Kapitel 11

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Als ich vor der Wohnungstür stehe, höre ich leise Stimmen aus der Wohnung. Ob Jane bei mir zuhause ist? Unwahrscheinlich, aber möglich. 
Mit klopfenden Herzen schließe ich auf und trete hinein.
Joels Schuhe stehen neben dem Eingang und seine Jacke hängt an der Garderobe. Das kann doch nicht wahr sein, denke ich, während ich leise meine Schuhe abstreife und ins Schuhregal stelle.
"Hallo mein Schatz." Vor Schreck zucke ich zusammen. "Was tust du hier?", frage ich und zwinge mich zu einem Lächeln.
"Ich habe von deiner Feier gehört und dachte mir, dass du bestimmt Unterstützung gebrauchen kannst." Er kommt auf mich zu und legt seine Arme um mich. "Ich kann auch wieder gehen, wenn es dir zu kurzfristig ist", flüstert er und sieht mich eindringlich an.
"Nein, Nein. Ich freue mich." Nur zerfrisst mich mein schlechtes Gewissen, denke ich still vor mich hin. Gerade eben, vor ein paar Minuten, saß ich auf Laurents Schoß und habe seinen Namen gerufen.
Und jetzt bin ich bei Joel. Bei meinem Freund.

"Komm. Lass uns ein Film sehen." Ich nicke, während ich ihm ins Wohnzimmer folge. Nach kurzer Zeit spüre ich wie mich die Müdigkeit packt. "Ich muss morgen früh raus, deshalb sollte ich jetzt langsam mal schlafen gehen."
"Ich komme bald nach."
Zum Abschied gibt es noch einen schnellen Kuss, dann liege ich auch schon im Bett. 

Als ich merke wie die Matratze unter mir nachgibt, werde ich wach.
"Ich wollte dich nicht wecken. Tut mir leid", flüstert er leise. Er kuschelt sich an mich und schlingt seine Arme um mich.

"Guten Morgen, mein Schatz. Frühstück ist schon vorbereitet."
Als Joel mich auf die Wange küsst, kann ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Mein Frühstück wartet zwar auf mich, aber ans aufstehen, denke ich dennoch nicht.
"Na komm schon. Steh auf." 
Erst jetzt realisiere ich, was für ein Tag heute ist. Einer der wichtigsten Tage für meine Firma. Als ich realisiere, was alles noch zu tun ist, ist die Schläfrigkeit verflogen.
"Verdammt! Kannst du mir das Frühstück ein packen? Ich habe noch einiges zu tun!"
Joel lacht und nickt.
"Ich muss schnell duschen." Ich nehme mir schlichte Unterwäsche heraus und sprinte in das Badezimmer. Nachdem ich nun fertig geduscht und angezogen bin, schnappe ich mir mein Thermobecher.
Ein schnellen Abschiedskuss auf die Wange und schon bin ich auf dem Weg ins Büro. 

"Guten Morgen", begrüße ich Monique und flüchte direkt weiter ins Büro.
Kurt steht mit gekreuzten Armen am Fenster und blickt auf die Stadt.
"Kurt?", frage ich. Dieser hingegen zuckt zusammen und sieht mich tadelnd an.
"Wir haben viel zu tun, Allez!" Frustriert lege ich meine Tasche ab und ziehe mich weitgehend aus. Kurt drückt mir eines der Kleider in die Hand, während er mich hin und her scheucht.
"Non." Er schüttelt den Kopf, nachdem ich das Kleid anprobiert habe. Das Kleid hatte einfach nichts besonderes an sich und vorallem ließ es mich wie eine Kartoffel aussehen. 
Erst mit dem letzten Kleid ist er zufrieden. Als ich mich zu ihm drehe ist er sprachlos und klatscht begeistert in die Hände. "Magnifique!"

Als Kurt sein Werk vollbracht hat, sehe ich ziemlich schick aus.
Meine Haare sind größtenteils hochgesteckt. Nur einzelne Strähnen fallen mir locker ins Gesicht. Da mein Kleid auffällig genug ist, hat Kurt entschieden mein Make Up weniger auffällig zu gestalten. Ein einfacher Lidstrich, roter Lippenstift und ansonsten nur etwas Concealer, um meine Augenringe zu verdecken. 
"Wow", hauche ich und betrachte mein Spiegelbild.
Ich erkenne eine wunderschöne Frau, die ein schwarzes bodenlanges Kleid trägt. Ihr linkes Bein wird durch einen langen Schlitz freigelegt. Während ihre Brüste durch einen schwarzen V-Ausschnitt hervorgehoben werden, werden die Arme in schwarzer Spitze verhüllt. Die funkelnden High Heels verleihen dem ganzen noch den letzten Schliff. 

Nachdem ich Kurt verabschiedet habe, nehme ich mir noch ein paar Minuten für mich. 
"Bereit?", fragt mich Joel, der mich lächeln beobachtet. Ich nicke, während ich in meinem Büro umherstreife. "Ich muss nur noch kurz, das einpacken und das." Immer wieder nehme ich irgendwelche Gegenstände in die Hand, welche ich nicht brauchen werde. Aber man weiß ja nie. 
"Hey." Joel greift nach meiner Hand und zieht mich zu sich. "Du schaffst das schon. Du hast dich schon oft behauptet. Der Abend wird ein Kinderspiel für dich." Ich zwinge mich zu einem Lächeln, doch haben die Wörter nichts erreicht. Sie sind an mir vorbei gegangen. Meine Nervosität steigt von Minute zu Minute.

"Danke Louis." Ich bedanke mich bei meinem Fahrer und steige aus dem Auto. Als ich Laurent sehe, werde ich augenblicklich nervös. Er möchte gerade zu mir kommen als Joel neben mir auftaucht. Wie vom Blitz getroffen bleibt Laurent stehen und fixiert Joel mit einem finsteren Blick. Ich forme ein: "Es tut mir leid" mit meinem Lippen, nur um fest zu stellen, dass er sich von mir abgewandt hat.
"Ich muss auf Toilette", flüstere ich Joel zu, nachdem wir einige Leute begrüßt haben. Immer wieder habe ich versucht Kontakt zu Laurent aufzunehmen, doch es ist immer gescheitert. 
Mit schnellen Schritten laufe ich zur Toilette, nur um festzustellen, dass Laurent mit einer weiblichen Begleitung dort steht. Ich beschließe beide zu ignorieren und einfach daran vorbei zu gehen. Doch leider erkennt mich die Begleitung und strahlt mich freudig an. "Monique!" Mit einer gespielten Freundlichkeit, nehme ich sie in meine Arme. "Du siehst bezaubernd aus." Sie mustert mich kurz und lächelt mich dann an. "Danke Liebes. Wir sehen uns später." Ich muss weg von den beiden, ansonsten kann ich für nichts garantieren. 
Ich bin überglücklich als ich feststelle, dass ich die Toilette für mich allein habe. Ich lehne mich an dem Waschbecken ab und atme tief ein und aus. Verdammt, wieso ist Joel aufgetaucht? Der Abend war anders geplant. Laurent hätte an meiner Seite sein sollen. Er hätte mein Begleiter sein sollen. Doch stattdessen ist er mit Monique zusammen und ich mit Joel. Wie lange muss ich so tun als wenn mich das nicht verletzt?

Passion connected with painWo Geschichten leben. Entdecke jetzt