Kapitel ⇴3

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»Ich denke, es war Selbstmord. Man sieht keine Spuren von Gewalt und sie ist definitiv durch den Aufprall gestorben.« John wollte sich gerade nach seiner ärztlichen Begutachtung zu seinem Partner umdrehen, doch dieser war schon längst verschwunden. Perplex stand der Arzt auf und drehte sich von der Leiche weg, welche völlig zersplittert - wie Greg es nannte - vor ihnen lag.
»Sherlock?« Verwirrt sah John sich um.
»Es war Mord!« Rief ein gewisser jemand von weit oben auf sie zu.
Und tatsächlich, als sie sich umdrehten und den Kopf in den Nacken legten, sahen sie oben auf dem Dach Sherlock stehen.
John schüttelte den Kopf und ging, gefolgt von Lestrade, in das sechsstöckige Haus hinein.
Keine Minute später standen sie zusammen mit Sherlock auf dem hohen Dach und beobachteten den Detektiv wie er den Boden gründlich deduzierte wie er es eben mit der Leiche getan hatte.
Für John sah Sherlocks Position aus, als ob eine Katze sich im hohen Gras an eine Maus ran pirschte und tatsächlich lag Sherlock flach auf dem Boden, während er gerade irgendetwas sorgfältig mit dem weißen Plastik Handschuhen aufhob.
Sofort stand Sherlock fast schon anmutig auf, klopfte sich den Mantel von dem Dreck ab und sah zu John, der sich immer wieder fragte wie Sherlock so elegant aussehen konnte bei ganz einfachen Sachen wie vom Boden aufstehen oder sich in einen Sessel setzen. Das würde er nie im Leben hinkriegen.

»Sherlock, wa-«
»Es war Mord.« Unterbrach Sherlock Greg entschlossen nickend und zog sich die Handschuhe aus.
»Ja, das haben Sie und bereits lauthals mitgeteilt.«
Sherlock erwiderte einfach gar nichts auf Johns Kommentar, sondern sah ihn einfach nur mit einer Mischung aus Verwirrung, da John ihn wieder siezte, und einem hauch Arroganz an, bevor er mit seiner Erklärung loslegte.
»Hier sind deutliche Spuren von halb getrockneten Schlamm, die von den Schuhen der Leiche stammen müssen zu sehen. Das müssten sogar Sie bemerkt haben George-«
»Greg.«
Sherlock runzelte die Stirn und starrte Lestrade ziemlich verwirrt an.
»Das ist... sein Name Sherlock.« Meinte John kopfschüttelnd und sah entschuldigend zu dem DI rüber.
»Wie auch immer.« Murmelte er leise. »Auf jeden Fall sind hier noch andere Spuren die definitiv nicht aus diesem Teil von London stammen. Nicht zu vergessen ist die Erde vermischt mit Sand, welcher ebenfalls nicht auf den Schuhen des Opfers zu erkennen ist. Davon abgesehen das hier nichts weiter zu erkennen ist, habe ich das hier gefunden.« Fast schon etwas stolz hob er die kleine Plastiktüte hoch.
»Da ist nichts drinnen.«
Sherlock seufzte auf und hielt John die Tüte direkt vor die Nase.
Jetzt sah er es auch.
Es war eine blonde, lange Haarsträhne.

Gerade als Lestrade die durchsichtige Tüte schnappen wollte, steckte Sherlock sie sich selbst ein, vergrub die Hände in seinen Manteltaschen und ging an den Beiden vorbei, aber nicht ohne vorher noch seinen Kragen hochzustellen.
John verabschiedete und bedankte sich noch schnell bei Greg, der immer noch ein wenig eingeschnappt wirkte, da Sherlock seinen Namen nach Jahren der Zusammenarbeit immer noch nicht konnte, bevor er auch schon eilig hinter dem Detektiv herlief.
»St Bartholomews Hospital, bitte.« Richtete Sherlock dem Taxifahrer aus, als sie beide zusammen einstiegen.
John sah die ganze Fahrt über gedankenverloren aus dem Fenster und dachte angestrengt nach. Ihm ist aufgefallen das er in letzter Zeit ziemlich oft nachdachte, manchmal kam er sich schon vor wie Sherlock, der in seinem Gedankenpalast verloren war und seine Außenwelt ausblendete.
Sofort musste er lächeln bei diesem Gedanken.
Manchmal, wenn Sherlock nachdachte, schlief er gleichzeitig ein, was John ziemlich niedlich fand, wenn er dann in seinem Sessel saß und den Kopf hängen ließ.
Nicht nur einmal hatte John versucht seinen Mitbewohner in sein Schlafzimmer zu tragen was aber immer damit geendet ist, das Sherlock aufgewacht ist durch Johns ruppige und klägliche Versuche ihn aus seinem Sessel zu heben oder John Tage danach noch tierische Rückenschmerzen hatte.
Doch seit ihm Sherlock einmal mitten im Wohnzimmer einfach so runtergefallen ist, gab er es komplett auf und deckte ihn von da an einfach nur noch zu.
John hatte manchmal immer noch ein schlechtes Gewissen, das er ihn hatte fallen lassen und Sherlock daraufhin höllische Kopf- und Rückenschmerzen hatte.

Im St. Barts angekommen, lief Sherlock direkt mit großen Schritten in sein Labor.
Wieder einmal musste der kleinere schwer atmend hinterher joggen, um mit ihm mitzuhalten.
Als er die Tür zum Labor aufstieß, nachdem der schlaflose John sich zweimal sich im Stockwerk vertan hatte, saß Sherlock bereits am Mikroskop.
»Du hättest auch mal warten können!« Rief John empört keuchend, strich sich die silbernen Haare wieder zurück und stellte sich etwas unbeholfen an den großen Tisch heran.
»Entschuldige.« Murmelte Sherlock abwesend.
»Oh ja, jetzt komm mir nicht mit Deinen ausre-« John stockte kurz, »Warte, was?«
»Es tut mir leid John. Es tut mir leid, dass Du immer hinter mir herrennen musst.« Wiederholte Sherlock in einer Tonlage die John nicht identifizieren konnte. Langsam sah der Detektiv von seinem Mikroskop auf und blickte John so durchdringend in die Augen, das dieser kurz den Blickkontakt unterbrechen musste.
Kein einziger Ausdruck, geschweige denn eine Emotion war auf Sherlocks Gesicht abzulesen.
Nur in seinen Augen erkannte John tief in dem glänzenden blau-grün keines Wegs diese Arroganz die er immer mit sich herumtrug, sondern Reue und Wärme.
Erst jetzt bemerkte John das er die ganze Zeit mit offenem Munde gestarrt und kurz seine Außenwelt ausgeblendet hatte.
»Noch anwesend?« Sherlock stand nun vor dem kleineren und wedelte perplex mit der Hand vor dessen Augen herum. »Was ist denn?«
»Na Du... Du sagst so etwas nie und... und vor allem entschuldigst Du Dich so gut wie nie, da kann man doch mal verwirrt sein.« Erwiderte John kopfschüttelnd und sah hoch zu seinem besten Freund.
»Weil ich der herzlose, egoistische und arrogante Soziopath Sherlock Holmes bin? Siehst du mich immer noch als diesen Menschen an?« Ohne auch nur für eine Sekunde den äußert intensiven Blick abzuwenden verschränkte er die Arme, ohne wirklich beleidigt zu sein da er wusste das John ihn schon lange als guten Menschen und besten Freund sah.

Schon wieder klappte Johns Kinnlade herunter. Was hatte er da bitte gerade gesagt?
»Sherlock nein niemals, ich-«
»Genauso steht es tausendmal in deinem Blog. Versuche es erst gar nicht abzustreiten, ich weiß genau in welchen Augen du mich siehst, John Watson, und wenn ich mich irre, kannst du mir doch jetzt das Gegenteil beweisen.« Sherlock kam immer weiter mit diesen gelogenen Worten auf ihn zu, bis er so nah an John stand, das der Doktor Sherlocks gleichmäßigen, ruhigen Atem auf seiner Haut spüren konnte.
»I-Ich...« John brachte kein vernünftiges Wort mehr raus, obwohl sein Kopf voll mit Sätzen und Wörten war.
Alles drehte sich in ihm und er hatte das Gefühl seine Knie sackten jeden Moment zusammen.
Als Sherlock dann auch noch mit seinen sanften Händen Johns Handgelenk nahm, musste er sich stark zusammenreißen nicht überall zu zittern.
»Ich versteh schon.« Hauchte Sherlock gekränkt und rauschte an ihm vorbei.

John stand noch am selben Fleck wie vor einer, zwei, drei Minuten und starrte ins Leere.

Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er so etwas gespürt. Und er hasste es.
Mary hatte vielleicht die Tür in dem seine Gefühle verborgen blieben einen Spalt breit geöffnet, doch Sherlock hatte diese Tür eben gerade mit einem Mal aufgetreten, sie aus den Angeln gerissen und alles aufeinmal rausgelassen.
John wusste nicht mal das er in der Lage war, so etwas zu fühlen. Er bezweifelte auch jede Sekunde ob das nicht nur ein Traum war. Menschen waren doch niemals in der Lage wegen so einer kleinen Berührung fast zusammen zu brechen?

Er konnte jedoch nicht einmal identifizieren was er da eben gespürt hatte.
Es war die Hilflosigkeit die du bei Angst verspürst, das Adrenalin das bei Wut durch deinen Körper strömt, die Euphorie bei Glück und die Körperreaktionen von Liebe.

Langsam aber sicher konnte John sich wieder bewegen.
Vorsichtig stützte er sich am weißen Labortisch ab und kniff die Augen zusammen.
Sein Kopf brummte von den ganzen Fragen und Gedanken die sich dort drinnen türmten, nicht zu vergessen zitterten seine Glieder so stark, das er kaum stehen konnte.

Derweil saß Sherlock im Taxi und weinte ununterbrochen nach seinem 5 Minütigen Lachanfall. Der Taxifahrer hatte ihm schon den einen oder anderen verstörten Blick zugeworfen.



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𝘮𝘢𝘥𝘦 𝘧𝘰𝘳 𝘭𝘰𝘷𝘪𝘯𝘨 𝘺𝘰𝘶 ʲᵒʰᶰˡᵒᶜᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt