Kapitel 11

272 24 24
                                    

Der Tag verlief genauso wie der vorherige, die beiden Könige nahmen mich unter ihre Fittiche und pumpten meinen Kopf mit Informationen zum Regieren eines Landes zu, während meine Mutter Prinzessin Chessie in ihre Aufgaben einlehrte. Gegen Nachmittag beließen wir es dabei, da ich noch etwas Zeit mit meiner künftigen Königin verbringen sollte. Also verließ ich das Büro meines Vaters, um mich in meinen Gemächern kurz frisch zu machen. Ich wusch mir das Gesicht, um danach nachdenklich mein Gesicht im Spiegel zu betrachten. Meine blauen Augen, welche zwischen ein paar braunen Strähnen meiner Haare zu sehen waren, waren wohl wirklich am auffälligsten. Und ich weiß nicht, was los war, jedoch kam es mir nach einem Blinzeln so vor, als würden mir plötzlich einen Moment lang grasgrüne Augen entgegenblicken. Ich zuckte zusammen. Grasgrüne Augen.. Ich musste an den gestrigen Abend am Brunnen denken. Musste an Maurice denken. Dieser Junge hatte mir wirklich den Kopf verdreht, auch wenn mir das noch nicht vollends bewusst war.

Prinzessin Chessie hatte sich bei mir untergehakt, während wir durch den Garten des Schlosses liefen. Sie erzählte mir gerade von den Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen dem Verhalten der Königinnen unserer Länder. Ich hörte jedoch nur mit einem Ohr zu, da ich in Gedanken war. Beziehungsweise wartete ich eher darauf, dass ich Chessie zurückbringen und mich ins Dorf aufmachen könne. In meinem Brustkorb stach es kurz. Ich wusste, es war nicht fair gegenüber Chessie, deshalb schüttelte ich die Gedanken aus meinem Kopf und konzentrierte mich auf die Prinzessin. 

''Gute Nacht Michael.'' Ihre Augen strahlten mich an, während ich ihr einen Handkuss gab. ''Gute Nacht meine Prinzessin.'' Kurz drückten wir unsere Hände noch, bevor sie, begleitet von ihrer Magd, in ihrem Gemach verschwand. Ich atmete aus und begab mich in meine Gemächer, um mich umzuziehen. Dort wurde ich schon von meiner persönlichen Magd erwartet, welche lächelnd gemütlichere Klamotten für mich in den Händen hielt. Ich grinste sie an. ''Du hast für mich vorausgedacht, was? Ich danke dir sehr.'' Sie neigte den Kopf. ''Natürlich, mein Prinz. Ihr wollt euch wieder mit dem Jungen treffen, nicht wahr?'' Ich nickte. Ja, ich würde mich gleich wieder mit Maurice treffen, das stimmte. Ich freute mich sehr. Lächelnd legte sie mir eine Hand auf die Schulter, bevor sie mein Gemach verließ. Ich zog mich um und schon 15 Minuten später lief ich auf den Brunnen im Dorf zu. Meine Augen leuchteten auf, als ich ihn dort erblickte. Wieder war sein Schoß voller Holzspäne, da er an einer Figur schnitzte. Ich trat vor ihn. ''Hallo Maurice! Ich freue mich sehr dass du wieder gekommen bist.'' Sein Kopf hob sich, ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen. ''Mein Prinz. Natürlich bin ich das.'' Er neigte leicht den Kopf. Eine leichte Röte breitete sich auf meinen Wangen auf, als ich mich zu ihm setzte. ''Bitte, nenn mich beim Namen.'' Mit geweiteten Augen errötete er, bevor er den Kopf wieder wegdrehte und weiterschnitzte. ''Das kann ich doch nicht tun..'' klang leise seine Stimme vor dem Geräusch des Wassers. ''Ich bitte dich darum, ich möchte..'' Ja, was wollte ich eigentlich? Ich wollte keinen Abstand, ich wollte.. Nähe zu ihm aufbauen. Keine Förmlichkeit, ich wollte, dass er mein Freund wurde. Doch, ich glaube, das war es, was ich wollte. Und das obwohl wir uns kaum kannten.'' Er wartete ab, ob ich meinen Satz beenden würde, jedoch schwieg ich. Konnte ich das einfach so sagen? Wie sollte ich es formulieren? Ich schwieg weiter, und so neigte Maurice seinen Kopf, bevor er weiterschnitzte. Ich beobachtete ihn eine Weile dabei, wie das Holz in seiner Hand immer mehr und mehr die Figur eines Pferdes annahm. 

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 20, 2019 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Für mein Volk und dich / ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt