Kapitel ⇴4

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Als John frierend zur Tür hineinkam, starrte er sofort fassungslos auf seinen Mitbewohner, der still schweigend am Tisch saß und auf seinem Laptop herumtippte.
Gerade als John den Mund öffnete, um etwas wütendes Sherlock an den Kopf zu werfen, ließ er es doch nach kurzer Überlegung einfach bleiben und ging leise und vorsichtig in die Küche um keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Er hatte jetzt eher weniger Lust mit ihm zu reden, da John eine böse Vermutung hatte, warum Sherlock sein Handgelenk genommen hatte. Er wollte ihm am liebsten die nächsten Tage ganz aus dem Weg gehen bis der Detektiv wieder etwas anderes im Kopf hatte.

»Ich muss nochmal zurück. Kommst du mit?« Ertönte auf einmal Sherlock's tiefe Stimme in der totstillen Wohnung. John erschrak heftig und kippte dabei seinen heißen Tee beinahe über den ganzen Tisch. Er sah verwirrt zu Sherlock herüber und wischte sich schnell die Tropfen aus dem Gesicht.
»Crawford Street. Jetzt.« Seufzte sein Mitbewohner noch schnell, als dieser seinen Schal umlegte und aus der Tür stürmte.
Zwar wollte der kleinere sich doch eigentlich von Sherlock fern halten, jedoch ließ er nach ein paar erstaunlich wenigen Sekunden locker, schnappte sich seine Jacke und machte sich bereit Sherlock hinterher zu rennen. Er ließ diesen Soziopathen doch nicht alleine in der Nacht in ein Gebäude einbrechen, nur um aufs Dach zu klettern. Nein, nicht vorzustellen wie die Geschichte ausging wenn der Detektiv ohne seinen heißgeliebten Blogger herumlief.

Als er die Treppe herunterlief, mit den Gedanken abwesend zur Haustür schlenderte und sich konzentriert ein Paar Handschuhe überstreifte, bemerkte er erst das Sherlock, eingehüllt in seinen Schal und Mantel, ebenfalls vor der schwarzen Tür stand als es schon zu spät war und er mächtig mit ihm zusammenkrachte. »Oh, 'tschuldige.« Eine komische Stille entstand in welcher Sherlock an dem blondhaarigen einfach nur vorbei starrte und sich die schwarzen Handschuhe ebenfalls überstreifte.
»Du hast auf mich gewartet.« Es war eine Mischung aus einer verwirrten Frage und einer freudigen Aussage, als John sich endlich zu Wort meldete. »Natürlich.« Hauchte Sherlock ihm leise raunend zu und ging absichtlich einen Schritt in dem ziemlich schmalen Eingangsbereich auf John zu. Dieser wollte zurückweichen, jedoch die Wand direkt an seinem Rücken blockierte ihm die Flucht. Mit leicht geweiteten Augen und angehaltenen Atem presste sich John nur noch mehr an die Wand und versuchte einfach nicht aufzufallen, als Sherlock leicht lächelnd die grau-blauen Augen seines Gegenübers ganz genau studierte, als wolle er darin eintauchen.
Johns armes, kleines Herz machte einen Aussetzer, ihm wurde kurz schwarz vor Augen und schließlich tastete er sich mit rasenden Puls zu der kalten Türklinke hervor, ohne den Blick von dem Lockenkopf abzuwenden.
Er spürte die kalte Türklinke unter seinen zittrigen Fingern, drückte sie schnell herunter und drehte sich von seinem Gegenüber weg. Aufatmend machte er ein paar hastige Schritte nach draußen in die kalte, dunkle Sichelmond Nacht und stemmte wütend die Arme in die Seiten.
»Scheiße, was will der eigentlich?« Er zog seine Jacke enger um sich, als die kalte, nächtliche Brise sein Gesicht streifte.

Das Taxi war schnell am Ziel angekommen.
John lief mit großen Schritten zur Haustür des Selbstmordgebäudes der Crawford Street, wie es in den einen oder anderen Schlagzeilen hieß und versteckte sich im Türrahmen, der hervorragend als Windschutz taugte.
Der kalte Wind wurde allmählich stärker und ihm war schon kalt genug in seiner dünnen Jacke. Sherlock watschelte derweil langsam hinterher und beobachtete ganz genau seine dunkle Umgebung. Ohne John auch nur eines Blickes zu würdigen, rauschte Sherlock an ihm vorbei, öffnete die Tür im Handumdrehen mit dem Schlüssel, den er der Leiche geklaut hatte und lief mit dem Trick den nur Leute mit langen Beinen machen können drei Stufen auf einmal zu nehmen die Wendeltreppe hinauf.
Mit zitternden Gliedern blieb John aus Trotz einfach dort stehen. So langsam wurde es jedoch wirklich etwas zu kalt und der Mister Holmes ließ sich da oben natürlich alle Zeit der Welt. Schlussendlich gab es John seufzend auf und folgte dem Detektiv aufs Dach. »Verdammte Scheiße!« Fluchte Sherlock Haare raufend und trat gegen die kleine Mauer am Dachende.
»Wow, so schlimm?« John ging neugierig auf den hin und her laufenden, definitiv wegen irgendwas aufgewühlten Sherlock zu. Dieser blieb mit gläsernen Augen vor seinem zitternden Blogger stehen und nahm diesen einfach so, ohne Vorwarnung in die Arme.
»Ich habe alles getan, ich schwöre, John, er kann er nicht sein.« Er ließ seinen verwirrten Watson wieder los und hielt ihm den kleinen Zettel mit der krakeligen Schrift hin.
"I O U"

»Sherlock, nein. Eurus ist in sicheren Gewahrsam und Moriarty haben wir schon ein zweites Mal komplett ausgelöscht. Selbst in den Medien taucht er nicht mehr auf.« John versuchte sich selbst zu beruhigen da dieser Satz, diese paar Buchstaben nicht an die Öffentlichkeit kamen. Davon konnte niemand wissen außer Lestrade und vielleicht auch Mrs Hudson.
»Er hat dir doch schon diesen Fall, den er dir geschuldet hatte, zurückgegeben. Das ergibt keinen Sinn, da will uns irgendeiner nur einen dummen Streich spielen.« Sherlock atmete einmal tief ein, verschloss die unangenehmen Gefühle wieder, die aufkamen bei dem Fall Moriarty und versuchte wieder klar zu denken.

John hatte recht. Das konnte weder meine Schwester noch ein Verbündeter Moriartys sein. Es ist nur ein Streich, wahrscheinlich hatte es noch nicht einmal etwas mit dem Fall zu tun.
Er öffnete seine Augen wieder und steckte sich den Zettel trotzdem ein. Dass er ihn hier am Tatort gefunden hatte, war auffällig. Es hatte vermutlich und sehr wahrscheinlich was mit dem Fall zu tun, was definitiv beunruhigend war, aber er wollte jetzt gerade nicht darüber nachdenken.

»Sherlock!« Ein Schrei seines Doktors und das Hämmern gegen eine Tür ertönte. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, rannte der Gerufene auf die Tür zum Treppenhaus zu. Die kalte Luft von draußen wechselte mit einem Mal in eine unglaubliche Hitze die ihm sofort ins Gesicht schlug als Sherlock mit einem starken Ruck die etwas verklemmte Tür öffnete und erst John ihm entgegensprang, dann die glutheißen, gefährlichen Flammen mit ihren orange gelben Zungen zischend an seinem Mantel leckten.






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𝘮𝘢𝘥𝘦 𝘧𝘰𝘳 𝘭𝘰𝘷𝘪𝘯𝘨 𝘺𝘰𝘶 ʲᵒʰᶰˡᵒᶜᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt