Schule, Noten und anderer Dünnschiss

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Dieses Thema wurde sich vor einiger Zeit gewünscht. Ich habe mir ziemlich viel Zeit dafür genommen, denn dieses Thema ist derzeit ein nicht gerade unbedeutendes für mich.

Also, was hält ein Lehramtsstudent von Schule? Die Antwort ist: Nicht sonderlich viel.

An dieser Stelle muss ich aber bereits differenzieren. Ich halte den Gedanken von Schule - mit Gleichaltrigen lernen - durchaus für sinnvoll. Ich halte nur nicht für sinnvoll, wie dieser Gedanke umgesetzt wird.

So, wie kommt es dazu? Naja, größtenteils durch mein Lehramtsstudium. Ich selbst hatte in der Schule nie viele Probleme mit dem Lernen und dem System (nun hatte ich auch das Glück auf eine kleine Privatschule auf dem Land zu gehen), aber während meines Studums fielen mir immer mehr Dinge am System Schule auf, die mit meinem Ideal und meinem Bild was richtig und was falsch ist, einfach nicht mehr konform liefen.

An der Uni lernt man nämlich schöne Lerntheorien und tolle neue Methoden, um für Fächer zu begeistern. Man lernt, wie man guten Unterricht macht, worauf man achten muss ... um dann in der Schule gesagt zu bekommen, wieso das alles nicht geht.

Irgendwann ist man als Lehrer nur noch damit beschäftigt, Strategien zu entwickeln, wie man selbst überlebt und wie man "sein Ding durchzieht". Lehrer haben nämlich folgendes Problem, sie stehen im Zwiespalt zwischen zwei Aufträgen:

1. Den pädagogischen Auftrag. Du sollst irgendwie deine Schützlinge zu guten Menschen erziehen, du sollst ihnen Wissen vermitteln, auf Bedürfnisse eingehen, individuell Hilfe geben und mit Methoden und Material dort ansetzen, wo es benötigt wird. Dein Ziel ist es, jedes Kind dort abzuholen, wo es steht und individuell zu fördern und zu motivieren.

2. Der gesellschaftliche Auftrag. Gleichzeitig sollst du aber auch ein gewisses Maß an ausgesuchtem Wissen vermitteln (den Stoff durchziehen) undLeistungseinschätzungen vornehmen, um dem Arbeitsmarkt ein Bild zu vermitteln, wozu die einzelnen Leute jetzt was taugen.

Und was mich daran ankotzt, ist, dass beide Aufträge sich ausschließen. Ich fühle mich als Lehramtstudent in einen Zwiespalt gestoßen, den ich nicht tragen will. Mir liegt der pädagogische Auftrag am Herzen, weil ich vom gesellschaftlichen so platt gesprochen erstmal nichts halte.

Was mich nämlich nervt und was ich für völlig daneben halte, ist der Zwang, Noten zu geben und andere so zu bewerten. Ich halte das Notensystem für etwas, was abgeschafft gehört.

Jetzt kommt vielleicht der Einwand "Aber wir müssen als Schüler doch wissen, wo wir stehen und wie wir unsere Fähigkeiten einzuschätzen haben, um uns auf den Abschluss vorzubereiten." Und da gebe ich euch recht, ja, das müsst ihr - aber nur, weil es das System vorschreibt. Würde man die Abschlussprüfungen abschaffen, hätte sich das erledigt.

Ich halte Abschlussprüfungen nicht für sinnvoll, weil sie nichts aussagen. Noten sind nicht objektiv, es schwingt immer eine Meinung mit. Im Studium wurden mir Studien gezeigt, nach denen selbst Matheprüfungen, die ja als sehr objektiv auswertbar gelten, es in Wirklichkeit nicht sind. In dieser Studie wurden die gleichen Arbeiten von Schülern, unterschiedlichen Lehrern zur Korrektur gegeben. In den härtesten Fällen bewertete ein Lehrer eine Arbeit mit der Note 4, auf die ein anderer Lehrer eine 1 gab. Noten zeigen objektiv den Wissenstand an AM ARSCH!

Viele Betriebe wissen darüber, weswegen die meisten schon ihre eigenen Einstellungstests machen, da die Ziffer auf dem Zeugnis ja nichts beweist. Ich schaue da gerne auf mein eigenes Zeugnis: In Englisch hab ich 6 Punkte dort stehen, in Französisch 8. Laut dieser Ziffern konnte ich zu diesem Zeitpunkt besser französisch, als englisch. Das war damals schon nicht wahr. Ich verstehe auf Englisch so ziemlich alles und kann mich in dieser Sprache verständigen. In Französisch kann ich das nicht und konnte es auch damals nicht. Der externe Prüfer in Englisch hat einfach mega fiese Fragen gestellt und in Französisch wusste ich so ziemlich was gefragt wird, und hab ganze Sätze dafür auswendig gelernt. Bis zum Abitur stand ich in Englisch auch irgendwo zwischen 11 und 15 Punkten. Ich war aber mündlich grottig, weil mein Gehirn so schnell nicht schalten kann und weil ich schüchtern und nervös in mündlichen Prüfungen war und immer noch bin. Das alles geht aus der blöden Ziffer nicht hervor und es ärgert mich heute noch, dass eines meiner besten Fächer auf meinem Abiturzeugnis als das schlechteste meiner Fächer abgedruckt ist.

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