemanden? Ein weiteres Stechen ließ mich leicht zusammenfahren.

„Naja, außerdem kann man das nicht beeinflussen. Wenn es passiert, passiert's", fügte er hinzu.

„Ja, ist wohl so", stimmte ich resigniert zu.

„Ich muss dann packen, also dann ... bis dann Pidschnitzel", verabschiedete er sich schnell.

User disconnected your channel, ertönte es aus dem TS.

„Ja ... bis dann", sprach ich in die Stille.


Like fire and rain - #Kürbistumor FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt