Himmel und Hölle

POV Charlotte

Scheiße, ich hätte ihm vielleicht sagen sollen, dass ich keine gute Schwimmerin bin.

Doch zu spät. Smudos Arme legten sich um meine Hüfte und gemeinsam mit ihm, fiel ich rückwärts in den See.

Hoffentlich ist das Wasser nicht zu tief!

Prustend kam ich wieder an die Wasseroberfläche und klammerte mich an das erst Beste, was meine Arme und Beine zu packen bekamen.
„Du Spinner!" beschimpfte ich Smudo und kniff ihn zur Unterstreichung meiner Worte kurz in die Schulter.
„Au! Mensch, nicht so grob."
Trotz dessen legten sich Smudos Arme um mich, gaben mir noch weiteren Halt und ich fühlte mich dadurch, noch ein klein wenig sicherer. Es war nicht so, dass ich gar nicht schwimmen konnte, aber eben halt nicht besonders gut.
„Und du, Äffchen. Ich hatte mir schon Gedanken um deinen Spitznamen gemacht, weil Charlotte, dass dauert einfach zu lang um es auszusprechen und Lotte, da denk ich direkt an die Omma von nebenan an. Ab sofort bist du also Charly, unser Charly." eröffnete er mir und grinste dabei breit.
„Charly war aber kein Äffchen, sondern ein Schimpanse und nur zu deiner Info, ich klammere, weil du ja unbedingt in den See musstest. Außerdem bin ich bin keine gute Schwimmerin."

So, die Nummer mit Charly kann er vergessen. Mein Name ist und bliebt Charlotte.

„Das Wasser ist hier circa nen Meter siebzig. Ich glaube du solltest hier grade noch stehen können."

Ein Meter siebzig hin oder her, sicher ist nun mal eben sicher.

„Aber.. Oh Gott. Scheiße, deine Groupies werden mich zerfleischen und verdammt, man wird mir vielleicht noch Anmachen eines Coaches hinterher sagen."
Schnell löste ich mich von Smudo, solltete das Wasser tiefer sein, musste ich halt das Risiko eingehen zu ersaufen.
„Hör auf zu lachen." befahl ich Smudo, der sich anscheinend prächtig über meine Befürchtungen lustig machte.
„Du bist Smudo, bei dir werden sie wahrscheinlich gleich nicht mehr aus'm Sabbern raus kommen. Der Wet Tshirt Contest, geht ja wohl eindeutig an dich." wies ich ihn auf seine weiße Oberbekleidung hin. Selbst durch das leicht trübe Wasser, konnte ich schon eindeutig die Konturen seines Oberkörpers sehen und speziell seine Brustwarzen, welche sich verhärtet hatten. „Dann haben die Damen wenigstens was zu gucken und vielleicht finde ich bei Instragram ein neues Profilbild. Sexy Smudo."
Grinsend wackelte er dabei mit seinen Augenbrauen.
„Ich wiederhole mich, du Spinner. Wie lösen wir jetzt das Problem?" Abwartend blickte ich ihn an.
„Welches Problem?"
Ich schüttelte den Kopf und rollte mit den Augen.
„Ich korrigiere, Probleme. Nummer eins, trockene Klamotten woher? Nummer zwei, Bekämpfung der Gerüchteküche und Nummer drei, sind die Wespen eigentlich weg?" zählte ich die wesentliche Punkte auf, die mich beschäftigten.
„Nummer eins, krieg ich geregelt. Ich bin direkt von Hamburg hergefahren und mein Koffer ist noch im Auto, also Problem gelöst. Das zweite Problem, drüber stehen. Wir haben ja nicht miteinander rum gemacht und ein bisschen Spaß ist ja wohl noch erlaubt und deine Klammeraktion wird niemand mitbekommen haben, weil der Steg viel zu hoch dafür ist und somit die Sicht auf uns verdeckt ist. Ich schätze außerdem, wir haben die Wespen in die Flucht geschlagen. Wäre scheiße gewesen, wenn wir gestochen worden wären. Erstens tun die Stiche scheiß' weh und zweitens schwillt es bei 'ner allergischen Reaktion an. Ich spreche da aus Erfahrung. Mich hat eine mal am Bauch erwischt, siehe da die Schwellung ist bis heute nicht zurück gegangen."
Fassungslos blickte ich Smudo an.
„Jaja, ich weiß der war flach, aber eigentlich lachen die meisten über meine Witze."
„Das.. Der kam wirklich flach, aber irgendwie ist er auch wieder witzig." Meine Mundwinkel zogen sich nach oben und ich grinste Smudo an.
„So, holde Maid, auf geht's. Besorgen wir uns trockene Kleidung und trinken auf unsere erfolgreiche Flucht ein Bierchen."

Waren wir Aliens? Hatte ich irgendwo Hundescheiße kleben außer am Schuh?

„Sie glotzen." sagte ich genervt zu Smudo, während uns wirklich Gott und die Welt anstarrte.

Ich will nicht wissen, was sie über uns denken, was sie über mich denken. Sollte ich gewinnen, werden sie wahrscheinlich wie die Krokodile über mich herfallen und mir vielleicht unterstellen dass ich mich hoch gebumbst hätte. Genau, am besten mit allen Coaches. Charlotte hör auf dir solche Gedanken zu machen. Lily zum Beispiel, wird einfach nur neidisch sein.

„Sich Gedanken zu machen bringt nichts. Wir sind jetzt eben kurzzeitig ein Highlight, aber spätestens wenn die ersten Besoffen sind, weil sie keinen Alkohol vertragen, ist unsere Sache auch wieder vergessen und wir haben nichts verbotenes getan. Also, hör auf zu gucken, als würden wir zum Henker persönlich gehen."
Ich streckte Smudo die Zunge raus.
„Du hast gut reden. Dich halten doch alle für Gott, aber ich bin wahrscheinlich jetzt die, die versucht mit Beine öffnen weiter zu kommen."

Verdammt! Charlotte Küpper, du musst verdammt nochmal lernen erst zu denken und dann zu sprechen.

„Charlotte, könnte ich dich einmal kurz sprechen?" übertönte Paddy's Stimme Smudos lachen.
„Ja, ja klar."
„Ich geh schon mal vor zum Auto und such Klamotten, die dir passen könnten. Ich steh aufm Parkplatz A."
Damit zog Smudo von dannen und ich kam mir wirklich einen Moment so vor, als ob ich dem Henker höchst persönlich gegenüber stand. „Hör zu, ich finde es äußerst wichtig, dass sich die Coaches und die Talents verstehen. Harmonie ist wichtig für gute Stimmung und vielleicht auch für eine sehr gute Show, aber zu gut verstehen, kann zu falschen Schlüssen führen und kann dich ins Teufel Küche bringen. Es ist ein guter Rat von mir, als dein Coach. Nicht mehr, nicht weniger."

Ja klar, deshalb betonte er dein Coach auch so übertrieben. Dann hab ich wohl jetzt schon mal den ersten Stempel bekommen, von meinem Coach.

„Natürlich. Danke. Ich muss jetzt mal meine Schuhe entsorgen." antwortete ich ihm freundlich und setzte mich in Bewegung Richtung Parkplatz.

Vielleicht sollte ich lieber meine Kleidung anlassen, nicht dass mir das später auch noch vorgeworfen wird.