' S t e r n e '

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"Das ist der große Wagen", Rude deutete auf den sternenbefleckten Nachthimmel und Juno kicherte. Sie umfasste seine Hand und schob sie ein Stück nach rechts.

"Das ist der große Wagen", korrigierte sie Rude und er schmunzelte. Vielleicht war es der billige Wein, der beide so blöd grinsen ließ. Vielleicht war es dieses idyllische Städtchen, vielleicht die Ruhe der Nacht. Vielleicht war es auch einfach bloß der Schmerz.

"Ich habe noch nie viel von Sternen gehalten", gestand Rude, "Sadie schwor auf Sternzeichen, Horoskope und diesen ganzen Quatsch. Aber ich glaube nicht, dass Sterne unser Glück und Unglück bestimmen. Dafür sind allein wir verantwortlich."

Juno stieß einen Seufzer aus.

"Aber Rude...ist dir niemals etwas so furchtbares passiert, dass du dachtest, dafür könnte niemals ein einzelner Mensch sorgen? Dass du geglaubt hast, der Kosmos würde seine Finger im Spiel haben?"

Rude zögerte.

"Doch", stimmte er ihr zu, "Sadies Tod. Aber weißt du...daran sind nicht die Sterne schuld, sondern ich. Sie hat mich angeschrien und ich war taub. Sie hat mir ihre Narben gezeigt und ich war blind. Sie hat geweint und ich habe nichts getan. Sie wollte nur ihr Glück finden und ich habe sie zum Unglück geführt."

"Wir alle machen Fehler. Wir können nie wissen, was im Kopf eines anderen vorgeht. Manchmal wissen wir ja nicht einmal, was in unserem eigenen Kopf vorgeht."

Rude löste den Blick vom Nachthimmel und sah Juno an. Der Mond spiegelte sich in ihren glasigen Augen.

"Aber ich habe so viele Fehler gemacht", entgegnete er, "So unfassbar viele. Ich wünschte, ich könnte all die schlimmen Dinge, die ich zu ihr gesagt habe, vergessen."

"Du darfst sie nicht vergessen", mahnte Juno, "Niemals. Denn wenn du deine Fehler vergisst, könntest du sie wieder begehen."

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weight of livingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt