1. Schultag

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Alter Judy: 5   1/2

Pov. Judy
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Am Tag meiner Einschulung werde ich sanft von Johanna geweckt. „Guten Morgen Mäuschen. Aufstehen, du kommst heute in die Schule!" Sofort springe ich aus dem Bett. Endlich. Schon seit einem Jahr warte ich auf diesen Tag. Ich gehe zu meinem Kleiderschrank und nehme mein Lieblingskleid von der Stange. Johanna hilft mir mit dem Reissverschluss am Rücken und flechtet mir dann noch zwei Zöpfe. In der Küche wartet die halbe WG auf mich. „Viele mussten schon arbeiten gehen, aber heute Abend haben wir alle frei und feiern zusammen.", verspricht Frederik, als er mir meine Schultüte überreicht. „Erst in der Schule aufmachen.", ermahnt mich Franco grinsend. Ich frühstücke noch schnell und Frederik wollte noch ein Foto von mir machen:

 Ich frühstücke noch schnell und Frederik wollte noch ein Foto von mir machen:

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Dann fahren mich die drei zur Schule.

(Kurze Anmerkung: Ich habe echt keine Ahnung, wie die Einschulung in Deutschland abläuft, da ich Schweizerin bin, und das ganze System mit dem Gymnasium, Hauptschule und so verstehe ich auch null, ich erzähle nur, wie es ungefähr bei mir war 😂😉)

Alle 1. Klässler samt Eltern versammeln sich in der Aula, wo die Direktorin erstmals eine Rede hält. Sterbenslangweilig. Da unterhalte ich mich viel lieber mit dem Jungen neben mir. Jonas heisst er. Es ist echt total nett und wir verstehen uns super. Wir schauen erst wieder auf die Bühne, als der erste Lehrer seine Schüler von der Liste herunter liest. Diese folgen ihm dann aus der Aula ins Klassenzimmer. Ich war nicht dabei, genauso wie Jonas. Bei der zweiten Lehrerin werden wir jedoch aufgerufen. „Heide Jonas und Hetkamp Judy."
Gemeinsam mit dem anderen Schülern folgen wir ihr ins Klassenzimmer. Auf der Tafel steht "Herzlich Willkommen 1b", viele können ja noch nicht lesen, aber Papa und Phil haben es mir schon sehr früh beigebracht. Wir dürfen uns selbst aussuchen, wo wir sitzen wollen. Ich wähle den Platz zwischen Jonas und Leon, wer hätte es gedacht. Nachdem sich das Stimmengewirr gelegt hat liegen alle Blicke auf der Lehrerin, die sich als Frau Vogel vorstellt und uns die Aufgabe gibt, erstmals unsere Familie zu zeichnen. Für das Bild gebe ich mir sehr viel mühe in der hoffnung, dass es Charlotte an den Kühlschrank hängt. Nach einer halben Stunde bin ich schlussendlich als drittletzte fertig.  Nun soll jeder mit dem Bild nach vorne kommen und etwas sich und seine Familie erzählen. Ich werde ein bisschen traurig, da anscheinend alle beide Elternteile noch haben. Und ich bin alleine. Eine Stimme halt mir durch den Kopf: „Nein, Judy, du hast doch die WG. Keiner ist besser als sie. Die alle haben nur Mama, Papa und Geschwister. Und du? Du hast Charlotte, Phil, Frederik, Franco, Birgit, Oli, Johanna und Michael." Stimmt, die sind alle echt toll. „Judy, du bist dran.", lächelt Frau Vogel falsch freundlich. Ich nehme also mein Bild und gehe nach vorne. Alle schauen mich an. Wie ich es hasse, im Mittelpunkt zu stehen. „Ich bin Judy und das ist meine Familie." Während ich das sage halte ich es hoch. „Sehr schön Judy. Und wer davon sind deine Eltern?"-„Alle." Ihr dummes festgefrorenes Lächeln hab ich ihr damit aus dem Gesicht gewischt. „Aber man kann doch nur eine Mutter und einen Vater haben." Hält die mich für dumm? „Ja, ich weiss. Ich lebe in einer WG. Mehr möchte ich dazu nicht sagen." Diese dumme Kuh. Ich gehe auf meinen Platz zurück und sie wirft
mir einen arroganten Blick zu.

Ich freue mich schon den ganzen Tag auf den heutigen Abend. Es gibt Pizza von Franco, der Himmel auf Erden. Als er nicht hinschaut schnappe ich mit ein kleines Stück Teig und verkrümle mich. An dem Zimmer von Papa bleibe ich stehen, aber auch nur gant kurz. „Trauere ihm nicht hinterher, er hat dich schliesslich verlassen. Du kann auch ohne ihn. Du bist stark Judy.", rede ich mir ein. Ich mach noch schnell die Hausaufgaben, bevor Franco und alle zum essen ruft. Tatsächlich sind alle da und haben sich frei genommen. Für mich. Die Pizza ist super lecker und ich esse fast doppelt so viel wie sonst. „Erzähl doch mal von deinem ersten Schultag.", ermuntert mich Michael. Alle hören mir gespannt zu. „Naja, was gibt es gross zu erzählen. Es hat eigentlich spass gemacht, nur ist die Lehrerin eine arrogante Ziege. Aber Moment..." Ich laufe schnell in den Flur und hole das Bild, dass ich gezeichnet habe. „Für euch." Ich lege es in die mitte des Esstisches, wo noch etwas Platz ist. „Dankeschön Maus, das kommt gleich an den Kühlschrank.", meint Charlotte. Ich bin echt zufrieden mit dem Tag.

❝ ᴍᴀʏʙᴇ... ❞  - ᵒⁿᵉ ˢʰᵒᵗˢWo Geschichten leben. Entdecke jetzt