Kapitel 20

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"Von innen desinfizieren hm?" meint er und ich nicke an seinem Bein. Dann sehe ich nach vorn. "Und duschen. Ganz dringend! Seine Finger waren dort, wo sie NICHT hinsollten!" knurre ich und spüre, wie er sich kurz verspannt. "Ich... habe es gesehen..." sagt er und ich schließe meine Augen. "Also. Krieg ich jetzt Alkohol oder nicht?! Und bevor du fragst: Ja! Ich bin alt genug um zu trinken!" meine Stimme ist leise und ich habe das gefühl, jederzeit einschlafen zu können. "Sera? Ich muss mich bei dir entschuldigen!" kommt nun Erwin's Stimme von oben und ich lege den Kopf in den Nacken. Der blondhaarige hat einen schuldbewussten Gesichtsausdruck und ich lächle leicht. "Du hast mir nicht geglaubt stimmts?" frage ich und richte mich sitzend auf, sodass ich nicht mehr an Corporal Levi's Beinen lehne. Ich winke kopfschüttelnd ab. "Kein Problem... Ich hätte dir auch nicht geglaubt, wenn ich in deiner Situation wäre!" Ich klopfe mit der flachen Hand kurz auf den Oberschenkel des Corporals und sehe Erwin weiter an. "Dass er mir glaubt, war für mich eh ein wunder!" Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er die Augenbraue hochzieht und ich sehe ihn nun doch an. "Ach komm. Ich habe dich als rationalen Menschen kennengelernt, der keine emotionen zeigt und Leuten nur wenig bis gar nicht vertraut. Und dann folgst du mir, obwohl du dir nicht sicher bist, ob ich lüge oder die Wahrheit sage?" Stille. "Siehst du?" füge ich hinzu und stehe dann auf. "Und jetzt will ich duschen." Ich strecke mich kurz und gehe dann voraus. "Das gefühl von seinen Händen auf meinen Brüsten ist ekelhaft!" brumme ich und sehe, dass mir Levi sofort gefolgt ist. "Er wird auch noch für versuchte Vergewaltigung drankommen. Also keine sorge." meint er und ich drehe meinen Kopf zu ihm. Ein leichtes lächeln erscheint auf meinen Lippen und ich nicke. "Das will ich hoffen!" dann sehe ich wieder nach vorn und mein Gesicht wird ernst. "Corporal?" frage ich dann und wir gehen weiter. Erwin folgt uns in passendem Abstand und lässt uns reden. Anstatt einer Antwort bekomme ich ein nicken. "Woher kanntest du Kenny's Namen? Er hat ihn leise gesagt, als ich ihn danach gefragt habe. Das heißt, dass du ihn nicht hast hören können."

Plötzlich habe ich das Gefühl, dass sich eine dunkle Aura um Levi ausbreitet und verdutzt sehe ich zu ihm! Die Luft wird dünn und gleichzeitig so dick, dass man sie schneiden könnte! "Das hat dich nicht zu interessieren." gibt er von sich und ich verdrehe die Augen, während er starr nach vorne sieht. "Ich krieg es so oder so mit. Ich werde nämlich zur Anhörung gehen!" Blitzschnell packt der schwarzhaarige mich am Kragen und zieht mich zu ihm nach unten! Wir bleiben stehen und mein Gesicht ist nah an seinem. Er sieht mich wütend an und zeigt leicht seine Zähne, wie ein wildes ungezähmtes Tier! "Das wirst du schön bleiben lassen! Du wirst dort NICHT hingehen!" zischt er und ich lächle. Dann nähere ich mein Gesicht seinem so weit, dass sich unsere Nasenspitzen fast berühren. "Ich werde. Ich bin dir nicht unterstellt! Denk drann!" Mit einer schnellen bewegung reisse ich mich los und richte meinen Kragen. "Stimmt's Erwin?" sage ich nun laut und er kommt zu uns. "Was stimmt?" fragt er und ich sehe lächelnd zu dem blondhaarigen. "Dass ich zu Kenny's und Dennis's Anhörung gehen werde!" Erkläre ich kurz und er nickt. Mit einem Blick zu Levi fügt er hinzu: "Sie ist Kronzeugin in diesem Prozess! Das heißt, dass ohne sie der gesamte Gerichtsprozess null und nichtig ist!" Mehr als brummen, dass nach: "Wieso steht er plötzlich auf ihrer seite?" klingt, gibt er nicht von sich und ich piekse ihm kurz in den Oberarm. Genervt sieht er mich an und ich meine, sowas wie Wut in seinen Augen zu erkennen. "Also? Woher kennst du Kenny?" bohre ich weiter und Levi sieht kurz zu Erwin. Dieser nickt verstehend. "Ich werde zu den Pferden gehen und sie holen! Wir treffen uns am Stadtrand!" meint er und biegt um die nächste Ecke. Verwirrt sehe ich zum Corporal. "Warum sollte Erwin jetzt gehen?" frage ich und er sieht mich kurz an, bevor er seinen Blick nach vorn wendet. "Kenny ist mein Onkel und ebenfalls mein Ausbilder." Ich dachte mich könnte nichts mehr schocken. Aber das... Mit hochgezogenen Augenbrauen, großen Augen und offen stehendem Mund sehe ich ihn an. "Ich hatte die Zunge von deinem ONKEL im Hals?!" Ich verziehe mein Gesicht und greife mit der rechten Hand nach meinem Hals. "Na toll... Und ich dachte, dass er nur mein verdammte Ausbilder ist..." brumme ich und gehe dann weiter. Levi's Onkel... Verdammt! Die sehen sich kaum ähnlich! Als ich merke, dass der Corporal mir nicht folgt, bleibe ich stehen und drehe mich seitlich zu ihm hin. "Kommst du? Ansonsten glaubt Erwin noch, dass ich abgehaun bin!" Den schwarzhaarigen reisst es kurz und er schließt zu mir auf. Wir gehen gemeinsam weiter und ich atme tief durch. "Ich will trotzdem den Alkohol!" murre ich und Levi nickt. "Bekommst du. Aber wieso bist du nicht geschockt?" Schnell korrigiert er sich. "Wieso bist du nicht NOCH geschockter?" Ich schnaube kurz und sehe ihn dann amüsiert an. "Das fragst du jetzt ernsthaft noch? Heute ist wohl der Tag der beschissenen Nachrichten! Also kannst du mit allem kommen, was du willst! Nichts kann mich heute noch schocken! Ich werde morgen wahrscheinlich ersteinmal zusammenbrechen und irgendwo in einer Ecke kauern, um das alles zu verarbeiten!" grinsend verschränke ich die Arme hinter meinem Kopf und gehe gutgelaunt weiter. "Und dann bist du so gut gelaunt?" fragt Levi und ich nicke. "Ich weiß genau, wie das alles bei mir abläuft! Also bitte sag Erwin, wenn er mich morgen suchen sollte, dass ich wahrscheinlich irgendwo alleine kauern werde!" entgegne ich und er seufzt. "So schlimm wirds schon nicht." meint er und ich sehe kichernd zu ihm. "Ich bin heute gefangen worden, vor Gericht gestellt und freigesprochen worden und im gleichen Atemzug von meiner Familie verraten und verlassen worden! Dann habe ich meinen ehemaligen Ausbilder verfolgt und gestellt und habe seine Zunge in meinem Hals und seine Hände auf meinen Brüsten gehabt! Sein neuer Lehrling hatte übrigens sein bestes Stück an meinem Hintern und wollte mitmachen! Also wie war das nochmal mit 'So schlimm wird's schon nicht'?" Levi's Gesicht verdunkelt sich und er bleibt stumm. "War übrigens mein erster Kuss. Aber naja! Nichts kann bei mir so ablaufen wie im Traum!" grinse ich und wir schlendern durch die Gassen. Langsam erkennt man die Stadtgrenze und ich gähne. "Du hast das alles durchgestanden und dann bist du so entspannt?" Ich nicke und kann Erwin in der ferne sehen, wie er vor zwei Pferden steht. "Wenn man offiziell 14 und inoffiziell... Wie viele waren es nochmal...? 56?" ich überlege und lege meine Hand an mein Kinn. "Glaube schon, dass es 56 waren...!" murmle ich und der Corporal zuckt zusammen. "56?!" etwas ungläubig starrt er mich an und ich nicke. "Kenny war ein sehr... aktiver Arbeitgeber, wenn man es so will. Aber er hat gut gezahlt! Deswegen hatte ich keine Probleme. Ausserdem war es für die Leute, die sich meine Familie schimpfte. Also von dem her!" Fröhlich grinsend winke ich dem blondhaarigen zu und er winkt zurück. "Plan mich für morgen nicht für irgendein Training ein! Ich werde irgendwo mit einem Nervenzusammenbruch in der Ecke liegen!" Und mit diesen Worten laufe ich zu Erwin und stelle mich lächelnd vor ihn. "Können wir jetzt zum Hauptquartier? Ich will duschen und den Tag mit viiiiieeel Alkohol ausklingen lassen!"

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