Teil10

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Jimin konnte den Fall weder sehen, noch hören, doch er spürte wie Yoongis Körper neben ihm auf dem Boden aufschlug. Der Ältere schrie, das konnte man deutlich durch das Brüllen des Sturms heraushören.

"Hyung! Yoongi!", rief er erschrocken und fiel auf die Knie um nach seinem Freund zu tasten. Er spürte dessen Körper unter seiner Hand und suchte nach seinem Gesicht, bis seine Finger über seine Wangen glitten. "Hyung, bist du okay ?", rief er panisch.

"Ahhhrghhh", stöhnte der Rancher laut. Er versuchte sich aufzurichten, nachdem die umherschwirrenden Sterne endlich nachließen. "Ahhhh, mein Arm, fuck, Jimin, mein Arm ist gebrochen! Scheiße!", fluchte er und ließ sich wieder zurückfallen. Außerdem schmerzte es in seiner Brustgegend, wahrscheinlich hatten noch ein paar Rippen dran glauben müssen.

"Fuck!", zischte Jimin und beugte sich näher herunter, so dass seine Lippen an Yoongis Ohr waren. "Okay, ganz ruhig! Das wird schon! Wenn dieser verfickte Sturm vorbei ist, bringen wir dich ins Krankenhaus. Bleib einfach ganz ruhig!", plapperte er aufgeregt. In dem Moment fielen Trümmer in den Brunnen herunter. Es waren Holz und Ziegelsteine und ohne groß darüber nachzudenken warf der Jüngere sich auf Yoongis Körper um ihn zu schützen.

Yoongi spürte das und vernahm Jimins schmerzvolles Stöhnen.

Der Jüngere schnaubte heftig und lehnte seinen Kopf gegen Yoongis. "Ich liebe dich!", sagte er und küsste seine Lippen. "Ich will das du es weißt, nur für den Fall das wir... naja... draufgehen... oder so!"


"Hör... hör auf damit", stotterte Yoongi, "wir werden nicht draufgehen, also halt die Klappe und gib mir lieber einen Kuss", befahl er liebevoll.

Jimin kam der Bitte nach und küsste erneut Yoongis Lippen, zwar nur kurz, doch steckte er all seine Liebe hinein. In genau diesem Moment, schien es als würde der Brunnen anfangen zu beben. Mehr Unrat wurde in das Versteck geschleudert und wieder deckte er Yoongis Körper.
Der Sog des Windes ließ seine Haare umherflattern. Er stöhnte erneut auf als Bretter und Staub auf ihm landeten und hielt sich an Yoongis Schultern fest. Der Wind wurde unglaublich stark, selbst dort unten am Boden konnte man den Sog spüren.

"Mein Gürtel!", schrie Yoongi, "Nimm ihn und bind uns damit an der unteren Sprosse fest ! Mach schon. Ich will nicht im Auge des verfluchten Sturms krepieren!" 

Jimin beeilte sich, richtete sich etwas auf und machte sich an dem Gürtel zu schaffen. "Heb deinen Arsch!", befahl er, damit er diesen aus den Schlaufen ziehen konnte. Er schlang ihn um die unterste Sprosse. "Er ist nicht groß genug um uns beide fest zubinden!", sagte er aufgeregt. "Hier!", damit band er Yoongi daran fest. Er zog den Gürtel um dessen unverletzten Arm und verschloss ihn so fest es ging ohne ihm weh zu tun. "Halt dich fest", befahl er dann und rutschte selber so nahe es ging an den Körper seines Freundes heran und klammerte sich an die unterste Sprosse, während über ihnen das Chaos tobte. Er lehnte sich vor ihn um dessen Gesicht zu schützen und lächelte ihn an ehe er nach oben sah. Plötzlich wurde alles still. Sie waren im Augen des Tornados. 


"Gott verdammt, Jimin, wir sind mitten drin", kam es leise und panisch von Yoongi, der seine Augen weit aufgerissen hatte. Er blickte auf den Gürtel und sagte: "Mach das scheiß Teil an dir fest, bitte Minnie. Du wirst nicht die Kraft haben dich festzuhalten. HERRJE JETZT TU WAS ICH DIR SAGE!", brüllte er den Jüngeren an und bemerkte gleichzeitig wie sich Tränen in seinen Augen bildeten.

"Wow." Jimin starrte weiterhin nach oben. Er konnte direkt bis in den Himmel sehen. Als wenn ein Trichter direkt über ihnen wäre.

Der Rancher kam ebenso nicht drum herum hinauf zu blicken und erstarrte genauso wie sein Freund. Er klammerte sich mit der unverletzten Hand an ihm fest und hauchte leise: "Ich liebe dich, Jiminie!"

In dem Moment war es mit der Ruhe wieder vorbei. Als wenn jemand auf einen Knopf gedrückt hätte, fuhr die Lautstärke wieder herauf und man konnte nichts sehen außer Staub und Trümmer.
Als wenn der Sturm noch mächtiger geworden wäre, ließ er die Luft um Yoongi und Jimin aufwirbeln, zog und zerrte an ihnen, so dass der Jüngere ängstlich zu Yoongi sah. "Halt dich fest!", schrie er ihm zu, wobei er selber wieder nach der Eisenstange griff, sie aber verfehlte und versuchte an den Steinen halt zu finden.

"JIMIN!", schrie Yoongi verzweifelt. "Oh Gott, nimm meine Hand, halt dich fest, nimm sie!" 

Der ehemalige Anwalt griff danach und packte feste zu. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als das dieser Sturm endlich vorbei wäre. Langsam und auf allen vieren kroch er so nah es ging an Yoongi heran. "Okay", sagte er und schlang seine Arme um ihn.

Yoongi wollte nicht das es jetzt und hier endete, es hatte doch gerade erst angefangen. Endlich hatte er seine große Liebe gefunden, endlich durfte er wieder glücklich sein und lieben und nun zog dieser Sturm auf und machte wieder alles zu Nichte! Das durfte einfach nicht sein. Er schmiegte sich eng und halt suchend an Jimin. Wenn sie schon draufgehen sollten, dann zusammen, Arm in Arm.

So saßen sie da, bis das Getöse über ihnen erloschen war und alles was übrig blieb, war Dunkelheit, Staub und Trümmer. Noch immer hing Jimin in Yoongis Armen, noch immer schütze er dessen Gesicht. Die Stille um sie herum war angsteinflößend. Nichts war zu hören, rein gar nichts.

"Hyung?", hauchte Jimin dann plötzlich in die Finsternis hinein. "Yoongi?!" Er tastete nach seinem Gesicht und fuhr über die staubige Haut.

Yoongi hustete kurz auf. Ihm war als hätte er ganz Korea inhaliert. "Ich bin immer noch da", sagte er dann und strich über Jimins Hand.

Der Jüngere atmete erleichtert auf. "Gott sei Dank!", flüsterte er. "Wie gehts deinem Arm?"

"Er ist noch dran, er pocht, hämmert und brennt wie Sau. Fuck Jimin, ich hab so Angst nach oben zu gehen. Ich will nicht das alles zerstört ist. Das dieser verdammte Twister wieder alles kaputt gemacht hat!", sagte Yoongi traurig. 

"So lange wir noch einigermaßen heil sind ist der Rest egal, Hyung. Wir fangen von vorne an. Wir bauen zusammen etwas auf, etwas was nur uns gehört, okay? Natürlich nur, wenn du das willst." Jimin strich seinem Liebsten sanft über die Wange.

"Was für eine Frage, natürlich will ich das! Aber ständig müssen wir von vorne anfangen, verstehst du? Jeff ist tot, oh Gott... es ist alles zu viel. Zuerst meine Ranch, dann stirbt Jeff und dieser Sturm, der über uns hinwegfegt als wären wir Schachfiguren... ich kann nicht mehr, Jiminie", flüsterte der Ältere und schmiegte sich eng an seinen Freund.

"Tut mir leid." Jimin zog ihn näher an sich. Für einen Moment schwiegen sie. "Wir müssen gucken das wir hier irgendwie raus kommen. Vorsicht, ich binde dich los, okay?", erklärte er dann nach einer Weile und machte sich erneut an dem Ledergürtel zu schaffen.

Yoongi stöhnte hin und wieder kurz auf vor Schmerzen, seine Rippen taten ihm weh und sein Arm ohnehin. "Geht es dir eigentlich gut? Hast du was abbekommen, Minnie?", fragte er liebevoll besorgt, während er Jimin dabei zusah, wie er den Gürtel auf machte.

"Ach, halb so schlimm", antwortete der und erlöste ihn von seiner Sicherung. "Okay... wie krieg ich dich jetzt da hoch?", fragte er sich.

***

"Ach du heilige Scheiße!", kam es von Taehyung, der gerade mit dem Truck auf die Ranch gefahren kam. Seine Farm war glücklicherweise verschont worden. Von dort aus hatte er die Windhose gesehen, die über Jimins und Yoongis Anwesen gefegt war und hatte sich deshalb direkt auf den Weg gemacht. Es sah aus als hätten Gozilla und King Kong hier den Kampf der Titanen ausgetragen.
"Yoongi! Jimin!", rief er seine Freunde, aber bekam keine Antwort. Plötzlich hörte er lautes Bellen und schaute sich suchend um.
"Natürlich, der alte Weinkeller!", sagte er sich selbst und öffnete die Klappe. Lines kam herausgesprungen und begrüßte ihn freudig. Er war wohl auch froh, dass er das hier überlebt hatte.
Er schaute nochmal in das Innere des Kellers aber seine Freunde waren nicht dort. "Hey Lines, wo ist denn dein Herrchen?", fragte er den Hund besorgt und strich ihm durchs Fell. "Na komm Lines, wo ist dein Herrchen, such... such Lines!", befahl er ihm. Lines lief aufgeregt hin und her, über einzelne Holzbretter und sonstige Trümmer, die auf dem Boden lagen, bis er vor dem Brunnen stehen blieb, seine Vorderpfoten auf den Rand legte und anfing zu bellen. 

Ein Anwalt zum verlieben ➛ ʏᴏᴏɴᴍɪɴWo Geschichten leben. Entdecke jetzt