👑 Königsliebe 👑

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Als Ayla am nächsten Morgen aufwachte, dröhnte ihr der Schädel. Ihre Tat schlug ihr schwer auf den Magen, weswegen sie gar keine Anstalten machte, zu dem Frühstück zu gehen, bei dem sie sowieso keinen Bissen hinunterbekommen hätte.
"Sophie!" Sofort trat ihre Zofe in das Zimmer.
"Ja?"
"Mir geht es nicht gut. Wahrscheinlich habe ich mir den Magen verdorben."
Sie nickte, knickste und verschwand. Kurz darauf kam sie mit Krug und einem Eimer wieder. Sie goss etwas der rot-bräunlichen Flüssigkeit in ein Glas und reichte es Ayla. "Das hier wird helfen", meinte sie, bevor sie sich zu dem Eimer beugte. "Ich werde Euch waschen. Ihr seht ganz verschwitzt aus."
Ayla tat ohne zu Zögern, wie ihr geheißen. In einer fließenden Bewegung zog sie ihr weißes Spitzennachthemd über den Kopf. Dann stellte sie sich vor ihr Bett, dass ihre Zofe um sie herumlaufen konnte, und nahm sich ihr Weinglas, das sie in nur wenigen Zügen leerte. Ihre Zofe unterdes rieb ihr mit einem Schwamm über ihre Brust, ihren Hals und ihren Rücken. Die Prinzessin wand sich etwas, als ein warmer Wassertropfen ihre Wirbelsäule entlang lief.
Plötzlich hörte sie laute Schritte durch den Gang stapfen und urplötzlich wurde ihre Tür aufgestoßen, während Ayla entblößt im Zimmer stand. Es war Sylvius, der sie wutentbrannt von oben bis unten musterte. In der Zeit eilte Sophie los, um einen Morgenmantel für Ayla zu holen, den sie nur kurz darauf der Prinzessin umlegte. Sylvius holte tief Luft, ehe er zu reden anhob: "Du Hexe! Du hast meine Eltern ermordet!", während seine Leibwache ihn davon abhielt, sein Schwert zu ziehen und Ayla an den Hals zu halten.
Verängstigt trat Ayla einige Schritte zurück. "Ich habe nichts damit zu tun!", rief sie und vor Angst kroch ihre Stimme eine Oktave höher.
Bitter blickte er ihr in die Augen, murmelte "Das wirst du büßen", bevor er sich umwandte und eilig aus ihrem Zimmer ging.
Als die Tür ins Schloss fiel, sackte Ayla erleichtert etwas in sich zusammen, und ihre Zofe warf ihr einen vieldeutigen Blick zu. "Wir werden nicht zulassen, dass Euch etwas passiert."
Nach einem erschrockenen Blick raffte sich die Prinzessin wieder auf. "Ich weiß."

Ayla lag den restlichen Tag im Bett, erst am Abend stieg sie heraus und zog sich an, um mit dem König zu speisen, wie er es verlangt hatte. Sie besaß einige relativ einfache, weiße Kleider, die sie innerhalb des Königspalastes trug. Heute zog sie sich ein aufreizendes beiges Kleid über und machte sich dann auf den Weg in den Thronsaal. Sie brauchte seinen Segen, um zur Königin gemacht zu werden.
Als sie sich dann ihm gegenüber setzte, lag ihr schönes gekämmtes Haar in blond glänzenden Locken auf ihrer Brust, rahmte ihr glattes Dekolleté ein. König Sylvius war am Nachmittag zum König gekrönt worden und trug jetzt eine Krone, notgedrungen, damit das Königreich keinen Tag ohne König erleben musste. Das flackernde Kerzenlicht ließ seine dunklen Augen im schönsten Goldton schimmern, als er das Glas hob, ohne eine Miene zu verziehen. Ayla tat es ihm gleich - obgleich sie den Blick nicht von seinen Augen abwenden konnte.
"Auf das Königreich", drang seine kräftige Stimme zu ihr und sie nickte ehrerbietend, ehe sie das Glas an die Lippen anlegte und von dem kräftig dunkelroten Wein trank.
Der König beobachtete sie dabei intensiv, während er nur kurz an seinem Glas nippte. Klappernd stellte er das Glas wieder auf den Tisch ab und dieser Lärm riss Ayla aus ihrer Trance. "Schade. Ich dachte, es würde dich auch töten", meinte der König unerwartet und wartete Aylas Reaktion ab.
Sie tat unschuldig. "Wie bitte?"
"Das Gift, dass du meinen Eltern in den Wein gemischt hast." Er zog ein Fläschchen aus seiner Tasche, das Fläschchen, welches Ayla bei der armen, alten Frau gekauft hatte. Ihr wurde auf einmal heiß und sie tastete panisch nach ihren Taschen, ob er nur bluffte. "Du brauchst es nicht zu suchen", schmunzelte er und lehnte sich in seinem königlichen Stuhl zurück, anscheinend höchst zufrieden, Ayla in Bedrängnis zu bringen. "Du hast es in der Küche vergessen. Es ist dem Koch ins Auge gefallen, als er alles wieder weggeräumt hat."
Langsam richtete sie sich auf, als seine Antwort so richtig zu ihr vordrang. Sie fing seinen forschen wie amüsierten Blick auf und der ihrige wurde kalt. Ja, sie ließ ihn mit ihrem kalten Augenmerk nicht los, bis er selbst den Blick wandte, und zwar auf das glänzende Fläschchen in seiner Hand. Dieses verdammte Fläschchen, das ihr Schicksal besiegelte.
"Wie hat es sich angefühlt?", traf ihn seine erneute Frage ebenso unerwartet wie sein erster Kommentar.
Ayla setzte sich aufrechter hin und rutschte auf ihrem Stuhl hin und her, bis ihr Kleid perfekt fiel, ohne Sylvius aus den Augen zu lassen. Wortlos starrte sie ihn mit leerem Blick an, bis er erneut einknickte und sich räusperte. "Ich habe mir schon gedacht, dass du dies nicht beantworten willst. Nun, ich hoffe, es hat dir Genugtuung verschafft, und zwar soviel, dass es sich lohnt, mit dem Leben dafür zu bezahlen."

👑Drachenwinter👑 Der Aufstieg und der Niedergang einer KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt