Das Frühstück verlief relativ ruhig. Chessie folgte im Anschluss meiner Mutter, nachdem ich ihr noch einen Handkuss gab, während ich den beiden Königen in die Arbeitsräume meines Vaters folgte. Das konnte ein langer Tag werden.
Und ich sollte recht behalten. Ausgiebig streckte ich mich, als ich abends, nach dem Abendessen, wieder in meinen Gemächern war. Schnell löste ich mich aus meinen formellen Klamotten und schlüpfte in bequemere. Den ganzen Tag schon sind meine Gedanken immer und immer wieder sorgenvoll zu meiner Bitte, welche ich meiner Magd mitgegeben habe, gewandert. Hatte sie ihn gefunden? Würde er kommen? Ich raufte mir die Haare. Mein Blick fiel auf die Mopsstatue, welcher der Junge geschnitzt hatte. Ich nahm sie in die Hand und bewunderte jede einzelne Fläche, Kante, Ecke. Sie war wirklich wunderschön. Ich war so versunken in meine Gedanken, dass ich meine Magd erst bemerkte, als sie ihre Hand auf meine Schulter legte. Ich wirbelte herum, meine braunen Haare peitschten mir dabei leicht ins Gesicht. Ein kichern entkam ihren Lippen.
''Er wird auf Euch warten.'' Meine Augen wurden groß. Sie hatte ihn gefunden? Er würde auf mich warten? Plötzlich wurde ich nervös. Ich spürte, wie ein Tropfen Schweiß meinen Rücken hinab lief. Unangenehmes Gefühl. ''Er.. er kommt? Danke.. dass du mir diesen Gefallen getan hast.'' Sie nickte lächelnd. ''Alles, was Ihr wünscht, mein Prinz. Ich muss zugeben, er hat wirklich schöne Augen. So ein grün sieht man selten.'' Ich spürte meine Wangen leicht erröten und lächelte. ''Ja es.. ist wunderschön.''Nervös lief ich durch die Straßen des Dorfes unter unserem Schloss, Richtung Brunnen. Ich musste meine Hände an der Hose abwischen. Und als langsam der Brunnen in Sicht kam, wurde die Nervosität unerträglich. Was sollte ich sagen? Würde er reden? Mir seinen Namen verraten? Ich wusste nur den Anfangsbuchstaben - M. Genau wie ich - M. Ich merkte erst, dass ich die Luft angehalten hatte, als ein blonder Haarschopf in mein Sichtfeld kam. Da saß er - saß auf dem Brunnenrand, das Messer in der Hand, umgeben von Holzspänen. Wartete er schon lange? Meine Schritte wollten langsamer werden, aber ich zwang sie, ihre Geschwindigkeit beizubehalten, bis ich einen Meter von ihm entfernt anhielt. Seine Schnitzbewegungen stoppten, sein Kopf hob sich, blonde Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Grasgrüne Augen trafen auf meine blauen. Fest verankerte mein Blick sich in seinem, selbst wenn ich wollte, hätte ich den Kopf nicht wegdrehen können.
''Ich.. darf ich mich zu dir setzen?'' Micha! Ich schalt mich selbst der Nervosität. Er nickte, während ein leichtes Lächeln seine Lippen umspielte. Ich setzte mich neben ihn. Erst herrschte Stille. ''Ich.. Danke dass du gekommen bist. Du musst erstaunt gewesen sein oder?'' Wieder ein nicken als Antwort. Er schnitzte weiter. Ich beobachtete ihn dabei.'' Danke nochmal für den Mops. Du schnitzt viel, oder?'' Wieder ein nicken. ''Kannst du eigentlich auch reden?'' Er hielt inne, sein Blick wanderte wieder an mir herauf, bis er sich in meinen Augen festsetzte. ''Ja.'', kam es ganz leise aus seinem Mund, seine Lippen bewegten sich bei diesem einen, kleinen Wort beinahe nicht. Mir blieb wahrscheinlich für einen Moment das Herz stehen. Er hatte eine liebliche Stimme. Auch wenn er nur ein kleines, kurzes Wort mit leiser Stimme gesagt hatte. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. '' Ich.. du..'' Wieder schalt ich mich innerlich der Nervosität. Wieso brachte seine Stimme, ach was, allein der Gedanke an ihn mich eigentlich so durcheinander? ''Verrätst du mir.. wie du heißt?'' Er versteifte sich einen Moment lang, fast unmerklich. Sein Blick wanderte nach unten, zu den Spänen, die er schon auf der Hose hatte vom hier sitzen und schnitzen. Er zeichnete ein M hinein - erneut. Leise lachte ich. ''Ich glaube fast nicht, dass du nur M heißt..'' ''Nein.'' Wieder klang leise seine Stimme vor dem Geräusch des fließenden Brunnenwassers. Ich suchte seinen Blick. ''Wieso möchtest du mir deinen ganzen Namen nicht sagen?'' Stille. Eine Minute, Zwei Minuten. Stille und lediglich unsere Augen sprachen, indem sie den Kontakt hielten. Das einzig hörbare war unser Atem, die Tiere aus dem nahen Wald, und das Wasser direkt hinter uns. Ich dachte schon, er würde schweigen, nichts mehr sagen, gehen. Bis ein lieblicher Klang wieder die Luft durchschnitt. ''Maurice.''
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Für mein Volk und dich / Zomdado
FanfictionStolz blickt er von dem Thron hinab auf seine Leute. Hochrangige Familien seines Landes jubelten ihm zu, nachdem er vor kurzem die Krone aufgesetzt bekam, im Hofe vor der geöffneten Türe das Fußvolk. An seiner Hand hält er ein wunderschönes Mädchen...