Kapitel 4

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Ich habe nicht eine Sekunde geschlafen, das hatte ich auch nicht nötig, denn ich war so wach wie noch nie. Noch nie wurde mein Körper so berührt wie in dieser Nacht. Laurent hat eine flinke Zunge und talentierte Finger. Niemals hätte ich gedacht, dass es möglich ist, so oft hintereinander zu kommen, doch er hat mir das Gegenteil bewiesen. 
Laurent ist gerade in der Dusche als ich beschließe meine Sachen zu schnappen und zu gehen. Letzte Nacht hat mich der Alkohol willig und mutig gemacht, doch jetzt bin ich nüchtern und ich habe keine Ahnung wie ich mich ihm gegenüber verhalten würde, wenn er mir gegenüber steht. 
Ganz leise, öffne ich die Tür, doch scheinbar nicht leise genug. "Kein Abschiedskuss?" Lässig gegen den Türrahmen gelehnt, beobachtet er mich. Seine Hände vor der Brust verschränkt, verstärken seine gelangweilte Mimik nur all zu sehr. Mein Blick streift über seinen nackten Oberkörper, verharrt eine Weile lang an seinen Bauchmuskeln. Reiß dich zusammen, Elaine. "Das war alles ein Fehler, ich bin in einer glücklichen Beziehung." Eine tolle Verabschiedung, wirklich. Ich verfluche meine innere Stimme, die gerade alles kommentiert was ich sage. Sein Blick verdunkelt sich, seine Augen scheinen fast schwarz. Als ich erneut die Tür öffnen möchte, stellt er sich hinter mich und drückt die Tür zu. "Drei Dinge. Wenn es ein Fehler war, wieso bist du dann gestern überhaupt mitgekommen? Zweitens: Wie glücklich kann die Beziehung schon sein, wenn du bei einem Fremden bleibst und dich von ihm verführen lässt. Und zu guter letzt: Du kannst nicht abstreiten, dass du mich nicht willst. Ich sehe wie du mich ansiehst." Seine unmittelbare Nähe, jagt mir einen Schauer über den Rücken. Zu meiner Enttäuschung drückt er sich von der Tür ab und gewinnt so wieder Abstand zwischen uns. "Der Alkohol hat mich dazu gebracht", hauche ich, wohl wissend das es eine Lüge war. Der Alkohol hat seinen Teil dazu beigetragen, jedoch wollte ich bleiben. "Lüge." Seine Stimme wird wieder lauter und stärker. Als ich mich umdrehe, sehe ich wie er gerade sein Handtuch fallen lässt und nun nackt vor mir steht. Ich sehe zwar nur sein Arsch, doch allein die Vorstellung sein Penis zu berühren, macht mich verrückt. "Ich muss gehen", sage ich nun mit fester Stimme. Ohne auf eine Reaktion zu warten, öffne ich die Tür und laufe so schnell es geht zum Fahrstuhl. 
Ich lehne mich gegen die kühle Tür. Es dauert nicht lange bis die Tränen fließen. Wie konnte ich Joel das nur antun? Mein Selbsthass könnte gerade nicht größer sein. 
Noch bevor die Türen sich öffnen, weiß ich, dass ich nie wieder her kommen werde. 
Je weiter ich mich vom Gebäude entferne, desto besser fühle ich mich. Naja, so gut ich mich fühlen kann. 

Zuhause angekommen, ziehe ich mir die Klamotten vom gestrigen Abend aus und lasse mir Badewasser ein. Ich muss sein Parfüm los werden, denn es erinnert mich an den großen Fehler, den ich begangen habe. Die Tränen halte ich mit Mühe zurück. Ich möchte nicht weinen, dass bin nicht ich. Noch bevor ich in das Wasser steige, laufen mir die Tränen herunter. Die Tatsache, dass ich schon in der ersten Nacht fremd gegangen bin, ist schlimm genug. Doch was am schlimmsten ist: ich habe jede einzelne Berührung genossen. Laurent hatte Recht mit der Behauptung, dass ich nicht einmal an Joel gedacht habe. Ich habe ihn komplett ausgeblendet, nur die Berührungen von Laurent haben gezählt. Noch nie habe ich soviel Leidenschaft erfahren. Wenn man Joel mit Laurent vergleichen würde, wäre es wie Tag und Nacht. Joel ein typischer Beachboy, blond, lockige Haare, blaue Augen und der langweiligste im Bett. Laurent ist pure Männlichkeit und ein Gott mit seiner Leidenschaft. 
Vom ersten Moment an, habe ich mich zu ihm hingezogen gefühlt. Diese Lust in seinen Augen, dieses Verlangen hat mich sofort angezogen. Die Arroganz, die er versprüht hat, war ebenfalls  anziehend. Ich habe eine Verbindung gespürt, welche auch von ihm aus ausging. Bis vor dieser Begegnung, dachte ich sowas würde es nur in einer Fantasiewelt geben, doch ich wurde eines besseren belehrt. 

Anderthalb Wochen sind seit der Begegnung mit Laurent vergangen. In dieser Zeit habe ich mich öfters selbstbefriedigt als mir lieb ist. Jeden Morgen bin ich erregt wach geworden und das nur weil ich immer die Nacht in meinem Kopf nachgespielt habe. Meine Träume beruhen nur auf den Inhalt, wie er mich um den Verstand gebracht hat. Wie seine Zunge mich massiert hat, wie seine Finger immer wieder provokant in mich hinein gestoßen haben.. Ich erwische mich dabei, wie meine Finger meine Brüste massieren und ich dabei an Laurent denke. Ein Klingeln an der Tür unterbricht meine Ausführung.
Schnell ziehe ich mir meinen Bademantel über und laufe zur Tür. Peinlich berührt, mit geröteten Wangen, stehe ich nun vor der Tür. Als es erneut klingelt, öffne ich sie. "Laurent." Meine Stimme ist nur ein schwacher Lufthauch. Er steht vor meiner Haustür, in lässiger Jeans und Shirt. Seine Haare perfekt gemacht, seine Körperhaltung siegessicher. "Was machst du hier?", frage ich mit leiser Stimme. "Ich will dich und du willst mich, also wieso lässt du es nicht einfach zu?" Seine Augen fixiert auf meinem Brustkorb. Er kann eindeutig sehen, dass dieser sich zu schnell hebt. Ich zische als mir bewusst wird, wie laut er geredet hat. Ich packe ihn am Arm und zerre ihn hinein. "Woher weißt du wo ich wohne?" Unschuldig hebt er die Schultern. "Ich bin ein Mann mit Möglichkeiten", lautet seine Antwort. "Sag es mir", fordere ich. "Beantworte mir meine Frage und ich beantworte dir deine." Klingt eigentlich fair, wenn man die Tatsache außer acht lässt, dass er mich scheinbar stalkt. "Du hast mich gestalkt, also habe ich doch wohl das Recht zu wissen, woher du deine Info hast!" Ich merke wie meine Stimme lauter wird. Woher nimmt er sich das Recht einfach hier aufzutauchen?! "Jane." Er grinst dreckig und lehnt sich gegen den Küchentresen. "Ich bringe sie um", erkläre ich eher zu mir als zu ihm. "Ich hätte es so oder so herausbekommen, also entspann dich." Sein Blick schweift gierig über meinen Körper. "Du schuldest mir eine Antwort." Wütend sehe ich ihn an. "Heute Abend, 9 Uhr im Passion." Ohne sich zu verabschieden, verlässt er meine Wohnung...

Passion connected with painWo Geschichten leben. Entdecke jetzt