Kapitel 5.

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Ein lauter, angsterfüllter Schrei ließ mich aus meinem Traum schrecken. Ich sah mich verwirrt um. Den anderen ging anscheinend ähnlich wie mir.

Noch ein Schrei. Doch dieses Mal war er lauter. Er kam von einem Mädchen mir gegenüber. Schnell liefen wir zu ihr. Es war Miriam, die, mit weit aufgerissenen Augen, angsterfüllt ins Lehre starrte.

"Miriam! Miriam beruhige dich doch!" Redete Anna, die neben ihr kniete, beruhigend auf sie ein. Doch Miriam fing an zu weinen und zeigte mit dem Finger geradeaus an die Wand. "Da ist nichts Miriam!" Sie schüttelte den Kopf und fing an zu flüstern. "T-Tom... es tut mir leid! Es tut mir leid. Es tut mir so leid." "Miriam! Miriam, Tom ist tot!" Anna liefen ein paar Tränen die Wange hinab. Miriam schüttelte erneut den Kopf. "Nein! Bleib weg von mir! Bleib weg!!" Schrie sie plötzlich, bevor sie in Ohnmacht viel.

Verwirrt und geschockt starrten wir Miriam an. Was war das denn gerade?

"Na los! Lass uns gehen!" Rief Stephanie. Wir alle sahen sie an. "Spinnst du?" Fragte Sina. "Wir lassen sie doch nicht einfach hier!" "Boah, schrei doch nicht so! Dann gehen wir eben nicht. Es war ja nur eine Idee." Sagte Stephanie genervt. "Eine nicht gerade freundliche!" Meinte ich, woraufhin ich einen bösen Blick von ihr bekam. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich nun eines qualvollen Todes gestorben.

Stephanie stapfte beleidigt in eine der Ecken, Paul wie ein total besessener Hund hinter ihr.

Der Rest von uns versuchte Miriam irgendwie wieder aufzuwecken.

Nach bereits ein paar Minuten kam sie wieder zu sich und erschrak, als sich uns alle um sich herum sah. "Ähm... Leute? Alles klar bei euch?" "Abgesehen davon, dass wir in einem gruseligen Haus eingesperrt sind, in dem wir uns alle gegenseitig umbringen müssen, wir alle dabei sind zu verhungern und du gerade in Ohnmacht gefallen bist, ja alles spitze." Scherzte Sina und zwinkerte Miriam zu, die  sie verwundert anstarrte. "Ich bin in Ohnmacht gefallen?" "Jap" "Oh..." Murmelte sie leise. "Was ist denn passiert, Miriam?" Fragte Anna vorsichtig. "Also ich bin von einem Albtraum aufgewacht, in dem Tom mich töten wollte. Aber als ich meine Augen öffnete stand er dort wirklich. Aber er war nicht mehr, wie am Anfang." Sie machte eine kleine Pause und atmete tief durch. "Seine Augen waren komplett weiß und in seinem Mund waren keine Zähne mehr. Da war nur ein schwarzes Loch. Und überall dort, wo wir seine Körperteile... abgeschnitten haben, waren rote streifen, von denen Blut herab lief.

Er sah mich die ganze Zeit stumm an und zeigte dann auf mich. Als er auf mich zukam, fielen seine abgetrennten Körperteile nacheinander auf den Boden, bis er komplett zusammen brach und in einer Blutlache lag. Was danach kam, weiß ich nicht mehr." Sie fing leise an zu schluchzen. "Das hast du dir nur eingebildet. Du hattest Hunger und wirst langsam paranoid hier drin. So wie wir alle. Und du hast ein schlechtes Gewissen, weil Tom durch deine Hand gestorben ist. Aber er kann dir nichts tun. Er ist tot. Und außerdem hat er sich freiwillig gemeldet und du hast dich ja entschuldigt." Meinte Liam zu ihr und lächelte sie freundlich an. Ein leichten Schmerz spürte ich in meiner Brust, aber ich ignorierte ihn.

Miriam sagte nichts dazu. "Wieso wolltest du ihn eigentlich... naja, töten?" Fragte ich sie, bevor ich mich zurückhalten konnte. Die Frage, die mich schon die ganze Zeit beschäftigt hat, und die ich eigentlich nie stellen wollte, hing nun im Raum und alle sahen Miriam erwartungsvoll an. "Ich... ähm... also, ich wollte ihn töten, weil er..." Ihre Stimme brach und sie sah beschämt und gebrochen zu Boden. "Weil er was?" Hackte Anna nach. Miriam sah auf. Tränen standen ihr in den Augen. "Du musst es uns nicht sagen, wenn du nicht willst, Miriam." Sagte ich schnell. Ich sah ja, dass sie nicht antworten wollte oder konnte, und da ich sie in diese dumme Lage gebracht hatte, wollte ich sie auch wieder dort heraus holen. Auch, wenn ich es verdammt gerne gewusst hätte.

Miriam nickte dankbar und zwang sich zi einem leichten Lächeln.

Test 11Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt