Prolog

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Ich öffnete meine Augen und atmete einmal tief ein und wieder aus. Ich sah aus dem Fenster meines Büros und betrachtete die leeren Arbeitsplätze meiner Kollegen, die seit einer halben Stunde leer standen und darauf warteten von den Putzkräften den alltäglichen Staub und die Erinnerungen der immer aufkommenden Fälle abgewischt zu werden. Es war bereits spät abends und wie sooft saß ich alleine in meinem Büro und schrieb Berichte und dokumentiere die Arbeit meines Teams, die sie Tag für Tag verrichten.

Meiner Finger taten weh, meine Sehkraft wurde immer schwächer und die Müdigkeit überfiel mich allmählich. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es für Hotch noch viel zu früh gewesen wäre, das Büro zu verlassen und um nach Hause zu fahren. Jedes Mal aufs Neue fragte ich mich, wie er das nur immer geschafft hatre. Er war der Erste, der das FBI Gebäude betrat und der Letzte der es verlies. Natürlich war mir das eine große Ehre, seinen Posten als Unit Chief zu übernehmen, und für das Team eine Art Schutz zu sein, aber manchmal zehrte diese Position schon an meinen Nerven.

Ein weiterer Blick auf die tickende Uhr ließ mich aufgeben. Ich räumte meinen von Akten und Papierkram überströmten Tisch auf und packte meine Tasche zusammen. Nachdem ich einen letzten Blick in mein für ich viel zu großes Büro warf und mir vorstellte, was  mein damaliger Chief wohl an so einem anstrengendem und sinnlosen Tag gemacht hätte, verließ ich das Gebäude durch die Tiefgarage und marschierte zu meinem schwarzen SUV um endlich diesem Tag ein Ende zu geben.

Ich ließ mich in den mit kaltem Leder überzogenen Sitz sinken und legte meinen Kopf in den Nacken und schloss meine Augen. Diese Nacht würde es sehr kalt werden, das wusste ich, denn ich konnte meinen eigenen Atem vor mir sehen, der in weißem Rauch an die Autodecke stieg. Mein Blick wandert über das Lenkrad hoch zu dem kleinen Rückspiegel. Einen Moment verweilte mein Blick auf mir selbst und es brachte mich zurück in die Vergangenheit. Was machte ich hier eigentlich, wieso habe ich mein ganzes Leben, was ich mir in mehreren Jahren in London aufgebaut habe aufgegeben? Es war doch meine eigene Entscheidung, meine Vergangenheit in Amerika hinter mir zu lassen und eine neue Zukunft in England zu beginnen. Und doch hat es mich wieder nach Washington gezogen. Lag es daran, dass mein Team meine Freunde waren und sie es immer noch sind? Das diese Menschen meine Familie komplett machen und ich sie einfach so sehr vermisst habe, dass ich die nächst mögliche Situation genutzt habe und dieses unschlagbare Angebot angenommen hatte?

„Mensch Emily“ Mahnte ich mich selbst. Wieso Gedanken vergeuden, wenn ich die Antwort doch schon längst wusste. Es waren nicht nur meine Freunde, die Umgebung oder die weite Entfernung die ich mir immer einredete. Es war ein bestimmter Grund. Doch die Enttäuschung ließ mich innerlich zerbrechen, als ich dann zurück kam und dieser eine Grund, diese eine Person, weswegen ich ursprünglich zurück gekehrt bin dann nicht mehr da war.

In meinen GedankenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt