Kapitel 5

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"Denkst du es war falsch?", frage ich Jane. Sie sieht mich fragend an. "Hat es sich, denn so angefühlt?" Betrübt sehe ich auf den Boden. "Nein", hauche ich und setze mich zu ihr auf das Bett. "Da hast du doch deine Antwort." Ich lege meinen Kopf auf ihren Schoss und kauer mich zusammen. Liebevoll streichelt sie mir über den Kopf. "Laurent ist so anders als Joel. Bei Laurent habe ich mich von der ersten Sekunde an wohlgefühlt. Joel war für mich nicht relevant." Ein leichtes Lächeln bildet sich auf Janes Gesicht. "Man sagt, wenn man auf seinen Seelenverwandten trifft, dann merkt man das sofort." Frustriert stoße ich die Luft aus. "Ja klar, wahrscheinlich ist er mein Seelenverwandter. Ließ weniger von deinen scheiß Kitschromanen." Beleidigt lacht sie. "Das ist aber die Wahrheit, mon chéri." , "Und die Tatsache, dass ich fremd gegangen bin interessiert dich kein bisschen?" , "Wenn wir ehrlich sind, dann wissen wir beide, dass das keine richtige Beziehung zwischen euch ist. Es ist mehr Schein als Sein. Joel ist selbst schuld, wenn er dich so behandelt. Er hat so oft scheiße gebaut und dennoch bist du geblieben. Nun bist du dran mit dem glücklich sein."  Ich schließe die Augen und lasse ihre Worte sacken. "Du bist also dafür, dass ich hin gehe?" Sie nickt und grinst. "Du bist jung, erfolgreich und verdammt scharf. Also lebst du jetzt dein Leben, solange Joel weg ist. Danach sehen wir weiter." Uns verbindet eine jahrelange Freundschaft. Vom ersten BH bis hin zum Liebeskummer, wir haben alles durch. Wenn sie mir sagt, was sie für Richtig hält, dann hat sie meistens auch recht. 
Unsicher setze ich mich auf. "Und jetzt?" Mit einem dicken fetten Grinsen steht sie auf und geht zu meinen Kleidern. "Du bewegst jetzt deinen Arsch in die Dusche, rasierst dich schön gründlich und kommst dann wieder her, ziehst die Sachen an, welche ich dir jetzt raussuche und erst dann, kümmern wir uns um den Rest." Sie zwinkert mir zu und schiebt mich danach regelrecht aus dem Zimmer.  
"Wo ist meine Unterwäsche?", frage ich während ich wieder mein Zimmer betrete. "Welche Unterwäsche?" Sie grinst und drückt mir mein Kleid in die Hand. "Das ist jetzt nicht dein Ernst." Unsicher sehe ich sie an. "Doch, Liebes. Das Kleid ist Hauteng. Du würdest selbst die Umrisse eines Tangas sehen." Eine Diskussion wäre sinnlos. Sie würde darauf bestehen, dass ich keine Unterwäsche unter dem Kleid trage, also schone ich meine Kraft und ziehe das Kleid an. "Ich glaube meine Möpse sind gewachsen, ich bekomme kaum Luft." Jane lacht und schüttelt nur verzweifelnd den Kopf. "Wer schön sein will, muss leiden." 

Nervös ziehe ich mein Kleid herunter. Vielleicht war es ein Fehler dort hin zu fahren, doch nun sitze ich im Wagen, fast unmöglich umzukehren. Der Taxifahrer hilft mir aus dem Auto heraus und wünscht mir noch viel Spaß. Nach einem Danke von mir, laufe ich auf das Passion  drauf zu. Als ich die Stufen hoch laufe, wird mir schlecht bei dem Gedanken erneut ein Fehler zu machen. Also drehe ich auf halbem Weg wieder um. "Elaine." Ich erstarre. Nie hatte ich ihm meinen richtigen Namen genannt, doch irgendwoher wusste er ihn und wenn ich ehrlich bin, dann klingt dieser Name wunderschön aus seinem Mund. Langsam und unsicher drehe ich mich um zu ihm. Er steht an dem Stufenende und sieht mich mit einem verzehrenden Blick an. "Laurent." Er kommt die Stufen herunter zu mir und bleibt neben mir stehen. "Bitte bleib", flüstert er mir zu, nachdem er mir einen Kuss auf die Wange gibt. "Okay", hauche ich und sehe ihm in die Augen. Ich bin ihm verfallen, voll und ganz. Dieser Mann tut etwas mit mir und ich weiß nicht, was es ist. 
"Darf ich bitten?" Er hält mir seinen Arm hin, damit ich mich einhaken kann. Dankbar hake ich mich ein und genieße die Wärme, welche er in mir verursacht. "Laurent, ich kann das nicht." Kurz vor der Bar halte ich an. "Ich fühle mich wie eine billige Hure, die nebenbei noch eine Affäre hat", erkläre ich, bevor er auf die Idee kommt mich zu fragen. "Erstens, wärst du eine Hure, dann hätte ich dich direkt beim ersten Treffen gefickt. Zweitens, billig bist du keineswegs. Du bist wunderschön." Er sieht mir tief in die Augen und legt seine Hand auf meine Wange. "Und zu guter letzt, du spürst genauso wie ich, dass das keine Affäre ist." Unfähig zu reden, stehe ich einfach nur da. "Darf ich dich küssen?" Langsam nicke ich. Seine Lippen kommen immer näher und kurze Zeit später liegen sie ganz auf meinen. Für einen kurzen Moment verliere ich mich in dem Kuss, ehe ich realisiere, dass dieser Kuss vor Publikum passiert. Ich löse mich von ihm und erkenne seinen irritierten Blick. "Publikum", erkläre ich und er versteht. "Hast du Hunger?" Als Antwort nicke ich. "Ja. Aber ich habe Appetit auf etwas ganz anderes." Er küsst meinen Hals und wendet sich dann wieder an mich. "So gern ich das jetzt ausnutzen möchte. Aber das ist nicht der Grund, wieso ich dich hier haben möchte." Enttäuscht lächel ich. Zu meiner Überraschung ergreift er meine Hand und führt mich zu Bar. 
"Das ist übrigens etwas komplett neues. Ich küsse nie Frauen in der Öffentlichkeit und bitte sie auch nie zu bleiben, denn normalerweise bleiben sie von allein." Während ich das Glas in meiner herum schwenke, verarbeite ich die Wörter. Der hin und her schwenkende Wein hilft mir dabei. "Wieso?" Er zuckt nur mit den Schultern und leert sein Glas in einem Zug. Und das obwohl das ein echt teurer Scotch ist. "Wirst du noch früh genug erfahren." 
"Hihi, isch will disch spüühren." Völlig betrunken, fange ich an ihn auszuziehen. "Elle, hör auf. Wir sind im Fahrstuhl und fahren noch ein paar Etagen nach oben." Frustriert lehne ich mich gegen die Wand. Am liebsten würde ich mich jetzt hinsetzen, jedoch habe ich ein unvorteilhaftes Kleid dafür an. Aus Frust, ziehe ich mir meine High Heels aus. Meine Füße bringen mich noch. Eine Weile sehe ich Laurent einfach nur an, bis ich realisiere das ich starre.
"Wir sind da." Er nimmt mir meine Schuhe aus der Hand und hebt mich hoch. Ein lautes Quieken entrinnt mir, was mir ein Lächeln von Laurent einbringt. "Sekunde. Ich muss kurz aufmachen." Er setzt mich auf dem Boden ab, während er mich weiterhin stützt. Mein Alkoholpegel ist verdammt hoch und ich habe ehrlich gesagt, keine Ahnung wie das passieren konnte. 
"Trinken." Er hält mir eine Wasserflasche hin, die ich dankend annehme und sofort trinke. 
Langsam öffnet er seine Krawatte, welche er ordentlich über die Lehne des Sessels legt. Sein Hemd folgt. "Ich gehe schnell duschen, leg du dich ins Bett." Brav gehorche ich. Ich schnappe mir noch eine Wasserflasche, welche ich ebenfalls sofort austrinke. Ich spüre wie ich von Schluck zu Schluck nüchternder werde. Für einen kurzen Moment überlege ich dazu zu gehen, jedoch hindert mich mein Einschlafen daran...

Passion connected with painWo Geschichten leben. Entdecke jetzt