Der Wolf ohne Geschichte

391 30 3
                                    

Eines Tages lief Hina, ein Mädchen mit kurzen braunen Haaren und dunkelbraunen Augen, durch die Straßen von der Stadt Morio.

Sie seufzte und sah zu dem grauen bewölkten Himmel hinauf, sie hatte seit mindestens drei Jahren keinen blauen Himmel mehr gesehen. Sie vermisste den Sonnenuntergang mit seinen vielen Farben die den Himmel schmückten und den Mondschein der ihr Geborgenheit und Freude gab.

Sie setzte sich auf eine Bank, wie jeden Tag, und wartete dass etwas spannendes passieren würde, als plötzlich, aus irgendeinem Grund, die Armee der Stadt auf sie zukam.

Der Mann ganz vorne hatte ein schneeweißes Tier an der Leine. Hina sah genau hin und sie erschrak.

Es war ein Wolf!

Wie kann sich nur ein so wunderschönes Tier auf ein so niederes Niveau herab lassen? fragte sich Hina.

Der Wolf knurrte Hina an als er an ihr vorbei kam.

Seine saphirblauen Augen sahen sie durchbohrend an.

Der Mann zog so kräftig an der Leine dass der Wolf auf den Boden fiel.

„Du Mistvieh! Lass das Mädchen in Ruhe!“ schrie der Mann den Wolf an und ging weiter.

Hina war verärgert, Was hab ich da eben gehört? Mistvieh? Würde er mich auch so nennen wenn ich an der Leine hängen würde?

Sie sah dem Wolf noch so lange hinterher bis er am Ende der Straße mit seinem Herrn nach links abbog.

Hina war auch ein Wolf und fand es absurd wie die Menschen mit ihresgleichen umgingen. Öfters verwandelte sie sich in einen Wolf um im nahe gelegenen Wald nach Artgenossen zu suchen. Aber bis jetzt hatte sie niemanden gefunden.

Sie ging auf den Markt in der Stadt um Essen einzukaufen.

Auf dem Weg dorthin traf sie wieder die Armee, aber diesmal mit einem anderen Mann an der Front. Er hatte einen schwarzen Wolf der Hina auch anknurrte, aber er sagte durch Gedankenübertragung: „Bitte befreie mich, ich heiße Aoi.“

Der Herr von Aoi zog genauso kräftig an der Leine wie der vorherige.

Aoi jaulte und lief gekränkt hinter ihrem Herrchen her.

Sie sah Hina noch einmal, mit ihren so hellen blauen Augen an das es aussah als würden sie Diamanten anstarren.

Hina ging Gedankenversunken auf den Markt. Sie kaufte Fleisch, ein paar Beeren und Gewürze ein.

Als sie nach Hause, zu einem kleinen Häuschen am Waldrand, kam überlegte sie sich wie sie Aoi und vielleicht auch den weißen Wolf befreien konnte.

„Ich hab’s!“ sagte Hina von sich selbst begeistert. „Ich lass mich einfach auch von den Menschen einfangen!“

Sie ging in ihr Bett und schlief sofort ein.

Am nächsten Morgen verwandelte sie sich in einen Wolf.

Als Wolf hatte sie ein hellbraunes Fell und bernsteinfarbene Augen. An einem Ohr hatte sie noch ihren Ohrring hängen den sie nie abnahm. Es war ein silberner Ohrring mit einem Bernstein in der Mitte.

Hina lief in die Stadt. Kreuz und quer bis sie vor einer Gruppe der Armee stand.

Alle gingen auf sie los, bis ein Mann aus dem Getümmel kam und sich vor Hina mit einem Stück Fleisch kniete. Er hatte blonde wüste Haare, blaue Augen und sah, im Gegensatz zu den anderen Soldaten, recht jung aus.

Sie näherte sich ihm vorsichtig und schnappte sich das Stück Fleisch.

Der Mann packte sie sanft am Kragen aber war überrascht dass sie nichts dagegen tat. Er nahm eine Leine und band das Halsband, an der Leine, ohne Probleme um ihren Hals.

„Hast du schon einen Namen?“ fragte er sie.

Hina nickte.

„Kannst du mir zeigen welchen?“

Hina stand auf und ging zu einem Plakat ganz in der Nähe und zeigte auf die Buchstaben: H-I-N-A.

„Hina?“ fragte er.

Hina nickte noch einmal.

Ein Soldat meckerte plötzlich: „Yuuki lauf endlich weiter wir haben keine Zeit mit einem Wolf zu plaudern.“

„Ja Tadashi. Außerdem sie ist eine Wölfin!“ erklärte Yuuki.

Die Gruppe lief weiter.

Am Ende des Tages war die Schicht der Gruppe zu ende und Hina taten die Pfoten so weh als währen ihr drei Ambosse drauf gefallen.

Sie liefen zu einer Festung.

Als sie drinnen waren lief Yuuki auf einen anderen Wolfsbesitzer zu und fragte ihn in welchen der mit Gitterstäben verschlossenen Boxen er Hina tun konnte.

„Stell sie zu Aoi!“ sagte der Mann kurz.

Aoi? Ist das nicht die schwarze Wölfin? dachte sich Hina.

Und so war es auch.

„Du bist gekommen!“ sagte Aoi froh und schleckte Hina über ihr Gesicht.

„Ich will euch befreien.“ Sagte Hina.

„Uns? Uns alle?“ fragte Aoi.

„Wenn’s gut geht…ja. Aber als erstes hatte ich an dich und den weißen Wolf da gedacht.“

„Meinst du sie?“ Aoi zeigte auf den Käfig gegenüber.

„Ja!“

„Das ist Misaki, die kannst du vergessen.“

„Wieso sie hat doch auch ein recht auf Freiheit.“

„Ja das schon, aber sie kennt keine Liebe, keine Freundschaft und auch kein Mitleid, sie hat auch keine Geschichte, sonder sie kann nur das Töten und Zerstören. Sie hat schon mehr als einen Wolf getötet und bei uns wird sie auch keine Ausnahme machen nur weil wir sie befreit haben.“

„Wieso soll sie einen Wolf getötet haben?“

„Weil sie früher auf das Töten ausgebildet worden ist. Sie wurde in Wolfskämpfen angewendet und dort hat sie der viermalige Meister. Auch wenn sie lieb aussieht weil sie weißes Fell hat, heißt es nicht das sie es ist.“

„Das heißt doch noch lange nicht dass sie es in freier Wildbahn machen würde!“ Hina war entsetzt.

„Sie hatte auch hier einmal einen Wolf getötet. Der arme Kerl wurde in ihre Box gestellt und mitten in der Nacht hörten wir Wölfe ein knurren und ein lautes jaulen, danach war Ruhe. Am nächsten Tag lag der andere Wolf tot neben Misaki mit vielen Bisswunden an seinen Beinen und an seinem Hals. Seitdem darf kein Wolf mehr zu ihr in die Box. Sies einfach ein sie ist ein Einzelgänger.“

Hina war empört: „Habt ihr sie auch mal gefragt warum sie das gemacht hat?!?“

„Ähm…ich glaube weil…“

„Weil der Typ mich gereizt und angemacht hat!“ sagte Misaki.

„Ach du sei mal still!“ sagte Aoi.

„Weiß sie nicht am besten darüber bescheit!“ sagte Hina verärgert.

„Und ich weiß schon was Liebe ist!“ sagte Misaki traurig.

Sie biss plötzlich das Gitter vor ihr durch und sprang raus.

Dann lief sie zu Hina und Aoi hinüber und biss deren Gitter durch.

Die drei liefen dann zu den restlichen zehn Boxen und bissen jedes einzelne Gitter durch.

Die Wölfe rannten nach draußen. Aus der Festung und dann aus der Stadt.

Fast alle liefen in den Wald, alle außer Misaki, Aoi und Hina.

Als Misaki sich zu Aoi und Hina drehte merkten sie das Misaki ein Armband an der rechten Pfote trug, es war Silber mit drei Saphiren drauf.

Sie verwandelte sich plötzlich zu einem Mensch.

Das Paradies der WölfeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt