Meine Eltern erwarteten mich schon am Esstisch. Ehrfürchtig verneigte ich mich vor ihnen, bevor ich mich meiner Mutter, der Königin, gegenüber setzte. Zuerst aßen wir in vollkommener Ruhe, bis meine Mutter mich fragte: '' Wie geht es dir, mein Sohn? Bist du aufgeregt?'' Lächelnd blickten ihre blauen Augen in die meinen. Von ihr hatte ich sie. ''Ja, Mutter, ich bin aufgeregt. Wobei mich das ganze auch etwas traurig macht.'' antwortete ich mit einem Seitenblick auf Vater. Wir alle hatten diesen Schmerz in den Augen, den dieses Thema mit sich brachte.
Vater meinte darauf nur:'' Das ist nunmal der Lauf des Lebens, mein Junge. Mein Leben ist nicht zu mehr bestimmt. Aber deines. Deshalb vermählen wir dich kurz nach deinem 18. Geburtstag. Darüber möchte ich mich gerne mit dir unterhalten.'' Ich nickte, seufzte innerlich, während ich einen Schluck trank.
''Was habt ihr denn für meine Krönung geplant? Und welche Prinzessin soll ich zur Gemahlin nehmen?'' Es interessierte mich schon. Als kleiner Junge hatte ich schonmal die Prinzen und Prinzessinen der umliegenden Königreiche kennengelernt, von daher konnte ich mir ein grobes Bild machen. Hoffte ich auf die schöne Blonde? Oder auf die wohlerzogene Brünette aus dem Süden? Oder..
Vater unterbrach meine Gedanken, indem er sagte ''Wir haben uns für die Tochter des Königreichs zur nördlichen Grenze entschieden. Sie ist aus einem guten Hause und unsere Königreiche verbinden sich und stehen sich im Krieg zur Seite. In Ihrem Königreich wird ihr kleiner Bruder die Herrschaft eines Tages übernehmen. Sie wird deine Königin werden.'' Der Unterton in seiner Stimme sagte mir: Beschlossene Sache, keine Widerworte geduldet. Also nickte ich, während ich überlegte wer sie war. ''Sie war doch die kleine, schüchterne damals, oder?'' Meine Mutter nickte. Sie hatte mich damals ermutigt, sie anzusprechen, damit sie nicht so außen vor bliebe. ''Ich frage mich, ob sie immer noch so ist.'' Daraufhin lachte mein Vater herzhaft. ''Sie wird dir eine gute Braut werden, mein Junge. Sie ist ein kluges Mädchen, eine wohlerzogene Prinzessin welche gute Ansichten teilt. Sie werden in zwei Tagen bei uns ankommen und bis zur Hochzeit wird deine Mutter sie in königlichen Unterricht nehmen. Sie wird ihr unsere Sitten und Pflichten nahelegen, währendessen ich dich nach und nach in die königliche Arbeit einweisen werde. In eurer Freizeit sollt ihr euch besser kennenlernen.'' Wieder nickte ich und zwischenzeitlich waren wir auch mit dem Frühstück fertig.
Auf dem Rücken meines Rosses ritt ich also dann ins Dorf hinab, um mich umzusehen. Mir folgte ein Ritter der königlichen Garde, schweigsam wie es ihm beigebracht wurde. Im Dorf schauten die Leute beim Geklapper der Hufe meines Pferdes auf und ehrfürchtig zu mir hinauf. Sie gingen mir aus dem Weg, wohlwissend dass der Prinz an ihnen vorbei reitet. Ich lächelte sie alle an, gab einer alten Dame meine Hand, als sie ihre nach mir ausstreckte. Mein Ross hielt ich dafür an, der Ritter rümpfte die Nase. Innerlich verdrehte ich dazu die Augen, auch wenn ich der Prinz bin, kann ich mich doch mit den Bewohnern meines Königreiches beschäftigen und ihnen die Hand reichen. Ehrfürchtig hielt die alte Frau meine Hand, ihre glänzenden grauen Augen blickten zu mir auf. ''Oh junger Prinz, das Glück des ganzen Landes soll sein mit euch. Habt Dank. Ich werde eure Krönung nicht mehr erleben können, doch seid meinen Enkeln ein guter König.'' Ihre alte Stimme brach hin und wieder. Bei dem Wissen, dass sie innerhalb der nächsten Tage sterben würde, stieg ich vom Ross und nahm die Frau kurzerhand in den Arm. ''Das werde ich, werte Dame. Ich werde Ihren Enkeln ein gutes Land schenken. Und auch wenn Ihr der Krönung nicht beiwohnen könnt, so möget Ihr doch von den Wolken aus zusehen. Ich werde an Sie denken.'' Zwischenzeitlich hatte sie, ein wenig überfordert, ihre Arme um mich gelegt gehabt. Noch einen Atemzug lang hielt ich die alte Dame im Arm, bevor ich sie losließ und in ihre strahlenden grauen Augen blickte. So viel Weisheit konnte ich in den Tiefen dieser Augen erkennen. Sie muss ein glückliches Leben gelebt haben. ''Ich hoffe, Ihre Enkel haben Ihre Weisheit. Ich erkenne sie in den Tiefen eurer Augen. Lebet wohl, werte Dame.'' Damit drückte ich ihr noch einen Handkuss auf und stieg wieder auf mein Ross. Was der Ritter dazu dachte, war mir vollkommen egal. Noch lange sah die Frau mir hinterher. Ich hoffte, sie konnte einen friedlichen Tod sterben.
DU LIEST GERADE
Für mein Volk und dich / Zomdado
FanfictionStolz blickt er von dem Thron hinab auf seine Leute. Hochrangige Familien seines Landes jubelten ihm zu, nachdem er vor kurzem die Krone aufgesetzt bekam, im Hofe vor der geöffneten Türe das Fußvolk. An seiner Hand hält er ein wunderschönes Mädchen...