»Sher-Sherlock?« Stotterte John mit beachtlich ruhiger Stimme und sah mit angsterfüllten Augen zu den tobenden Flammen, welche sich langsam aber sicher ihren Weg über den halb hölzernen Boden bahnten.
»Was machen wir jetzt?« Flüsterte John mit erstickter Stimme und krallte sich an Sherlocks Mantel heran.
Verwirrt starrte Sherlock auf den kleineren und versuchte ihn von seinem Ärmel abzuschütteln. Er war sonst eigentlich immer sehr gefasst in Gefahrensituationen.
»John. Hör mir zu.« Sagte der Detektiv ernst und drehte sich John entgegen. Er sah keine andere Möglichkeit. Sie standen jetzt schon ganz am Ende des Daches, unter ihnen der dunkle Hinterhof des Hauses und trotzdem kam das Feuer gefährlich nahe durch den Rückenwind, das es bekam.
»Die Feuerwehr wurde eben gerade erst gerufen, bis sie hier ankommt, sind sieben Minuten und 43 Sekunden vergangen. Bis dahin sind wir allerdings schon in Flammen aufgegangen, bei der schnelle, die sich das Feuer ausbreitet.«
»Danke, das hilft mir wirklich ruhig zu bleiben.« John schüttelte den Kopf und starrte mit pochenden Herzschlag auf den Boden. Er ballte die Fäuste und atmete tief ein um nicht komplett auszuflippen. Normalerweise gab es immer einen Ausweg, immer eine Lösung um zu entkommen, aber hier hieß es springen oder verbrutzeln. Und er hatte nicht mal sein Handy mit um sich von allen zu verabschieden.
»Schließ' deine Augen.« Sherlock versuchte mit seiner Stimme beruhigend auf John zu wirken, was auch klappte. Er nahm das Gesicht des Soldaten in beide Hände, nur um ihm dann tief in dessen nassen Augen zu sehen.
»Was? Warum? Nein!« John hatte erstens keine Ahnung was er nun schon wieder von ihm wollte und zweitens ein Déjà-vu vom Fall "Der Blinde Banker".
»John, du darfst sie erst wieder aufmachen, wenn ich es dir sage. Versprichst du mir das?« Unsicher nickte John und schloss seine Augen.
Es wurde immer wärmer in der sonst so kalten Nacht und in weiter Ferne hörte man schon die Sirenen, allerdings auch das gefährliche Knistern der Feuerwand. Sie war schon so nahe, dass man sich fühlte wie in einer Sauna. Ein kleiner Windstoß und sie würden in Flammen stehen.Bis ihre Rettung hier ankam, war es jetzt definitiv zu spät, also tat Sherlock das, was er immer noch als einzigen Fluchtweg ansah.
Sherlock drehte den kleineren mit dem Rücken zu sich, umarmte ihn von hinten und flüsterte »Bitte nicht schreien.« In sein Ohr.
Er breitete deine Flügel aus und ließ sich rücklings vom Dach fallen.
Wie Sherlock voraussah, fing John doch an zu schreien, also presste er eine Hand auf den Mund des Doktors und die andere legte er vorsichtig auf seine Augen, damit er auch ja nichts sah.
Erst als es schon zu spät war, bemerkte Sherlock, das seine rechten Federspitzen Feuer gefangen hatten. Er unterdrückte einen Schrei, setzte John auf den Boden ab und flog noch in der Sekunde wo die Füße seines Partners den Boden berührten so schnell in die Lüfte wie noch nie.Der schnelle Wind, der an ihm vorbeizischte als er nach und nach immer mehr Sturzflüge wagte, half immer noch nicht, um die kleinen Flammen auszupusten. Sie brannten sich buchstäblich in die dünnen Knochen der Spitze seines Flügels ein, verschlungen die schneeweißen Federn immer mehr und mehr, weiter und weiter, ließen sie brennen wie trockenes Stroh und verursachten so ein Schmerz, das Sherlock nicht mehr klar denken konnte. Seine Tränen wurden im Sturzflug in die Lüfte gepresst. Sein lauter Schrei als die Flammen sich weiter herauf brannten, hörte niemand mehr, da er schon längst außerhalb Londons war.
Ein riesiger Teich erstreckte sich unter ihm. Die dunkle Umgebung konnte seine Gestalt auch nicht in einem Umkreis von 50 Metern verschwinden lassen, dafür aber konnte es der ebenfalls dunkle, stille Teich.
Sherlocks Schrei erstickte als sein ganzer Körper innerhalb einer Sekunde in das bitterkalte Wasser eintauchte.
Die Zeit blieb für den Engel einen Moment stehen. Das Feuer war gelöscht, die Federn kühlten blitzschnell ab und er sank umhüllt von hunderten kleinen Luftblasen langsam weiter nach unten, die Augen verschlossen und die Haare und Klamotten sachte im Wasser gleitend.
Im Bruchteil eines Momentes schlug er die Augen wieder auf, breitete seine Flügel unter Anstrengung aus und bewegte sie so schnell er nur konnte wieder zu sich. Es bewirkte, dass er mit einem Mal wieder auftauchte.
Sherlock atmete tief ein und sammelte seine letzte verbliebene Kraft um seine Flügel über Wasser zu heben. Dies wiederum drückte ihn wieder nach Unten.
Ihm wurde schwindelig und so gut wie alles an ihm schmerzte von dem Aufprall, doch sein Überlebensinstinkt gab noch nicht auf. Die letzten Schübe Adrenalin nutzte sein Körper um wieder mit den Flügeln, die nun ausgebreitet über dem Wasser waren, zu schlagen. Und noch mal, und noch mal, bis sein schmerzender, ausgelaugter Körper sich knapp über dem Wasser befand.
Ja, er hätte seine Flügel einziehen und gemütlich ans Ufer schwimmen können, allerdings erforderte dies so viel Kraft, die er jetzt nicht zur Verfügung hatte. Einmal entfaltet ging es nicht so leicht wie man denkt sie wieder zu verstecken.Die Federn wogen gefühlt das doppelte, was es Sherlock ungemein schwer machte damit auch nur höher als einen Meter zu fliegen.
Er war mitten im Nirgendwo, mit triefend nassen, schweren Flügeln, die er nicht verstecken konnte, hatte Prellungen am ganzen Körper und konnte nur noch schwer vor Schmerzen Atmen.
Was zur Hölle soll ich jetzt tun?

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𝘮𝘢𝘥𝘦 𝘧𝘰𝘳 𝘭𝘰𝘷𝘪𝘯𝘨 𝘺𝘰𝘶 ʲᵒʰᶰˡᵒᶜᵏ
FanfictionEr hatte es nicht unter Kontrolle. Immer und immer wieder musste Sherlock Holmes, der vermeintlich gefühlskalte Consulting Detective aus London seinen unwissenden Mitbewohner in der Nacht verlassen, nur um früh am Morgen wiederzukommen. Kein Schlaf...