POV Charlie: Wenn es immer noch schlimmer kommt

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„Benny, bitte. Ich kann keine Schuhe mehr sehen, Klamotten ebenfalls nicht und Taschen auch nicht mehr. Hast du nicht langsam genug?"
Immerhin trugen wir genügend Taschen, gefüllt mit jeglichem Scheiß, den Benny wahrscheinlich gar nicht brauchte.
„Man kann nie genug haben Schätzchen. Ein Mann muss doch auf alles vorbereitet sein. Stell dir mal vor der Jochen würde mich anrufen und mir erzählen, dass wir kurz in den Urlaub fliegen. Wer ist dann bestens mit Hosen, Shirts und sexy Schlüppis vorbereitet? Richtig, ich. Was ich dann doch nicht brauche, gebe ich halt wieder zurück. Du kennst das doch."

Jaaaa, zu gut. Mehr als die Hälfte wird morgen wieder umgetauscht, weil das Blau dann doch nicht seine Augen betont und das Schwarz am Shirt, war dann doch zu schwarz und überhaupt ist die Unterhose dann doch nicht sexy genug.

„Ist ja alles schön und gut, aber kannst du mir mal sagen, warum ich eben hundert Euro für Unterwäsche ausgegeben habe? Wofür eigentlich?"

Echt. Die nächsten Jahre bekommt mich eh niemand in Unterwäsche zu sehen. Keuschheit, absolute Keuschheit. Kein Sex, keine Probleme. Männer sind doch sowieso alle scheiße. Egal ob Onenightstand oder in Beziehungen... Nach drei Jahren ist man ihnen dann doch zu fett, oder man ist nicht aufregend genug, weil man eben keine vierzig Kerle vorher gebumbst hat, so wie die Nachbarsfrau.... oder die Berufswahl die man erwählt hatte, oh-oh. Für den Mann ja eine viele zu schlechte Bezahlung, Schichtdienst, Wochenenddienst. Nein, nein. Eine Frau hat zu Hause zu sein. An Weihnachten, an Feiertagen, sonntags. Am besten immer, aber das wusste der Mann natürlich bestens, aufgrund seiner Spezi und deren mittelbegrenzten Intelligenz, weil das meiste Blut eher im Schwanz lebte, statt im Gehirn nach einem Jahr... oder zwei... manchmal auch erst nach sieben.

„Du tust es schon wieder.", riss mich Benny aus meinen Gedanken.
„Hm?"
„Du driftest in deine Gedanken ab, verschließt dich vor der Außenwelt und hörst mir nicht zu."
Das Benny immer gleich quengeln musste, dabei war ich doch die Jüngere.
„Entschuldige, ich hab grade festgestellt dass ihr Männer eine mittelbegrenzte Intelligenz besitzt, weil euer Blut sich lieber im Schwellkörper eures Penis aufhält."
„Ey, ich bin ja wohl nicht mittelbegrenzt intelligent.", beschwerte er sich.
„Och, wenn Jochen in der Nähe ist, schrumpft auch deine. Ich erinnere mich noch zu gut."
Durch Benny's Hand die sich auf meinen Mund legte, konnte ich ihn nun leider nicht mit dem ersten Treffen mit Jochen aufziehen.
„Küpper, ein Wort mehr und wir besuchen mal wieder den sexy Angel Laden."

Nein! Nie wieder im ganzen Leben. Benny soll mal schön alleine Gummis und Gleitgel und was auch immer kaufen gehen. Ohne mich! Vorher rufe ich Smudo an und bitte ihn, mich nochmals zu pimpern. What the fuck? Bevor auch nur das eintrifft, gehe ich lieber ins Kloster. Genau. Kein Smudo und auch kein Sexy Angel Dings-Bums.

„Okay, okay. Du hast gewonnen. Warum jetzt nochmal die sexy Dessous? Soll ich mich damit zuhause selbst bemitleiden?"
„Nein, du wirst sie trotzdem tragen. Bei den Battles, bei den Knockouts und bei jeder beschissenen Liveshow. Eine Frau ist nur so sexy und selbstbewusst wie ihre Unterwäsche."

Äh ja, das hat er wahrscheinlich mal wieder aus irgendeiner Zeitschrift.

„Will ich wissen woher du dass schon wieder weiß Herr Frauenversteher? Ach und willst du mir etwa sagen, ich bin nicht sexy?"
„Du bist sexy, dass weißt du. Immerhin würde ich dich heiraten, wenn mein Teil da unten auf Vaginas stehen würde oder du was zwischen den Beinen baumeln hättest. Woher ich das weiß? Beobachtungen aus dem realen Leben. So, bevor wir hier uns dumm und dämlich stehen, die kleine süße Frau, ja genau sie sind gemeint," Benny winkte einer älteren Frau welche nicht weit von uns weg stand, zu, „einen steifen Hals bekommt, weil sie ja gar kein Wort verpassen will, gehen wir jetzt Parfüm für mich kaufen. Ich brauche einen neuen Duft, einen Duft der Jochen die Schuhe auszieht und wie ein wilder  Hengst über mich herfallen lässt. Oh, jetzt hat se' glaub ich 'nen verrenkten Hals."
„Ich will aber nicht.", jammerte ich, wurde trotzdem kurzerhand von Benny an die Hand genommen und zum gewünschten Ziel, quasi geschliffen.

