Kapitel 16

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Ich erwarte, dass er mir hinterher läuft. Doch er tut es nicht. Er ruft mir nichts hinterher, versucht mich nicht aufzuhalten. Stattdessen wendet er sich seiner Begleitung zu und ignoriert mich. Wütend starte ich den Motor. Gerade als ich am ausparken bin, spüre ich einen heftigen Stoß und lande mit meinem Kopf auf dem Lenkrad. Für ein paar Sekunden ist alles schwarz um mich herum.
Erst als jemand wie wild gegen meine Fensterscheibe klopft, nehme ich alles um mich herum wieder war. "Elaine!" Laurent reißt an der Tür, doch sie lässt sich nicht öffnen. Natürlich nicht. Sie ist nämlich verriegelt. Wiederwillig öffne ich die Tür. Nicht wegen Laurent, sondern weil ich mir den Schaden meines Autos ansehen möchte. "Lass mich ja in Ruhe", zische ich und drängel mich an ihm vorbei. "Madame, Sie bluten", klärt mich ein etwas älterer Herr auf. Er führt seine Hand zu seinem Kopf und erklärt mir somit an welcher Stelle es ist. Automatisch führe ich meine Hand zum Kopf. Der alte Mann hat recht. Als ich meine Hand wieder zurück ziehe, um sie mir anzusehen, ist sie voller Blut. "Wir fahren ins Krankenhaus. Los." Laurent packt mich und zieht mich zu seinem Auto. Trotz dem Widerstand, den ich leiste, schafft er es mich anzuschnallen und letztendlich ins Krankenhaus zu bringen. 

"Also, Sie haben eine leichte Gehirnerschütterung und eine Platzwunde davon getragen. Aber ansonsten sieht alles gut aus. Sie sollten jetzt unter Beobachtung bleiben. Sollte Sie sich übergeben, Fieber bekommen oder erneut das Bewusstsein verlieren, dann kommen Sie bitte wieder." Ich nicke und verabschiede mich. "Du kommst mit zu mir", erklärt mir Laurent, während wir zum Ausgang laufen. "Nein, dass denke ich nicht." Ich verschränke meine Arme vor der Brust und bleibe stehen. "Gerade eben hast du mich noch ignoriert und dich mit deiner Tussi da beschäftigt. Aber jetzt, wo ich verletzt bin, da bin ich wieder interessant für dich?" Er tritt einen Schritt auf mich zu. "Also erstens warst du diejenige, die sich zuerst mit jemand anderen beschäftigt hat. Du hattest nicht einmal den Mut mir selbst ins Gesicht zu sagen, dass es vorbei ist. Das musste ich von deiner besten Freundin erfahren." Ich schließe meine Augen als er immer Näher kommt. "Ich will es nicht", denke ich für mich. Ich will ihn nicht verlieren. Auch Joel möchte ich nicht verlieren. Aber beide kann ich schlecht haben. 
"Was willst du nicht?", reißt mich Laurent aus meinen Gedanken. Verwirrt sehe ich ihn an. "Du hast etwas gesagt. Wiederhol es. Sag mir was du nicht willst." Ich habe nicht nur gedacht, ich habe es auch laut ausgesprochen. "Vergiss es einfach." Ich drehe mich weg, um weiter zu laufen. Doch wie schon so oft, packt er mich an meinem Unterarm und zieht mich zu sich. "Sag es", fordert er. Wenn ich es sage, dann kann ich es nicht mehr zurück nehmen. Es ist dann ausgesprochen. Vielleicht würde es mich aber der Realität ein Stück näher bringen und mich bei meinen Entscheidungen unterstützen. "Ich will dich nicht verlieren. Ich will es nicht beenden." Mit Tränen in den Augen sehe ich ihn an. Mit einem Ruck zieht er mich zu sich. Ein tiefer Blick in meine Augen und schon liegen seine Lippen auf meinen. Eine, mir wohlbekannte , Wärme macht sich in mir breit. Seit der ersten Berührung hat er eine Leidenschaft in mir geweckt, die ich mir bis dahin nur erträumen konnte und von Mal zu Mal wird sie stärker. 

"Ich muss nach Hause, Laurent. Noch immer bin ich mit Joel zusammen und das wird sich auch nicht ändern." Erst als ich die Worte ausspreche, merke ich was für Folgen das für mich haben wird.  "Ich komme morgen ins Büro. Wir sollten über die Finanzen reden und wie die Zusammenarbeit aussehen wird." Das Gesagte von davor, ignoriert er gekonnt. Ich nicke nur und sehe wie er in meine Straße einbiegt. "Danke für heute." Laurent sieht mich nicht an, sondern erwidert mein Danke nur mit einem Nicken. Gerade als ich die Tür öffnen möchte, zieht mich Laurent zu sich und küsst mich. Danach steige ich, mit völligem Herzrasen aus dem Auto. 


Als ich in die Wohnung komme stelle ich fest, dass Joel schon schläft. Völlig kaputt vom heutigen Tag, ziehe ich mich aus und geselle mich zu Joel ins Bett. Sofort ist er hellwach als er mitbekommt, dass ich da bin. "Wo warst du? Was ist passiert?" Fassungslos betrachtet er das Pflaster. "Ich hatte ein Autounfall. Bis auf die Gehirnerschütterung und die Platzwunde, geht es mir gut." Panisch springt er auf. "Muss man dann nicht unter Beobachtung bleiben? Lass uns ins Krankenhaus, dann behalten die dich da und können dich beobachten." Er läuft hin und her, sucht Sachen raus, sieht mich an, sieht weg und murmelt wirres Zeug vor sich hin. "Joel, beruhige dich. Bis jetzt geht es mir gut. Ich bleibe morgen zuhause." Vorsichtig ziehe ich ihn ins Bett. "Gut, dann bleibe ich auch hier." Ich schüttel den Kopf. "Nein, dass brauchst du nicht. Monique kommt morgen vorbei, um mit mir zu arbeiten. Sie wird länger bleiben, also ist alles gut."
 Ich habe ihr vorhin geschrieben, dass sie morgen vorbei kommen soll. Nur Laurent weiß nicht, dass ich morgen nicht anwesend sein werde. "Bist du dir sicher?" Vorsichtig nicke ich. "Und jetzt lass uns schlafen." 

Passion connected with painWo Geschichten leben. Entdecke jetzt