Benny und Parfüm... Katastrophe, Stundenlanges Düfte inhalieren, schmerzende Fußsohlen vom Stehen. Hey, wollte er mich nicht von meinen Problemen ablenken?! Okay, Augen zu und durch. Immerhin gibt es gratis Wasser in der Drogerie, ein Regal mit Zeitschriften und 'ne ordentliche Süßigkeitenabteilung.

„Ich komm sofort wieder, brauch ja schließlich noch Kondome, bevor ich es wirklich noch vergesse. Du bewegst dich nicht weiter wie 5 Meter verstanden?"
Ich salutierte.
Gut, wenigstens schliff er mich nicht mit und hielt mir ein Referat über die Kondome, dass hatten wir nämlich schon.
Um den Leuten nicht im Weg zu stehen und mich wenigstens vielleicht mal für vier Minuten anlehnen zu können, steuerte ich die nächst beste Wand an und bekam den gratis Schlag in die Fresse dazu.

Moment! Er hat eine Kind. Ein Säugling! Wo ein Kind ist, da gibt's auch eine Mutter.

Mir kam die Galle hoch.

Nicht nur Sex mit 'nem Promi und Coach, nein auch noch mit 'nem Papi, der wahescheinlich Mutti betrogen hat, weil se' ihn nicht ran' gelassen hat.

„Charlie!?", rief dieser Mistkerl meinen Namen und ich hatte noch nicht mal den Hauch einer Chance abzuhauen.

Vielleicht einfach ins Regal springen? Luft auflösen klappt ja schließlich nicht. Nein, jetzt bekommt er es zurück. Das ist die Chance. Schnucki zeigt diesem Gott verdammten Mistkerl, wo der Hase lang läuft.

„Was für ein Zufall! Hey Smudo. Mensch, gut schaust du aus."

Würg... natürlich schmieren wir ihm erstmal Honig um den Mund. Wäre das Baby nicht da, hätte ich ihm direkt die Augen auskratzen können.

„Charlie, hey. Wie geht es dir? Ich hatte gehofft du würdest dich melden."

Sein ernst? Er gibt, seinem Sohn wenn ich die Kleidung richtig beurteile, wobei heute zählt ja babyblau und rosa nicht mehr. Man, Küpper nicht abschweifen! Er gibt seinem Kind das Fläschen und erzählte etwas von Hoffnung, dass ich mich bei ihm melde? Der Typ hat Probleme, gewaltige. Mister Universum oder was?

„Warte, ich leg den Kleinen kurz zurück in den Maxi Cosi, er hat sich wohl in den Schlaf getrunken."

Ha Ha Ha. Wie witzig dass doch ist, wenn ein kleiner Hosenscheißer wegratzt, beim nuckeln seiner Nahrung.

Ich erhaschte einen kurzen Blick in den Einkaufswagen. Vermutlich war seine Frau hässlich wie die Nacht, soviel Farbpaletten wie sich dort im Wagen befanden.

Und klar, für Herrn Smudo nur das beste Parfüm. Armani... Gott, dass war ja das Klischee für Männer die fremd bumsen wollen. Schön vor dem Feiern gehen, in diesem ekelhaft Duft duschen und dann geht's los. Kein Halten mehr, da wird alles weggeflankt was kommt.

„Hör mal, Lily hat mir die siebzig Euro gegeben. Wieso das denn? Ich hatte dir gesagt, dass ich dich einlade und du solltest die Rechnung auch eigentlich gar nicht sehen. Ich hatte einfach nur nichts anderes zum Anziehen. Nimm sie bitte wieder zurück. Mir macht das bisschen Geld nichts aus, was wir an dem Abend versoffen haben."
Er holte wirklich Geld aus seiner Geldbörse und hielt mir exakt siebzig Euro entgegen.

Natürlich. Dem lieben Promi Smudo jucken mal eben 180 Euro nicht. Ob er weiß, dass eine Nutte es ihn schon für 20 besorgt hätte? Gut, vielleicht wäre die nicht so hübsch, wie die in den Edelbordells.

„Du glaubst doch wohl nicht, dass du mich wie eine Hure verabschieden kannst und ich diese Scheine jetzt von dir nehme, als würdest du mich fürs Beine breit machen bezahlen?! Glaub mir, nicht nur du kannst dir Alkohol in einer Hotellobby leisten, ich kann es auch und zwar mit ehrlicher und harter Arbeit. Ich denke siebzig Euro waren der Anteil, den ich an diesem Abend verursacht habe. Nimm es und wenn du es nicht willst, dann steck es in eine gute Erziehung für deinen Sohn."

Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt